In den nächsten Tagen werden den Kunden der Stadtwerke Leipzig Briefe ins Haus flattern, in denen die Stadtwerke erklären, wie und warum die Preise für Strom, Gas und Fernwärme im nächsten Jahr steigen. Die Leipziger bekommen sehr wohl zu spüren, wie teuer die fossilen Energien sind. Denn ein Teil des Preisanstiegs sind die steigenden Kosten für Kohle und CO2.
Aber auch die EEG-Umlage steigt – um rund 5 Prozent.
Was der für Ostdeutschland zuständige Netzbetreiber 50Hertz im Oktober so begründete: „Für das Jahr 2020 wird im Vergleich zur Prognose 2019 eine weitere Zunahme von Strom aus regenerativen Anlagen um etwa 8,6 Terawattstunden (TWh) auf etwa 226 TWh prognostiziert (dies entspricht einer Fördersumme von 26,2 Milliarden Euro). Abzüglich der prognostizierten Börsenerlöse, die sich im Vergleich zum Vorjahr um 1,4 Prozent erhöht haben, sowie unter Berücksichtigung weiterer Kosten bzw. Erlöspositionen ergibt sich für 2020 eine prognostizierte Deckungslücke von etwa 24,2 Milliarden Euro. Dies entspricht einer Kernumlage für 2020 von etwa 6,8 ct/kWh. Davon entfallen etwa 2,5 ct/kWh auf Photovoltaik, etwa 1,6 ct/kWh auf Energie aus Biomasse, etwa 1,4 ct/kWh auf Windenergie an Land und etwa 1,2 ct/kWh auf Windenergie auf See.“
Für 2020 geht 50Hertz von einem weiter steigenden Anteil an Strom aus Erneuerbaren Energien aus, wie man sieht. Es muss an die Betreiber der Anlagen also mehr vergütet werden. Gleichzeitig ist der Strompreis an der Börse im Keller, mit den Stromerlösen kann also nicht so viel erwirtschaftet werden, um die EEG-Umlage gegenzufinanzieren. Was dann im Meldungsdeutsch von 50Hertz so klang: „Im Jahr 2019 lag der Spotmarktpreis bis zum Zeitpunkt der Umlagen-Veröffentlichung durchschnittlich rund 8 Euro/MWh unter dem gesetzlich anzusetzenden Preis. Eine ähnliche Tendenz zeigt sich in den Futures-Preisen bis Ende dieses Jahres, wodurch sich erwartungsgemäß weitere Mindererlöse ergeben werden.“
Es ist also wie in vergangenen Jahren auch schon: Der Erfolg der regenerativen Energien schlägt sich als Strompreisanstieg nieder, weil nach wie vor viel zu viel billiger Strom aus Atom- und Kohlekraftwerken an den Börsen gehandelt wird. Es ist ein riesiges Pokerspiel, das die Bundesregierung da mit ihrer Taktiererei beim Kohleausstieg betreibt. Längst hätte ein klarer Ausstiegsplan für die Kohlekraftwerke vorliegen müssen. Doch solange sich die Regierung wegduckt, feuern gerade die Besitzer der Kohlekraftwerke, was sie können, sorgen selbst in Sommermonaten für riesige Überkapazitäten an Strom, die dann an den Börsen für Preisverfall sorgen.
Die Leipziger Stadtwerke formulieren das Dilemma sehr zurückhaltend, wenn sie schreiben: „Die Entwicklungen an den Energiemärkten sowie bei staatlichen Umlagen wirken sich – so wie in den Vorjahren – auch in Zukunft auf die Leipziger Energiepreise aus. Daher passen die Leipziger Stadtwerke ihre Preise ab 1. Januar 2020 entsprechend an.“
Früher gab es zu solchen Themen Pressekonferenzen. Aber in jüngster Zeit wird das gern erst einmal über die LVZ verkündet und dann in einer solchen Pressemitteilung fast beiläufig bekanntgegeben.
Teurer wird es in der Grundversorgung Strom
Für Stromkunden im Tarif L-Strom.basis (Grundversorgung) wird eine Änderung des Preises notwendig. Anlass der Preisanpassung sind insbesondere der Anstieg der Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG-Umlage) und steigende Entgelte des Netzbetreibers. Hinzu kommen gestiegene Kosten für die Energiebeschaffung und Änderungen bei weiteren staatlichen Umlagen. Der Brutto-Arbeitspreis für die Kilowattstunde (kWh) steigt 2020 geringfügig von 28,19 ct/kWh auf 29,37 ct/kWh. Für einen typischen Leipziger Jahresverbrauch mit 1.800 kWh erhöhen sich die Kosten um rund 21 Euro brutto im Jahr.
Etwas preiswerter wird es in der Grundversorgung Gas
Da die Kosten für die Erdgasbeschaffung und die Entgelte des Netzbetreibers sinken, geben die Leipziger Stadtwerke diesen Vorteil in ihrem Tarif L-Gas.basis (Grundversorgung) ab 01.01.2020 an ihre Kunden weiter. Der Brutto-Arbeitspreis für die Kilowattstunde (kWh) wird für 2020 um 0,20 ct/kWh auf 6,37 ct/kWh sinken. Für einen Vier-Personen-Haushalt in einem Einfamilienhaus mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 20.000 kWh bedeutet dies eine Einsparung von rund 40 Euro brutto im Jahr.
Öl- und CO2-Preise verteuern den Leipziger Fernwärmepreis
Die gestiegenen Kosten am Energiemarkt beeinflussen auch die Fernwärme der Leipziger Stadtwerke. Weil sich die Primärenergiepreise (Öl) und CO2-Preise erhöhen, steigt der Preis für das Fernwärme-Produkt Leipziger wärme.komfort um durchschnittlich 6,3 Prozent. Für einen Mieter in einem durchschnittlichen Mehrfamilienhaus mit einem Verbrauch von 7.000 kWh bedeutet die Veränderung beim Produkt Leipziger wärme.komfort im Jahr einen Anstieg um 50 Euro brutto.
Über die konkrete Entwicklung ihrer Preise wollen die Leipziger Stadtwerke ihre Kunden in den nächsten Tagen ausführlich informieren.
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