Ob der Antrag der Linksfraktion โ€žBezahlbares Grundkontingent der Gas- und Stromversorgung fรผr alle Privathaushalte prรผfen: Drohende soziale Notlagen in Leipzig rechtzeitig abwenden!โ€œ in der Ratsversammlung am 14. Dezember รผberhaupt schon zur Abstimmung kommt, ist fraglich. Aber die Stellungnahme der Stadt dazu macht schon sehr deutlich, dass er wohl abgelehnt wird und Stรคdte wie Leipzig hier kaum Handlungsspielraum haben.

Auch dann nicht, wenn sie wรผssten, wie viele Haushalte mit den kommenden deftigen Energierechnungen an den Rand der Zahlungsunfรคhigkeit getrieben werden.

Schon im Juli hatte die Linksfraktion einen รคhnlich angelegten Antrag โ€žSchutzschirm gegen Teuerung โ€“ 13-Punkte-Garantieplanโ€œ gestellt, der dann in der November-Ratsversammlung abgelehnt wurde.

Ihren neuen Antrag gestellt hat die Linksfraktion schon im September, als endgรผltig klarwurde, was fรผr enorme Kosten da auf viele Privathaushalte zukommen, wenn sie 2023 ihre Nebenkostenabrechnung bekommen. Im November kรผndigten dann die Stadtwerke Leipzig ihre deutlichen Preissteigerungen fรผr 2023 an.

Der Linke-Antrag zum bezahlbaren Grundkontingent.

Dass die Linksfraktion mit ihrem Anliegen durchaus richtig liegt, bestรคtigt jetzt die Stellungnahme der Verwaltung.

Die Stellungnahme der Verwaltung zum Antrag der Linksfraktion.

โ€žEine schnelle, spรผrbare und nachhaltige finanzielle Entlastung der Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt Leipzig ist notwendig und sinnvollโ€œ, heiรŸt es darin.

Und: โ€žDer Oberbรผrgermeister setzt sich im Deutschen Stรคdtetag bereits fortwรคhrend fรผr Entlasยญtungen im Zuge der Energie- und Gaskrise ein. Diese bestehen unter anderem aus erweiยญterten Beratungsangeboten fรผr die Bรผrgerinnen und Bรผrger, einer Erhรถhung des Wohngelยญdes sowie der Einfรผhrung des Bรผrgergeldes.โ€œ

Der Bund ist auf einer Ebene handlungsfรคhig, wo Kommunen die Hรคnde gebunden sind. Er kann auch ganz andere Gelder aufrufen, um solche Hilfspakete zu finanzieren.

โ€žDie Bundesregierung hat mit dem dritten Entlastungspaket MaรŸnahmen auf den Weg geยญbracht, um die Bรผrgerinnen und Bรผrger sowie die Unternehmen zu entlasten. Hierin enthalยญten ist eine Strompreisbremse, die eine Basisversorgung zu gรผnstigen Preisen ermรถglichen soll. Ein Sparanreiz bleibt weiterhin erhaltenโ€œ, betont die Verwaltungsvorlage.

โ€žFerner wurde eine Gaspreisbremse mit einem hohen Finanzierungsvolumen durch den Bund angekรผndigt. Die genaue Ausgestaltung dieยญser Gaspreisbremse ist noch offen. Es wurde eine Einmalzahlung fรผr den Dezember angeยญkรผnยญdigt; der Preisdeckel selbst soll ab Mรคrz, ggf. rรผckwirkend zum Januar, eingefรผhrt werden. Die von der Bundesregierung bereits veranlassten MaรŸnahmen sind somit zum Teil deckungsgleich mit den im Antrag geforderten Entlastungen.โ€œ

Datenschutz verhindert haushaltsgenaue Hilfe

Leipzig sollte aber โ€“ so dachte sich die Linksfraktion โ€“ die Bundesprogramme nicht ersetzen, sondern ganz konkret vor Ort tรคtig werden, um die finanzielle Not der am รคrgsten betroffenen Haushalte zu lindern.

Aber genau das geht nicht, stellt die Verwaltung nun fest: โ€žDie im Antrag vorgeschlagenen Prรผfungen stoรŸen absehbar auf eine Reihe von Problemen bei Organisation und Zustรคndigkeit, daher sind auch diese Prรผfungen entbehrlich.

Das in den Beschlusspunkten 1 und 2 geforderte Tarif-Modell (u. a. Staffelung nach Einkomยญmensverhรคltnissen der Haushalte) ist aus Datenschutzgrรผnden nur mit individueller Zustimยญmung der jeweiligen Kunden mรถglich. Die Stadtwerke Leipzig (SWL) sind nicht berechtigt, sich selbst รผber die Einkommensโ€ bzw. Vermรถgensverhรคltnisse der Kunden zu informieren, was einer unkomplizierten Umsetzung der in 1. a) bis c) beschriebenen Stafยญfelung entgeยญgensteht.

Die SWL weisen weiterhin darauf hin, dass sie รผber keine Kapazitรคten zur รœberยญprรผfung und Sonderbehandlung der unterschiedlich berechtigten Kundengruppen entspreยญchend des beschriebenen differenzierten Grundkontingenteโ€Tarifโ€Modells verfรผgen.โ€œ

Womit sich das von der Linken gewรผnschte โ€ždifferenzierte Grundkontingent-Tarif-Modellโ€œ als nicht umsetzbar erweist.

Die Stadtwerke wissen nicht, was fรผr ein Haushalt hinter einer Zรคhlernummer steckt und wie hoch dessen Einkommen ist. Und sie dรผrfen es auch nicht wissen. Sie erfahren es immer nur stรผckweise dann, wenn Stadtwerke-Kunden in Zahlungsschwierigkeiten geraten.

Wobei die Linksfraktion auch nicht direkt auf die Einkommenssituation der Haushalte abzielte, sondern auf deren langjรคhrigen Durchschnittsverbrauch.

LieรŸe sich daraus nicht eine Art Grundbedarfsmodell stricken?

Nein, stellt die Verwaltungsvorlage fest.

โ€žDie unter 3. vorgeschlagene Quersubventionierung wรผrde daran scheitern, dass eine gรผnstige Preisstellung fรผr bedรผrftige Kunden zu einem unverhรคltnismรครŸigen Zustrom in dieser Kundengruppe fรผhren wรผrde. Kunden hingegen, welche diese Rabattierung mitfinanยญzieren mรผssten, wรผrden dann zu anderen, gรผnstigeren Anbietern wechseln.

Die Wettbeยญwerbsยญsituation der Leipziger Stadtwerke wรผrde mit einem solchen Modell stark belastet werden. Nicht alle Leipzigerinnen und Leipziger werden von den Stadtwerken versorgt, eine Entlastung รผber die Stadtwerke wรผrde somit nicht allen Bedรผrftigen zugutekommen.โ€œ

Noch stehen ein paar Ausschรผsse auf der To-do-Liste zur Behandlung des Antrags, sodass dieser Antrag der Linksfraktion wohl erst im Januar zur Abstimmung in die Ratsversammlung kommt. Aber wohl mit eher schlechten Aussichten auf Erfolg. Da hilft wohl wirklich nur Sparen beim Heizen und beim Stromverbrauch, sodass die Rechnung am Ende nicht gar so hoch ausfรคllt.

Empfohlen auf LZ

So kรถnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstรผtzen:

Ralf Julke รผber einen freien Fรถrderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar