In die Kรผche gehen, den Hahn aufdrehen und ein Glas klares, kaltes Wasser genieรen. Zumindest in Deutschland eine Selbstverstรคndlichkeit. Doch woher kommt unser Trinkwasser รผberhaupt? Und wie lange wird Trinkwasser noch so selbstverstรคndlich sein?
In Sachsen beliefern 70 รถrtliche Aufgabentrรคger und drei Fernwasserversorger die Haushalte mit Trinkwasser. Gut die Hรคlfte wird aus Grundwasser und angereichertem Grundwasser gewonnen. Geringe Anteile machen zudem Uferfiltrat, Quell- und Flusswasser aus.
Pro-Kopf-Verbrauch in Sachsen am niedrigsten
Eine Besonderheit im Freistaat ist der historisch hohe Anteil von Talsperrenwasser mit rund 39 Prozent. Als der Bergbau in Sachsen vor rund 500 Jahren blรผhte, wurden bereits die ersten Wasserspeicher angelegt. Ende des 19. Jahrhunderts dann hielt der industrielle Aufschwung Einzug. Die Bevรถlkerung wuchs โ und auch ihr Wasserbedarf. Es wurden im groรen Umfang Talsperren und Wasserspeicher gebaut. Vor allem in den sรคchsischen Gebirgsregionen, in denen es an gut erschlieรbarem Grundwasser mangelt, wird Trinkwasser auf diese Art gewonnen. Insgesamt 23 Talsperren und Speicher dienen heute in Sachsen der Trinkwasserversorgung.
Die Leipziger Bรผrger*innen sind derweil vornehmlich auf Grundwasser angewiesen. Der Standort Naunhof erwies sich aufgrund der Grรถรe des Grundwasservorkommens als perfekt fรผr die Entstehung der zwei ersten Grundwasserwerke Leipzigs. Gemeinsam mit dem 1912 in Canitz und dem 1943 in Betrieb genommenen Werk in Thallwitz sind sie bis heute verantwortlich fรผr das saubere Trinkwasser in Leipzig.
Insgesamt werden jรคhrlich rund 230 Milliarden Liter Rohwasser im Freistaat Sachsen gewonnen. Das entspricht ungefรคhr des zweifachen Wasservolumens des Cospudener Sees. Der private, wirtschaftliche und gesellschaftliche Wasserbedarf summiert sich auf rund 279 Milliarden Liter. Davon verbrauchen die Haushalte rund 134 Milliarden Liter Trinkwasser. Mit 90 Liter pro Kopf und Tag sind die Sachsen und Sรคchsinnen damit die sparsamsten Wassernutzer*innen im Lรคndervergleich.
Jede*r Deutsche verbraucht 7.200 Liter tรคglich
Doch auch die anderen Bundeslรคnder haben sich nichts vorzuwerfen. Dass das Trinkwasser auf der Welt knapp wird, liegt nicht am privaten Verbrauch zu Hause - am trinken, kochen oder Wรคsche waschen.
Das Problem ist die โindirekteโ Wassernutzung. Damit bezeichnen Expert*innen die Wassermenge, die fรผr die Herstellung eines Lebensmittels oder Produkts verwendet, verdunstet oder verschmutzt wird. Das ist vor allem ein Problem bei wasserintensiven Produkten wie Kaffee, Fleisch oder Technik. Damit steigt der Wasserverbrauch pro Kopf auf 7.200 Liter tรคglich, heiรt es in einer Studie der Technischen Universitรคt Berlin im Auftrag des Umweltbundesamts.
Nutzungskonflikte schon in den nรคchsten Jahren
Wรคhrend Lรคnder des globalen Sรผdens den Trinkwassermangel schon in voller Hรคrte spรผren, flieรt das kรผhle Nass in Deutschland immer noch aus jedem Hahn. Doch wann kรถnnte das vorbei sein? Prognosen sind aufgrund verschiedener Faktoren schwer zu treffen.
Laut Umweltwissenschaftlerin Claudia Pahl-Wostl ist es aber wahrscheinlich, dass es schon in den nรคchsten Jahren โNutzungskonflikte zwischen der Trinkwasserversorgung der Bevรถlkerung, Bewรคsserung in der Landwirtschaft sowie gewerblicher und industrieller Wassernutzungโ geben wird. Zwar gehe sie davon aus, dass dabei der Trinkwasserversorgung Vorrang eingerรคumt wird, aber vor allem regional und zeitlich beschrรคnkte Wasserknappheit ist โim Sommer in den nรคchsten Jahren sehr wahrscheinlichโ.
Zukunftskonzepte fรผr Sachsen und Leipzig
Die Unesco fordert daher in ihrem Weltwasserbericht weltweit ein umweltschonendes Wassermanagement. Wรคlder mรผssen aufgeforstet, Moore wiederhergestellt und Felder nachhaltig bewรคssert werden. Auรerdem wird die bessere Reinigung von Abwรคssern und mehr Grรผnflรคchen in Stรคdten gefordert.
Zum Schutz der Trinkwasserversorgung wurden in Sachsen bereits Wasserschutzgebiete festgesetzt. Und auch Leipzig hat bereits das โZukunftskonzept Trinkwasserversorgung 2030โ aufgelegt. Dazu sollen die Wasserwerke in Naunhof bis 2026 durch einen Neubau ersetzt werden. Grit Schnitzer, Leiterin des Fachbereichs Wasserwerke Leipzig, unterstreicht: โDer Schutz der Ressource Wasser hat fรผr uns eine sehr hohe Prioritรคt.โ
Allgemeine Fakten zu Trinkwasser:
- Nur 2,5 Prozent des Wassers auf der Erde sind trinkbares Sรผรwasser.
- Von den 2,5 Prozent trinkbarem Sรผรwasser sind nur etwa 0,3 Prozent durch Flรผsse, Bรคche und Seen direkt zugรคnglich.
- Der Rest des Trinkwassers ist vereist oder im Grundwasser.
โLebensmittel Nummer Einsโ erschien erstmals im am 31. Mai 2023 fertiggestellten ePaper LZ 113 der LEIPZIGER ZEITUNG.
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