Der „Tag X“ hat bei uns über Tage einige Kräfte gebunden, da musste die Fortsetzung der Berichterstattung über die Ratsversammlung vom 31. Mai doch ein wenig zurückstehen. Dennoch kamen auch da einige wichtige Themen zur Sprache – so wie die Einsparungen in städtischen Gebäuden, die OBM Burkhard Jung im Sommer 2022 verhängt hat, als die extrem steigenden Energiekosten ganz Deutschland vor die Frage stellten: Wie schaffen wir eigentlich den Winter?
Bekanntlich hat Deutschland den Winter ganz gut geschafft. Die Gasspeicher waren gut gefüllt, Schulen, Kitas und andere öffentliche Gebäude mussten ihren Betrieb nicht einstellen. Nur die Heizungen mussten etwas heruntergedreht werden, das Badewasser war kälter und da und dort blieben die Lampen aus.
Aber die Frage, ob es Leipzig mit so einer Aktion tatsächlich schafft, einmal spürbar Energie einzusparen, die bewegte die Grünen-Fraktion schon.
„Ende Juli 2022 gab die Stadt Leipzig ihren Maßnahmenplan zum Energiesparen in einem Stufenplan bekannt. Demnach sollten alle Maßnahmen der Stufen A und B umgesetzt werden, wie Einschränkungen der Warmwasserversorgung und ein Absenken der Raumtemperaturen in städtischen Gebäuden (Schulen, Kitas, Verwaltung usw.), eine Abschaltung der ‚Effekt-Beleuchtung‘ u. a.
Insgesamt wurde das Ziel gesetzt, 15 % Energieeinsparung über alle Energieträger zu erlangen. Auch die Eigenbetriebe und Beteiligungsunternehmen sollten anhand des städtischen Maßnahmenplans eigene Stufenpläne erstellen“, stellten sie in ihrer Anfrage fest. „Einzelne Maßnahmen, wie die Temperaturabsenkung bei den städtischen Sportbädern, wurden nun bereits zurückgenommen, da die Energieeinsparziele erreicht wurden. Mit dem Ende der Heizsaison (30. April) wird es Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen.“
Und das Amt für Gebäudemanagement antwortete auch ausführlich, für Grünen-Stadtrat Jürgen Kasek freilich nicht ausführlich genug. Er hatte dann am 31. Mai doch noch einige Nachfragen zum Thema.
Die Antwort des Amtes für Gebäudemanagement zur Energieeinsparung.
Aber die Aussage von Baubürgermeister Thomas Dienberg stimmt schon: „Wir sind da auf einem guten Weg.“ Denn was man aus der Einsparaktion gelernt hat, kann man auch künftig anwenden, um den – unnötigen – Energieverbrauch in den Gebäuden der Stadt Leipzig zu senken. Aber auch die Zahlen, die das Amt für Gebäudemanagement vorgelegt hat, zeigen, dass tatsächlich spürbar an Energie eingespart wurde. Bei Fernwärme über 15 Prozent gegenüber 2021, bei Erdgas ebenfalls fast 15 Prozent.
Öl- und Gasheizungen werden zunehmend auf Fernwärme umgestellt
Was Jürgen Kasek trotzdem zu Nachfragen animierte. Denn gegenüber 2019 lag ja der Fernwärmeverbrauch 7 Prozent höher. Aber das, so Thomas Dienberg, habe natürlich damit zu tun, dass Leipzig deutlich mehr Liegenschaften betreibt – gerade Schulen und Kitas sind in den vergangenen drei Jahren zahlreich neu ans Netz gegangen. Und die mit der Umstellung beauftragte Leipzig Kommunale Energieeffizienz GmbH stellt immer mehr kommunale Gebäude von Erdgas auf Fernwärme um.
