Die Vergesellschaftung von Wohnraum kann eine gerechte und ökologische Verteilung ermöglichen. Das argumentiert das am Donnerstag, 6. Oktober, vom Konzeptwerk Neue Ökonomie veröffentlichte Dossier „gerechte Wohnraumverteilung – Vergesellschaftung als Basis einer gerechten und ökologischen Wohnraumverteilung“. Das Dossier diskutiert neben sozialen auch die ökologischen Vorteile einer Vergesellschaftung von Wohnraum.
Wohnen ist in Deutschland verantwortlich für etwa 31 % der nationalen CO₂-Emissionen. Die steigende Wohnfläche pro Kopf ist ein Treiber des Ressourcen-, Flächen- und Energieverbrauchs. Neben der notwendigen energetischen Sanierung muss die Wohnfläche pro Kopf sinken, um den Sektor auf einen 1,5°C-konformen Weg zu bringen.
„Wohnfläche ist in Deutschland sehr ungleich verteilt. Wenn wir die Wohnfläche pro Kopf aus Klimaschutzgründen reduzieren wollen, dann geht das nur sozial. Und hierfür brauchen wir eine bessere, das heißt bedürfnisorientierte Verteilung von Wohnraum“, erläutert Kai Kuhnhenn Co-Autor.
Das Dossier zeigt Problemstellen bei der aktuellen Verteilung von Wohnraum auf. Durch die immense Verteuerung, insbesondere in Städten, kann der Wohnraumbedarf von Menschen mit geringen Einkommen nicht gedeckt werden.
Für Menschen, die ihren Wohnraum verkleinern möchten, gibt es durch die Verteuerung kaum bezahlbare Alternativen. Einen zentralen Grund für die problematischen Preisexplosionen im Wohnsektor sehen die Autor/-innen in dem Interesse der Wohnungskonzerne, Bodenspekulant/-innen und Investor/-innen an möglichst hohen Renditen.
„Wohnraum darf nicht weiter Ware und Spekulationsobjekt sein, sondern muss auf demokratische Weise bedürfnisgerecht und sparsam verteilt werden. Immobiliengesellschaften, die selber im Wettbewerb stehen, haben weder Interesse noch Anreize eine bedürfnisgerechte Verteilung zu verwirklichen. Daher ist die Vergesellschaftung von Wohnraum eine viel versprechende Strategie“, so Kai Kuhnhenn weiter.
Das Dossier diskutiert darüber hinaus Umsetzungsmöglichkeiten und Praxisbeispiele für eine Vergesellschaftung von Wohnraum z. B. durch kommunale Wohnungsunternehmen, Genossenschaften oder – wie auch von „Deutsche Wohnen & Co. Enteignen“ vorgeschlagen – die Übertragung in eine Anstalt öffentlichen Rechts. Dabei geht es nicht um Wohnungen in privatem und/oder selbst bewohntem Einzelbesitz, sondern um große Immobilienunternehmen, die vor allem in den großen Städten einen hohen Anteil der Mietwohnungen besitzen.
Vertieft wird diese Thematik auch auf der „Vergesellschaftungskonferenz – Strategien für eine demokratische Wirtschaft“, welche am Wochenende in Berlin stattfindet. Das Konzeptwerk Neue Ökonomie ist Mitveranstalter der Konferenz.
Diese Veröffentlichung ist Teil des Projektes „Bausteine für Klimagerechtigkeit“, in dessen Rahmen fortlaufend Politikvorschläge für eine sozial-ökologische Transformation veröffentlicht werden.
Das Dossier findet man zum Download auf der Homepage des Konzeptwerks Neue Ökonomie.
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