Am Mittwoch, 6. Januar, legte der Leipziger Immobilienmakler PISA seine jรผngste Auswertung zur Entwicklung am Leipziger Mietwohnungsmarkt vor. Eine Auswertung, die ziemlich genau abbildet, zu welchen Preisen in Leipzig Wohnungen neu vermietet werden. Und auch fรผr 2020 gilt: Die Preise auf dem Leipziger Wohnimmobilienmarkt entwickeln sich weiterhin mit moderater Dynamik.

Bei den Erstbezugswohnungen nach Neubau und Sanierung stiegen die mittleren Angebotsmietpreise im Jahr 2019 um 3,3 Prozent auf glatt 9,00 Euro/mยฒ. Im Jahr zuvor war noch ein Plus von 6,2 Prozent zu verzeichnen. Auch die Preise bei den Bestandswohnungen erhรถhten sich weniger stark als in den Vorjahren. Sie kletterten von 6,70 auf 6,99 Euro/mยฒ. Das entspricht einem Anstieg um 4,3 Prozent (2018: +5,0 Prozent).

Zweistellige Zuwachsraten, wie sie 2016 noch Realitรคt waren, gibt es damit nun seit drei Jahren nicht mehr. Das sind die Kernergebnisse des neuen PISA-Marktberichtes 2020, den der Leipziger Immobilienmakler PISA Immobilienmanagement GmbH & Co. KG heute zum fรผnften Mal fรผr Ostdeutschlands grรถรŸte Metropole vorgelegt hat.

Sanierter Altbau gegen den Trend

Timo Pinder, Geschรคftsfรผhrer von PISA Immobilien, kommentiert: โ€žEs ist offenkundig, dass die Preiskurve weiter abflacht. Das gilt insbesondere fรผr Erstbezugswohnungen im Neubau oder nach Sanierung. Hier ist bei den 20 Prozent der teuersten Angebotsmieten sogar ein minimaler Rรผckgang von 12,08 auf 12,00 โ‚ฌ/mยฒ zu konstatieren. In rรคumlicher Perspektive lรคsst der Stadtbezirk Nordost, unter anderem mit den Ortsteilen Mockau, Schรถnefeld und Thekla, aufhorchen. Er ist der einzige, bei dem die Erstbezugsmieten im Median rรผcklรคufig sind.

Eine vergleichbare Entwicklung ist im Bestand nicht zu beobachten. Doch es gibt auch eine Ausnahme des allgemeinen Trends: die Erstverkรคufe sanierter Altbauwohnungen. In diesem Segment ist die Preissteigerung dynamischer gegenรผber dem Vorjahr. Sanierte Altbauwohnungen verteuerten sich im Mittel um rund elf Prozent auf fast 4.500 โ‚ฌ/mยฒ. Sie erzielten damit hรถhere Verkaufspreise als erstverkaufte Neubauwohnungen mit knapp 4.300 โ‚ฌ/mยฒ.โ€œ

Was zum einen natรผrlich heiรŸt: Der Run auf Immobilienbesitz geht immer weiter und das treibt auch in Leipzig die Verkaufspreise fรผr Wohneigentum nach oben. Fรผr hohe Mieten aber ist der Markt eigentlich abgeschรถpft.

Dafรผr wird der verfรผgbare Bestand Wohnungen unter 6,00 Euro/mยฒ immer kleiner.

Derzeit gibt es nur noch neun von insgesamt 63 Leipziger Ortsteilen, in denen die Bestandsangebotsmieten im Median unter 6,00 Euro/mยฒ liegen. Hauptsรคchlich gilt das fรผr Wohngebiete im Stadtbezirk West.

Zwei Ortsteile (Zentrum und Zentrum-Ost) weisen in dieser Kategorie einen Mietpreis von รผber 9,00 Euro/mยฒ auf, sechs weitere von mindestens 8,00 Euro/mยฒ, darunter SchleuรŸig und die Sรผdvorstadt. Knapp die Hรคlfte der Ortsteile, insgesamt 30, bewegt sich in der Preisspanne zwischen 6,00 und 6,99 Euro/mยฒ, in 16 Ortsteilen sind zwischen 7,00 und 7,99 Euro/mยฒ zu zahlen.

Erstbezug: GroรŸe Preisspanne im gesamtstรคdtischen Vergleich

Bei den Erstbezugsmieten nach Neubau und Sanierung ist die Preisspanne deutlich grรถรŸer als bei den Bestandsangebotsmieten. So gab es 2019 noch drei Ortsteile mit einem Medianwert unter 6,00 Euro/mยฒ, weitere fรผnf lagen unter 7,00 Euro/mยฒ. In 32 Ortsteilen belief sich der Angebotsmietspreis im Median auf 7,00 bis 8,99 Euro/mยฒ. Fรผnf Ortsteile pendelten sich zwischen 9,00 und 9,99 Euro/mยฒ ein, 14 weitere Ortsteile, darunter das Zentrum-West an der Spitze, wiesen einen Median von 10,00 bis 11,99 Euro/mยฒ auf.

Mit einem Zuzug von etwas mehr als 5.000 Personen im Jahr 2019 sind die Nachfrage und der Druck auf den Wohnungsmarkt nach wie vor groรŸ. Dass sich dieser dennoch als gesund und funktionsfรคhig beschreiben lรคsst, dafรผr spreche das aktuell hohe Angebot an Neubauprojekten, meint PISA. Weit mehr als 20.000 neue Wohnungen kommen bald zusรคtzlich auf den Leipziger Markt, so die Online-Immobiliendatenbank GeoMap. Trotzdem bringt die Stadtverwaltung in der Wohnungspolitik immer mehr Regulierung ins Gesprรคch.

Dazu erklรคrt Prof. Dr. habil. Kerry-U. Brauer, Direktorin der Staatlichen Studienakademie Leipzig: โ€žNatรผrlich ist fรผr jede Stadtverwaltung das Thema bezahlbares Wohnen ein ganz wichtiges. Gerade weil es so wichtig ist, muss hier ein Konsens zwischen allen Akteuren hergestellt werden. Es hat auch kein Investor daran Interesse, Wohnungen anzubieten, die dann nicht vermietbar sind.

Bezahlbares Wohnen setzt bezahlbare Grundstรผcks- und Baupreise voraus. Wenn diese nicht gegeben sind, bleibt schlussendlich nur der Weg mit Fรถrdermitteln. Mit Restriktionen entsteht keine Wohnung zusรคtzlich und ebenso wenig mit krawallartigen Demonstrationen. Im Gegenteil: Der Markt wird fรผr Investoren eher uninteressant.โ€œ

Andererseits sind die massiv gestiegenen Grundstรผckspreise Folge eines weltweiten Ansturms auf jede noch so werthaltige Immobilie, ausgelรถst auch durch die Niedrigzinspolitik seit 2009. Und im Effekt hat der massive Anstieg der Mietpreise lรคngst dazu gefรผhrt, die Zuwanderung nach Leipzig deutlich auszubremsen.

Wenn die erzielbaren Lรถhne nicht dem entsprechen, was man fรผr Leipziger Wohnungen neu zu zahlen hat, weichen die Wohnungsuchenden logischerweise aufs preiswertere Umland aus.

Corona hat (so schnell) keinen Einfluss

Aber PISA nimmt da eher die Sicht der Immobilieneigentรผmer ein. Aus dieser Perspektive hat der Leipziger Wohnimmobilienmarkt die Corona-Pandemie gut รผberstanden, negative Effekte auf die Entwicklung von Mieten und Verkaufspreisen seien nicht festzustellen.

โ€žSoweit wir das fรผr 2020 รผberblicken kรถnnenโ€œ, resรผmiert PISA-Geschรคftsfรผhrer Timo Pinder, โ€žsind die Preise in der Sachsenmetropole stabil geblieben oder gar gestiegen. Einen Corona-Abschlag gab und gibt es jedenfalls nicht. Das hรคngt auch damit zusammen, dass das Interesse an Wohnen als Grundbedรผrfnis ungebrochen ist und die Urbanisierung wohnwirtschaftlich weitergeht. Die anhaltend niedrigen Zinsen tun dann ihr รœbriges.โ€œ

Prof. Dr. habil. Kerry-U. Brauer ergรคnzt: โ€žEventuell beobachtete Marktverรคnderungen im Wohnimmobilienbereich mit der Corona-Pandemie in Zusammenhang zu bringen, halte ich zum gegenwรคrtigen Zeitpunkt fรผr nicht plausibel. Nach meiner Information gibt es bei allen groรŸen Wohnraumvermietern kaum Probleme bei der Mietzahlung durch coronabedingte Einkommensverluste. Die Bereitschaft fรผr Umzรผge sinkt eher aus dem Grund, dass wir einen nicht unerheblichen Mietpreisunterschied zwischen neu vermieteten Wohnungen und den Mietpreisen der vor Jahren angemieteten Wohnung haben.โ€œ

Was im Klartext eben heiรŸt: Wer eine bezahlbare Wohnung hat, bleibt lieber darin wohnen. Die rapide gestiegenen Preise in der Neuvermietung haben das Umzugsgeschehen deutlich gedรคmpft.

