Am 12. Dezember hatte die Leipziger Stadtreinigung mal zu einem eher ungewöhnlichen Termin auf das Betriebsgelände in der Geithainer Straße 60 eingeladen. Man wollte die Medien einmal zuschauen lassen bei der Auswertung dessen, was die Leipziger so alles in die Biotonne schmeißen. 2016 hatte der Ökolöwe erstmals in einer großen Kampagne die Plastikabfälle im Biomüll thematisiert. Aber es gibt noch viel mehr, was die Mitarbeiter der Stadtreinigung im Bioabfall finden.

Die Aktion war auch nicht ohne Grund in die Adventszeit gelegt worden. Denn jedes Jahr zu Weihnachten steigen die Abfallmengen. Mit Blick auf die Umwelt lohne es sich daher, bereits beim Einkaufen auf langlebige und verpackungsarme Geschenke zu achten und fürs Einpacken statt neuem Geschenkpapier altes Zeitungspapier, Kalenderblätter oder Tücher zu verwenden, so die Stadtreinigung.

„Natürlich lässt sich Abfall an den Festtagen nicht gänzlich vermeiden. Dann kommt es auf die richtige Trennung an“, betont Elke Franz, Kaufmännische Betriebsleiterin des Eigenbetriebs Stadtreinigung Leipzig. „Landen Wertstoffe wie Bioabfall, Glas und Kunststoff in der falschen Tonne, gehen wertvolle Ressourcen verloren.“

Denn nur was richtig getrennt wird, kann umweltfreundlich verwertet und wieder aufbereitet werden.

Ingrid Sabrowski sortiert den Bioabfall und findet immer wieder Plastiktüten. Foto: Stadtreinigung Leipzig
Ingrid Sabrowski sortiert den Bioabfall und findet immer wieder Plastiktüten. Foto: Stadtreinigung Leipzig

Wie gut die Leipzigerinnen und Leipziger ihren Abfall trennen, untersucht der Eigenbetrieb Stadtreinigung Leipzig anhand einer Rest- und Bioabfallanalyse. Dabei geht es sowohl um das aktuelle Aufkommen als auch um die stoffliche Zusammensetzung.

„Einerseits sind wir beim Restabfall gesetzlich dazu verpflichtet und andererseits benötigen wir eine belastbare Datengrundlage für die zukünftige abfallwirtschaftliche Planung“, erläutert Elke Franz. „Wir haben ein Ingenieurbüro beauftragt, die stichprobenartigen, repräsentativen Teilerhebungen durchzuführen.“

Gemäß der Richtlinie zur einheitlichen Abfallanalytik in Sachsen werden dabei die Jahreszeiten, die unterschiedlichen Bebauungsstrukturen sowie die verschiedenen Behältertypen berücksichtigt. So kann ermittelt werden, ob es Unterschiede bei der Abfallsammlung in Einfamilien-, Mehrfamilienhäusern und Wohnblöcken gibt. Jeweils drei Tage im Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter entnimmt das Ingenieurbüro repräsentative Proben und überprüft die Zusammensetzung.

Elke Franz (links), Kaufmännische Betriebsleiterin der Stadtreinigung Leipzig, und Ingrid und Yvonne Sabrowski vom beauftragten Ingenieurbüro zeigen noch gut erhaltene Lebensmittel, die im Bioabfall gelandet sind. Foto: Stadtreinigung Leipzig
Elke Franz (links), Kaufmännische Betriebsleiterin der Stadtreinigung Leipzig, und Ingrid und Yvonne Sabrowski vom beauftragten Ingenieurbüro zeigen noch gut erhaltene Lebensmittel, die im Bioabfall gelandet sind. Foto: Stadtreinigung Leipzig

„Ziel ist es, die Anteile an verwertbaren Bestandteilen und an Problemstoffen im Restabfall zu ermitteln“, so Elke Franz. „Beim Bioabfall soll sowohl die Qualität bewertet als auch die enthaltenden Störstoffe erfasst werden.“ Gleichzeitig werden die Behälter verwogen, um die durchschnittliche Dichte für beide Abfallarten zu ermitteln und eine Prognose zu deren Entwicklung bis 2025 zu erstellen.

Die erste Teilerhebung erfolgte im September 2019. Die zweite wird gerade durchgeführt und die restlichen zwei Sortieraktionen stehen für 2020 auf dem Plan.

Aber auch der Vor-Ort-Termin zeigte schon, dass viele Biotonnen-Nutzer nicht wirklich darüber nachdenken, was sie in die Tonne schmeißen und was später damit passiert. Nach wie vor liegen Plastiktüten in den Tonnen, Netze, Glas, Metall, aber – wie im Bild zu sehen – auch Nahrungsmittel, die überhaupt nicht verdorben sind.

Man nehme nur den Eimer mit Kartoffeln, der vielleicht am deutlichsten davon erzählt, wie in unserer Wohlstandsgesellschaft die Gedankenlosigkeit mit der Entwertung all dessen zu tun hat, was eigentlich unsere Lebensgrundlagen ausmacht. Oder mal so formuliert: Unsere Bauern sind zu Recht wütend, denn ihre Produkte werden viel zu billig verramscht, während sie von den Erlösen kaum noch über die Runden kommen.

Was passiert mit dem Bioabfall, wenn er dann teuer und aufwendig von Fremdstoffen bereinigt wurde? Er wird an Verwerter abgegeben, die daraus wieder Kompost machen. Wenn dann im frisch erworbenen Kompost lauter Plastikschnipsel und ähnliche Dinge stecken, freut sich der Gärtner, der den Kompost gekauft hat, garantiert nicht mehr.

Plastiktüten haben in Leipziger Biotonnen eigentlich nichts zu suchen

Plastiktüten haben in Leipziger Biotonnen eigentlich nichts zu suchen

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