Das erste Corona-Jahr brachte eine leichte Entspannung für all jene Haushalte, die immer wieder in Schwierigkeiten geraten, ihre Stromrechnungen zu bezahlen. Viele Stadtwerke übten Kulanz, verzichteten auf die zeitnahe Vollstreckung und gaben den Betroffenen mehr Möglichkeiten, die Stromschulden zu begleichen. Was sich dann gerade in der Stadt Leipzig als deutlicher Rückgang der Stromabschaltungen im Jahr 2020 bemerkbar machte.

Was gerade im Lockdown wichtig war, als viele Familien auch gerade mit geringen Einkommen auf einmal zu Hause festhingen und zwangsläufig auch noch einen höheren Stromverbrauch hatten. Und wer Kinder zu versorgen, Kochen, Waschen und auch noch ein Homeschooling zu bewältigen hatte, weiß, was es bedeutet, wenn der Strom für fünf Tage mal komplett weg ist und man mitten in so einer Zeit auch noch mit den Stadtwerken reden und irgendwie das fehlende Geld auftreiben muss.

Stromabschaltung: leichte Entspannung in Sachsen

Fünf Tage waren die durchschnittlichen Stromabschaltungen in Leipzig und Dresden, von wo dem Umweltministerium entsprechende Zahlen vorlagen. Umweltminister Wolfram Günther hat diesmal die entsprechende Anfrage zu Stromabschaltungen in Sachsen von Susanne Schaper (Die Linke) beantwortet.

Danach zeichnet sich zumindest nach jetzigem Stand eine weitere leichte Entspannung bei den Stromabschaltungen für sächsische Haushalte ab, wahrscheinlich bestärkt durch die Kulanzregelungen im ersten Corona-Jahr. Denn besonders in Leipzig sank die Zahl der von Stromabschaltungen betroffenen Haushalte stärker als in Dresden oder Chemnitz.

Dort lagen die Zahlen schon in der Vergangenheit niedriger. In Leipzig war immer auch zahlenmäßig sichtbar, dass es hier deutlich mehr Haushalte mit niedrigen Einkommen gibt und die Armutsgefährdungsquote höher ist als in den beiden anderen sächsischen Großstädten.

Im Jahr 2018 kam es in der Kreisfreien Stadt Chemnitz noch zu 1.647, in Dresden zu 2.200 und in Leipzig zu 4.129 Stromabschaltungen.

2019 gab es in der Kreisfreien Stadt Chemnitz noch 1.528, in Dresden 2.193 und in Leipzig 3.962 Stromabschaltungen.

Mehr Menschen im Beschäftigungsverhältnis

Man sah schon einen leichten Rückgang, der auch davon erzählte, dass mehr Menschen in vollwertige Arbeitsverhältnisse kamen und die Zahl der prekären Jobs aufgrund der Arbeitskräftenachfrage sank.

Aber ganz ist die Zeit der Billigjobs, von denen man sein Leben nicht wirklich finanzieren kann, in Sachsen trotz allem nicht vorbei.

Das zeigt nun auch die jüngste Auskunft des Umweltministeriums, nach der es nach den Angaben der Stromnetzbetreiber in Dresden 2.004, in Chemnitz 1.571 und in Leipzig 2.417 Stromabschaltungen gab. Neben leichten Rückgängen in Chemnitz und Dresden steht also ein deutlicherer Rückgang in Leipzig.

Werden Strompreiserhöhungen zum Problem?

Ob das auch im Jahr 2021 Bestand hat, ist offen. Denn die Erholung am Arbeitsmarkt in Leipzig machte sich wirklich erst im Sommer 2021 so richtig bemerkbar. Und für 2022 haben auch die Stadtwerke Leipzig höhere Strompreise angekündigt, weil sich auf den Energiemärkten nach Corona überall ein rapider Preisanstieg bemerkbar macht.

Es könnte also passieren, dass ab 2022 doch wieder mehr Haushalte in Sachsen Schwierigkeiten bekommen, ihre Stromrechnungen zu bezahlen – eigentlich etwas, was mittlerweile auch zu regelrechter Ausgrenzung führt, da es ohne Strom und gerade in Lockdown und Homeoffice praktisch nicht mehr möglich ist, am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben teilzunehmen.

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