Und selbst den ausbleibenden Zuzug interpretieren Immobilienwirtschaftler anders als potenzielle Mieter/-innen.

Dass Leipzig nicht mehr so rasant wรคchst, verschaffe dem Wohnungsmarkt etwas Luft, รคndere an der grundsรคtzlichen Tendenz aber wenig. Das Marktumfeld sei mit Blick auf den Wohnungsbedarf und das Zinsniveau weiterhin positiv. PISA geht daher auch in nรคchster Zeit von steigenden Mieten aus โ€“ โ€žauch weil die mittlere Mietpreisbelastung in Leipzig noch bei rund 30 Prozent liegtโ€œ, geht Timo Pinder auf die Auswertung der Bรผrgerumfrage von 2019 ein.

Aber der Durchschnitt sagt eben nichts รผber die tatsรคchlichen Mietbelastungen. Denn Haushalte mit hรถheren Einkommen (รผber 2.300 Euro netto) zahlen im Schnitt nur bis zu 23 Prozent ihres Einkommens fรผr die Miete, wรคhrend Haushalte mit Nettoeinkommen unter 1.100 Euro satte 45 Prozent hinblรคttern mรผssen. Der Leipziger Wohnungsmarkt ist fรผr die einen also richtig lukrativ, fรผr die anderen vรถllig aus dem Lot.

Unklar ist aus Sicht von PISA jedoch, wie lange die Corona-Pandemie andauern und wie stark die Rezession ausfallen wird. So gesehen seien die Aussichten fรผr die fernere Zukunft noch nicht absehbar.

Der Marktbericht 2020 โ€“ Der Wohnungsmarkt in Leipzig kann kostenlos auf der Homepage von PISA Immobilien unter www.pisa-immobilien.de heruntergeladen werden.

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Es gibt 2 Kommentare

Stimmt!

Und, das ist schon interessantโ€ฆ
In einem Leipziger Medium vom 1.12.20:
โ€œWegen der Corona-Krise sind die Angebotsmieten fรผr freie Wohnungen bundesweit leicht gesunken. Auch in Leipzig gaben die Preise nach โ€“ um 50 Cent pro Quadratmeter.โ€
Aha!

Sowie
โ€œZum 30. September 2020 waren im Leipziger Ordnungsamt 601โ€Š501 Einwohner mit Hauptwohnsitz gemeldet. Das waren 167 Personen weniger als zum Jahresbeginn.โ€
Also nix mit Zuzug!

Der mdr sah das schon etwas anders.
โ€œCorona-Krise bremst Mieten und Kaufpreise kaumโ€
Die Soforthilfen wรผrden genutzt und
โ€œstatt die Miete auf Dauer zu senken, wรผrden Vermieter im Zweifel lieber einige Wochen auf Mieteinnahmen verzichtenโ€.

Zustimmen kann ich bei
โ€œWas im Klartext eben heiรŸt: Wer eine bezahlbare Wohnung hat, bleibt lieber darin wohnen.โ€
Wenn ich das tรคte, wรผrde ich wirklich das doppelte zahlen.

So ist im รœbrigen auch zu erklรคren, warum manche Wohnungen rar sind und es nicht wirklich einen Markt gibt, der rege genutzt wird.
Jeder Umzug schiebt den Vermietern wieder ein paar mehr Euro in die Tasche. Ohne dafรผr etwas tun zu mรผssen.

Ich traue der โ€ jรผngsten Auswertung zur Entwicklung am Leipziger Mietwohnungsmarkt โ€ durch den privaten Vermieter PISA ebenso wenig wie dem Mietspiegel. Beides sind m.E. keine Mess-Instrumente, Auswertungen oder Abbildungen, sondern Miet-Erhรถhungswerkzeuge.

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