Eine der finsteren Kehrseiten unserer Konsumgesellschaft ist der Müll. Kaum gekauft, landen fast neuwertige Produkte in der Tonne. Technische Geräte werden einfach entsorgt, wenn auch nur ein Bauteil defekt ist. Das kann sich keine Gesellschaft auf Dauer leisten. Es zerstört nicht nur die Umwelt, sondern verschlingt auch wertvolle und teure Rohstoffe. Wir müssen umdenken. Und deshalb startete die Leipziger Stadtreinigung am Freitag, 20. Mai, das Projekt Reparaturbonus.
Unterstützung dafür gibt es auch vom Sächsischen Ministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, weshalb auch Umweltminister Wolfram Günther zum Starttermin im HSC HomeElektronik Service-Center in der Brahestraße 1 in Leipzig erschien.
Mit dem Reparaturbonus startet der Eigenbetrieb Stadtreinigung Leipzig ein Pilotprojekt, mit dem Reparaturleistungen wieder attraktiver werden sollen. Denn oft schmeißen auch die Leipziger die defekten Geräte nur deshalb weg, weil die Reparatur teurer wäre als der Kauf eines neuen Gerätes.
„Mit der Reparatur wird die Lebensdauer von Gegenständen verlängert und damit Abfälle vermieden. Das Projekt fügt sich also perfekt in das Langzeitziel der Zero-Waste-Strategie der Stadt Leipzig ein“, erläutert Heiko Rosenthal, Beigeordneter für Umwelt, Klima, Ordnung und Sport der Stadt Leipzig, das Ziel des Projektes.
Es geht schlicht darum, die Bevölkerung Leipzigs weiter für eine nachhaltige Nutzung von Gebrauchsgegenständen zu sensibilisieren und die Menge an Abfällen zu reduzieren.
50 % Rabatt auf Reparaturleistungen
Konkret erhalten die Bürgerinnen und Bürger bei ausgewählten Betrieben 50 Prozent Rabatt auf Reparaturleistungen bis zu einem Maximalbetrag von 100 Euro bei Haushaltsgeräten und Handys bzw. von 50 Euro bei Fahrrädern sowie Textil- und Lederwaren. Dafür sprach die Stadtreinigung als Pilotprojekt Handwerksbetriebe im Leipziger Osten an, um hier vorhandene Angebote stärker in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen.
„Gerade in diesem Stadtteil möchten wir Reparaturinitiativen fördern und ein Netzwerk etablieren, das perspektivisch mit Angeboten aus anderen Stadtteilen verbunden werden kann“, kommentiert Elke Franz, Kaufmännische Betriebsleiterin des Eigenbetriebs Stadtreinigung Leipzig. So wird Umweltschutz mit der Förderung der lokalen Wirtschaft verbunden. Das Pilotprojekt läuft von Mai bis August 2022 und vergibt insgesamt 10.000 Euro an Rabatten.
Leipzig auf dem Weg zur Zero-Waste-City
Umweltminister Günther begrüßt bei der Gelegenheit Leipzigs Weg zur Null-Müll-Stadt: „Ich freue mich, dass die Stadt Leipzig auf dem Weg zur ersten sächsischen ‚Zero Waste City‘ ist. In diesem Rahmen hat Leipzig ein Pilotprojekt für einen Reparaturbonus in einem Quartier der Messestadt gestartet. Dieses Engagement ist sehr wichtig, denn für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz brauchen wir die Kommunen.“
Und auch für den Freistaat wäre es wichtig, herauszubekommen, wie der Bonus in Leipzig angenommen wird.
„Wir sind hoch interessiert daran, wie der Bonus ankommt, für welche Reparaturen er verwendet wird und wie wir damit den Lebenszyklus von Produkten verlängern können“, betonte Günther.
„Die Erkenntnisse wollen wir nutzen, um Optionen für einen sächsischen Reparaturbonus zu prüfen. Reparaturen vermeiden Ressourcenverschwendung, sie sind gut für Umwelt und Klima, denn die meisten CO₂-Emissionen fallen bei der Herstellung eines Produkts an. Und auch örtliche Reparaturbetriebe profitieren von einem solchen Programm. Festzuhalten ist aber auch: Ein Reparaturbonus kann nicht lösen, was an ökologischen und volkswirtschaftlichen Belastungen durch mangelnde Reparierbarkeit oder den geplanten Verschleiß eines Produkts entsteht. Hier gibt es weiterhin einen großen Handlungsauftrag.“
Das Landesumweltamt begleitet den Reparaturbonus wissenschaftlich im Rahmen eines Forschungsvorhabens. Dabei sollen unter anderem der Reparaturbedarf und die Reparatureignung verschiedener Produkte ermittelt werden. Zudem soll erhoben werden, welche verfügbare Reparaturinfrastruktur vorhanden beziehungsweise welche nötig ist, um die Bedarfe zu decken.
Auch soll betrachtet werden, wie der Bonus von verschiedenen Altersgruppen genutzt wird und mit welchem Verfahren die maximale Teilhabe am Bonus ermöglicht wird. Und schließlich soll ermittelt werden, wie die Erkenntnisse von der Stadt Leipzig auf den ländlichen Raum übertragen werden können.
Nach einer Auswertung sollen Bedarfe ermittelt und perspektivisch ein Netzwerk für das gesamte Stadtgebiet geschaffen werden. Dieses ermöglicht lokalen Betrieben, ein gemeinsames Auftreten und Reparaturleistungen zu bewerben, was auch den Bürgerinnen und Bürgern hilft, die passenden Angebote zu finden.
Wo es den Reparaturbonus gibt
Bei folgenden Betrieben kann der Reparaturbonus ab dem 20. Mai in Anspruch genommen werden:
– HSC HomeElectronic Service-Center GmbH Niederlassung Leipzig
– Elektronikpartner Dähn
– Le Schuhstar
– Orthopädie-Schuhtechnik Richter
– Handy+Rettung Leipzig
– reptune
– Radschlag Leipzig
– Veloismus
Das Pilotprojekt läuft vom 20. Mai bis längstens 31. August dieses Jahres, für das Programm stehen insgesamt 10.000 Euro zur Verfügung. Sollte das Budget vor dem 31. August erschöpft sein, endet die Pilotphase früher. Die Realisierung des Reparaturbonus erfolgt im Rahmen eines Kooperationsvertrags zwischen der Stadt Leipzig und dem SMEKUL.
Damit werden öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger bei der Umsetzung von Maßnahmen unterstützt, insbesondere im Rahmen des „Green Deal“ der EU. Die entsprechenden Mittel werden auf der Grundlage des vom sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts bereitgestellt.
„Zero Waste“ (englisch für „null Müll“/„null Verschwendung“) ist eine Strategie der nachhaltigen Entwicklung. Sie verfolgt das Ziel, möglichst wenig Abfall zu produzieren und Rohstoffe nicht zu verschwenden. Dies soll durch zahlreiche Maßnahmen – etwa durch Abfallvermeidung, Reparaturen, Wiederverwendung und Recycling – erreicht werden.
Alle Informationen zum Reparaturbonus und den beteiligten Betrieben sind unter www.stadtreinigung-leipzig.de zu finden.
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