Leipzigs City bekommt einen Hofladen, ein bisschen so wie ihn sich die Grünen wünschten. Die Idee der Grünen-Fraktion, wie man den regionalen Bauern bei der Direktvermarktung helfen könnte, war schon sehr konkret. Die Zeit drängt. Denn den ersten Schritt zu einem neuen Landwirtschaftskonzept hat der Stadtrat im Oktober 2023 mit dem neuen Vergabekonzept ja getan. Aber wenn Landwirte zunehmend ökologisch wirtschaften, brauchen sie auch eine Vermarktung in der Region. Möglichst direkt in Leipzig.
Und nicht irgendwo am Rand der Stadt in kleinen Hofläden. Die haben ihren eigenen Reiz. Aber nicht jeder Landwirtschaftsbetrieb unterhält so einen Laden auf dem eigenen Hof, hat auch oft das Personal nicht dafür. Die Kundschaft sitzt logischerweise in der großen Stadt. Und wenn die regionalen Produkte an ihre Käufer in der Stadt kommen sollen, braucht es irgendwie einen Anlaufpunkt.
Möglichst einen, der nicht neue Konkurrenzen schafft – wie gegen die Frischemärkte, wo Selbstvermarkter aus dem Umland sowieso längst ihre festen Stände haben und ein kauffreudiges Publikum.
Darauf wies in der Debatte in der Ratsversammlung am 24. April auch CDU-Stadträtin Sabine Heymann hin, die sich auch im Berufsleben mit der Vermarktung regionaler Produkte beschäftigt, die Sorgen und Wünsche der Anbieter also auch gut kennt.
Aber welches wäre die Lösung?
Die Grünen – für die am 24. April der umweltpolitischer Sprecher Jürgen Kasek sprach – hatten versucht, das Landwirtschaftskonzept ein Stück weiter zu denken: „Der Oberbürgermeister wird aufgefordert, die regionale Wertschöpfung in der Landwirtschaft durch Direktvermarktung zu stärken. Dazu soll schnellstmöglich ein Konzept für ein Geschäft in der Leipziger Innenstadt vorgelegt werden, indem Landwirtschaftsbetriebe aus der Stadt und Region Leipzig ihre Produkte direkt anbieten können. Parallel dazu soll auch eine eigene Kampagne zum Kauf von Produkten aus lokaler und regionaler Landwirtschaft entwickelt werden.“
Aber das war wieder sehr von oben her gedacht, so nach dem Motto: Die Stadt kümmert sich. Obwohl doch eigentlich die vielen verschiedenen Anbieter selbst am besten wissen müssten, wie Direktvermarktung im Herzen der Stadt funktionieren könnte.
Der Vorschlag des Wirtschaftsdezernats
Weshalb das Wirtschaftsdezernat vorschlug, dass diese es selbst in die Hand nehmen: „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, regionale Landwirte, Vereine, Verbände und andere aufzurufen, einen Hofladen in Leipzigs Innenstadt zu betreiben und dafür eine Förderung über den Cityfonds zu beantragen.“
Dann würde die Stadt zwar Fördergeld ausreichen – aber den Laden würden die Landwirte nach ihren eigenen Bedürfnissen betreiben können. „Die Verwaltung schlägt vor, weiter zu gehen – direkt in die Umsetzung. Jeder Laden braucht vor allem Partner und diese gilt es zu finden, idealerweise indem man diejenigen direkt anspricht, die nach der Vorstellung der Antragsteller profitieren sollen: Die regionalen Landwirte und ihre Vertriebspartner.
Dabei soll bewusst der Blick auch auf Landwirte außerhalb des Leipziger Stadtgebietes erweitert werden“, betonte das Wirtschaftsdezernat. Und den Vorschlag fanden auch die Grünen gut, weshalb sie am 24. April auch den Verwaltungsstandpunkt aus dem Wirtschaftsdezernat zur Abstimmung stellten.
Bis 2025 steht Fördergeld aus dem Cityfonds zur Verfügung. Und das Wirtschaftsdezernat meldete auch, der Antrag laufe schon.
Noch eine Idee von der SPD
Die SPD-Fraktion hatte noch einen eigenen Änderungsantrag eingeklinkt, der die Idee von Pop-up-Verkaufsständen beinhaltet. Das fand auch Kasek sympathisch, aber eben einen anderen Weg der Lösung. Weshalb Linke-Stadtrat Michael Neuhaus die Herauslösung des SPD-Antrags beantragte. Aber das wollte dann SPD-Stadtrat Andreas Geisler wieder nicht, weil derselbe Antrag sowieso schon als eigener SPD-Antrag im Verfahren ist.
Sodass dann der SPD-Antrag auch zur Abstimmung kam, aber mit deutlicher Mehrheit (diesmal) abgelehnt wurde. Während der zur Abstimmung gestellte Verwaltungsstandpunkt mit 37:8 Stimmen bei 17 Enthaltungen ein deutliches Votum erhielt, womit jetzt die kleine Chance besteht, dass es demnächst irgendwo in der City einen Hofladen mit Landwirtschaftsprodukten aus der Region gibt.
Der ja übrigens auch ein Lückenfüller ist. Denn diese Aufgabe hätte schon längst die Markthalle am Wilhelm-Leuschner-Platz übernehmen können. Doch deren Verwirklichung ist immer noch Zukunftsmusik.
Ob es freilich zu einem Hofladen kommt, daran äußerte Andreas Geißler nach der Abstimmung deutliche Zweifel, die Idee funktioniere wohl doch nicht wie gedacht. Dann wäre vielleicht in nächster Zukunft die SPD-Idee eine mögliche Lösung.
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