„SACHSEN gegen den Rest der Welt!!“, macht Achim Borgschulze in echter Marktschreiermanier neugierig auf die nächste Woche. Er darf das. Er organisiert die Touren der Gilde der Marktschreier durch Deutschland. Einmal im Jahr gastieren sie auch in Leipzig, auf der Straße des 18. Oktober am Völkerschlachtdenkmal. Mit „5 Tage Halli- Galli am Völki!!“, wie Achim Borgschulze betont.

Wobei es für die Marktschreier gar kein Halli-Galli ist, sondern echte Arbeit. Sie müssen die Ware ordern, mit der sie ihre Lkw beladen, müssen auch den Nachschub einkalkulieren, wenn der Abverkauf tatsächlich so brummt, wie sie sich das wünschen. Denn ihr Geschäft machen sie mit der Menge, die sie unters Volk bringen. Selbst der vollste Beutel vollgestopft mit ihren Produkten, der für einen kleinen Preis über die Theke geht, ist durchkalkuliert.

Aber das Ganze funktioniert eben auch, weil die Männer (und manchmal auch Frauen) auf den Wagen mit ihren geübten Anpreisungen eine Stimmung aufkommen lassen, wie sie vielleicht früher mal auch auf mittelalterlichen Märkten in Leipzig herrschte. In Hamburg kennt man dieses offensive Anpreisen der frischen Ware noch am besten. Und in jedem Ort, in den die bunte Karawane einfährt, wird diese Stimmung für ein paar Tage praktisch aus dem Stand erzeugt. Wobei die Konkurrenz nur eine scheinbare ist.

Denn jeder der Stimmgewaltigen auf ihren Fahrzeugen hat sich spezialisiert. Auch „Sachsens bekanntester Marktschreier KÄSE-MAIK“, wie Borgschulze ihn ankündigt. Wer ganz viel Käse einsacken will, ist bei ihm richtig. Die Wurstfreunde werden eher am Nachbarwagen landen. Dort fordert Wurst-Achim, „amtierender deutscher Meister und das lauteste Lebewesen der Welt“, die nationale sowie internationale Garde – wie „Der Holländische Blumenkönig“ ( Europas größter Blumenhändler) zum Duell heraus. „Ein Kampf auf Biegen und Brechen bahnt sich an!!!!“

Natürlich soll da nichts zerbrochen werden. Es geht um die Show: Wer kommt mit seinen Sprüchen beim Käuferpublikum am besten an. Wozu ja nicht nur Stimme gehört, sondern auch Witz. Wer die Leute vorm Wagen nicht erreicht und sie auch nicht zum Lachen bringt, wird wohl auch weniger verkaufen. Nur wer als Kaufinteressent länger zuhört merkt, dass es trotzdem ein Knochenjob ist. Das geht auf die Stimmbänder.

Dass die Männer da oben auf den Wagen außerdem noch monatelang unterwegs sind und fast nur zur Weihnachtszeit mal ein paar Wochen haben, die sie zu Hause bei ihren Getreuen verbringen, kann man nur ahnen. Sie könnten auch jeden Tag das Lied „Heute hier, morgen dort“ von Hannes Wader auflegen. Es würde passen.

Offizielle Eröffnung für den Leipziger Auftritt der Gilde der Marktschreier ist am Mittwoch, 31. Juli, um 11:00 Uhr. Die Eröffnung findet mit dem obligatorischen Fassanstich und Freibier sowie einem originalen Marktschreier-Frühstück statt.

Insgesamt gastieren die Marktschreier vom 31. Juli bis zum 4. August am Völkerschlachtdenkmal. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag 10 bis 20 Uhr, Sonntag 11 bis 18 Uhr.

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