In der Antwort heißt es dazu: „Grundlegend ist trotz Flächenzuwachs durch Schul- und Kitabaumaßnahmen eine Verbrauchsreduktion für Strom und Wärme gegenüber dem Durchschnitt der letzten Jahre als auch dem Vor-Corona-Jahr 2019 erzielt worden. Wesentliche Beiträge lieferten hierfür die Umrüstung auf LED bei Straßenbeleuchtung und kommunalen Gebäuden (Intracting), die Nutzersensibilisierung über Halbe-Halbe, die eingeleiteten Maßnahmen aufgrund der Energiekrise, Modernisierung der Heizungsanlagen mit der LKE und die Sanierung kommunaler Gebäude. Bei Wärme ist zu beachten, dass eine fortlaufende Umstellung von Gebäuden von Erdgas auf Fernwärme erfolgt und weiter angestrebt wird.“
Was dann zu mehr Fernwärmeverbrauch führt und zu einer deutlichen Senkung des Gasverbrauchs.
Aber die Einzelauswertung zur Wärmedrosselung in Schulen, Kitas, Verwaltung, Sporthallen zeigt dann, dass sowohl bei Fernwärme als auch bei Erdgas- und Ölheizungen deutliche Verbrauchssenkungen erzielt wurden. Das „Notprogramm“ von 2022 hat also gezeigt, dass die Stadt in ihren Immobilien tatsächlich deutlich an Wärmeverbrauch einsparen kann, wenn man es will.
Wozu kommt – wie Schulbürgermeisterin Vicki Felthaus betonte –, dass eben doch noch viele Leipziger Schulen unsaniert sind und Energieeinsparen dort eine echte Herausforderung ist.
Auch Stadtbeleuchtung hat Strom gespart
Aber auch bei der Stadtbeleuchtung konnte eine Menge Strom eingespart werden. Unter anderem auch, weil die Festtagsbeleuchtung öffentlicher Gebäude ausgeschaltet wurde.
„Im Bereich der öffentlichen Beleuchtung wurden in dem Zeitraum durch die Abschaltung der Anstrahlungsanlagen und durch zusätzliche Reduzierung der Verkehrsbeleuchtung in den Dunkelstunden insgesamt 1.316.540 kWh eingespart. Das sind ca. 12 % Energieeinsparung bei der öffentlichen Beleuchtung und ca. 1 % bei der Anstrahlung“, so die Antwort der Verwaltung.
Und eigentlich überraschend ist, dass es auch den Eigenbetrieben der Stadt – vom Gewandhaus bis zum Klinikum St. Georg – gelang, deutlich Energie einzusparen. Und zwar vor allem beim Heizen. Beim Gasverbrauch wurden 17 Prozent gegenüber 2021 eingespart, bei Fernwärme 22 Prozent. Nur bei Strom wurde mehr verbraucht – plus 2 Prozent.
Warum mehr Strom verbraucht wurde, steckt möglicherweise in der Antwort auf die Frage, welche Maßnahmen sich in der Umsetzung als besonders schwierig erwiesen: „Maßnahmen, die zu Komforteinschränkungen führten, waren zum Teil aufgrund Akzeptanzgründen (z. B. Besucher im Kulturbereich) und aufgrund der Kontrollmöglichkeiten in der Umsetzung eine Herausforderung.“
Gegen herunter geregelte Raumtemperaturen kann man sich Pullover und dicke Jacken überziehen. Aber bei Sicherheit geht es vor allem um Licht. Bei Kunst- und Kulturgenuss ebenso und natürlich auch bei der Arbeit im Krankenhaus. So gesehen hat Leipzig tatsächlich gezeigt, dass man in einer konzertierten Aktion 15 Prozent Energie einsparen kann. Und dass man die Erfahrungen auch nutzen kann, künftig weiter an Einsparungen zu arbeiten, was – so Dienberg – eben auch mit der Sensibilisierung der Menschen zu tun hat. So wie es im Schulprojekt „Halbe-Halbe“ schon seit Jahren geschieht.
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