Die beiden Gesichter wird man demnächst im Leipziger Stadtbild sehen. Und da und dort auch ein bisschen darüber hinaus. Denn die Leipziger Stadtwerke haben ihre Tarife neu sortiert und wollen sie auch übers alte Stammgebiet hinaus kräftig vermarkten. Und einfacher soll alles werden, übersichtlicher, meint Dr. Johannes Kleinsorg, Sprecher der Geschäftsführung der Leipziger Stadtwerke.

Am Freitag, 9. November, hat er die neuen Tarifmodelle vorgestellt, die ab 1. Januar 2019 in Kraft treten sollen. Na ja: Die Tatsache, dass Strom in Leipzig dann etwas teurer wird, spielt auch noch hinein. Leipzigs Strom wird 2019 über alle Tarifgruppen hinweg um rund 2 Prozent teurer. Der Grund, so Kleinsorg, seien die Beschaffungskosten an den Börsen.

Zwar sinkt die EEG-Umlage spürbar. Aber mittlerweile machen allein die staatlichen Abgaben auf den Strompreis 75 Prozent aus. Die EEG-Umlage gehört dazu. Da die Strompreise an der Börse gestiegen sind, kann sie jetzt leicht sinken, denn auf die Nutzer werden nur jene EEG-Entgelte umgelegt, die nicht durch Stromverkauf an der Börse refinanziert werden können.

Wäre also ganz schön jetzt, wenn der Bund nicht beschlossen hätte, auch noch die Offshore-Haftungs-Umlage auf den Strompreis zu packen. „Das gleicht sich dann leider wieder aus“, sagt Kleinsorg.

Da aber die Leipziger Stadtwerke einen Teil ihres Stroms an den Börsen einkaufen, schlägt der höhere Strompreis beim Einkauf dann zu Buche. Was Kleinsorg selbst ein wenig verblüfft, denn eigentlich ist so viel (auch erneuerbarer) Strom auf den Märkten, dass es keine Stromknappheit gibt. Aber augenscheinlich preisen viele Stromhändler schon die steigenden CO2-Abgaben ein. Denn wer mit fossiler Energieerzeugung CO2 emittiert, muss demnächst deutlich mehr Geld für CO2-Zertifikate hinblättern.

Möglicherweise, so Kleinsorg, spielen auch die steigenden Ölpreise eine Rolle. Was dann in Summe die 2 Prozent Steigerung bei den Strompreisen in Leipzig ergibt.

Aber einfacher soll es werden: Drei Tarife jeweils für Strom und Gas. Plus zwei Optionen, die eigenen Wünsche mit einzupreisen. „Unsere Kunden wünschen sich einfache und übersichtliche Tarife mit einem noch regionaleren Bezug“, erklärt Dr. Johannes Kleinsorg, Sprecher der Geschäftsführung der Leipziger Stadtwerke. „Mit unseren neuen L-Strom- und L-Gas-Tarifen haben wir uns genau an diesen Bedürfnissen orientiert.“

Die drei Tarife

Für Strom und Gas gibt es ab 2019 jeweils einen basis-, einen bestpreis- und einen plus-Tarif.

L-Strom.basis und L-Gas.basis sind künftig die neuen Namen der Grundversorgungstarife des Unternehmens. Sie sind besonders für Kunden geeignet, die flexibel bleiben und sich nicht an Laufzeiten binden wollen.

Bei Strom beziehen übrigens über 50 Prozent der Stadtwerke-Kunden tatsächlich den Grundpreis-Strom, nutzen also nicht mal die Sparmöglichkeiten des Bestpreis-Stroms, der deshalb über seine Laufzeit billiger ist, weil die Stadtwerke hier über Großeinkäufe einen niedrigeren Preis über die Laufzeit garantieren.

Die drei unterschiedlichen Tarifgruppen. Grafik: SWL
Die drei unterschiedlichen Tarifgruppen. Grafik: SWL

Aus den alten Bestpreis-Modellen sollen, so der Wunsch der Stadtwerke, nun einheitliche Tarife als L-Strom.bestpreis oder L-Gas.bestpreis werden.

Bestpreis bedeutet auch künftig im Vergleich zu den basis-Tarifen ein geringerer Preis und Preisstabilität auf Energiebeschaffungspreise und Netzentgelte bis Ende 2020. Mit L-Strom.bestpreis bekommen Stadtwerke-Kunden auch gleich den klimafreundlich in der Gas- und Dampfturbinenanlage erzeugten Strom des Unternehmens garantiert.

Was natürlich vor allem ein Verrechnungsmodell ist – man kann ja Strom aus Kohlekraftwerken nicht von dem aus Windenergieanlagen unterscheiden. Aber anhand der Einkaufs-Anteile lassen sich die einzelnen Stromsegmente dann auch den Preisen zuordnen.

Während im Gesamtstrommix der Stadtwerke auch Anteile Kernkraft, Kohle oder „sonstigen Anlagen“ zu finden ist, freilich aber auch 50 Prozent aus Erneuerbarten Energien, wird der bestpreis-Strom als Mix aus 53 Prozent Strom aus Erneuerbaren Energien und 47 Prozent aus der hauseigenen Gasturbine angeboten.

Die bestpreis-Tarife bieten zudem den Zugang zur Vorteilswelt der Leipziger Gruppe mit Vorteilen bei regionalen Partnern. Das steckt in der jährlich neu verschickten VorteilsCard.

Das Gaskraftwerk der Stadtwerke in der Eutritzscher Straße. Foto: Ralf Julke
Das Gaskraftwerk der Stadtwerke in der Eutritzscher Straße. Foto: Ralf Julke

Neu sind jetzt wirklich die Produkte L-Strom.plus und L-Gas.plus.

Hier sollen die Kunden von einer vollständigen Preisstabilität auf alle Preisbestandteile profitieren. Zusätzlich können sie direkte Preisnachlässe auf Angebote der Leipziger Gruppe nutzen: 50 Prozent auf den Grundpreis des ABO Flex der Verkehrsbetriebe und 15 Prozent auf Einzeltickets der Sportbäder. Weiterhin profitieren L-Strom.plus- und L-Gas.plus-Kunden von einem umfangreichen Haushaltsschutz-Paket mit praktischen Leistungen wie beispielsweise Türöffnungsservice oder Installateur-Dienste im Notfall.

Diesen Service bietet ein deutschlandweit tätiges Untermnehmen an, mit dem die Stadtwerke kooperieren. Wenn man mal einen Türöffner oder Handwerker braucht, ruft man eine Servicenummer an. Der Anbieter kooperiert dabei wieder mit regionalen Handwerkern.

Die Kooperationsangebote mit den Konzernschwestern LVB und Sportbäder seien in dieser Art einzigartig, sagt Kleinsorg. Das interessiere in dieser Art auch andere Stadtwerke. Und er rechnet damit, dass dieses Produkt bei Kunden besonders gut ankommt.

Dazu: Zwei Optionen zur Auswahl

Mit zwei Optionen können plus- und bestpreis-Kunden ihre Energieprodukte künftig selbst weiter ausgestalten.

Mit der Öko-Option entscheiden sie sich für komplett erneuerbaren Strom für einen geringen Aufpreis. Was die Stadtwerke so bislang noch nicht anbieten konnten. Aber ab 1. Januar ist das möglich: Für Kunden im Kerngebiet Leipzig kommt dieser auch aus dem sächsischen Windpark der Stadtwerke in Sornzig-Ablaß, der mit Start des Regionalnachweisregisters geliefert werden kann. Die Stadtwerke besitzen in Sornzig-Ablaß zwei Erzeugeranlagen, Teil des schrittweisen Ausbaus der eigenen alternativen Energieversorgung.

Selbstverständlich können Kunden mit der Öko-Option für einen geringen Aufpreis auch umweltfreundliches Ökogas mit 100 Prozent klimawirksamem Ausgleich von CO2-Emissionen beziehen, betonen die Stadtwerke noch.

Und wer beim Sparen von Papier, Druckertinte und Porto helfen will, kann künftig alle Buchungsvorgänge online abwickeln. Das senkt die eigenen Stromkosten um 1 Euro im Monat.

Energiepreisentwicklung in Leipzig

Und die Gründe für die Strompreis-Berechnung hat Kleinsorg natürlich auch noch genauer erklärt. Nach wie vor bestehen deutschlandweit rund 50 Prozent des Strompreises aus Steuern, Abgaben und Umlagen. Dabei wird 2019 die Senkung der EEG-Umlage fast vollständig von der Steigerung der Offshore-Netzumlage aufgezehrt. Auch beim Gaspreis machen Steuern und Abgaben rund 25 Prozent aus. Diese bleiben 2019 stabil.

Die Netzentgelte machen rund ein Drittel des Strom- und ein Viertel des Gaspreises aus. 2019 sinken die Gasnetzentgelte, während die Stromnetzentgelte nahezu stabil bleiben.

Die geplante Werbekampagne für L-Strom und L-Gas. Grafik: SWL
Die geplante Werbekampagne für L-Strom und L-Gas. Grafik: SWL

„Für uns sind faktisch nur noch rund 25 Prozent des Strom- und noch 50 Prozent des Gaspreises überhaupt beeinflussbar. Damit müssen Energiebeschaffung und Vertrieb abgedeckt werden“, erklärt Dr. Johannes Kleinsorg.

Und für 2019 seien nun einmal die Beschaffungskosten an der Energiebörse gestiegen. Mit ihren Einkaufsstrategien können die Leipziger Stadtwerke diese Preissteigerungen für ihre Kunden zumindest teilweise abfedern. Umso wichtiger sei es, die Leipziger Energiepreise angemessen zu gestalten. Daher habe das Unternehmen die Zusammensetzung der Preisbestandteile überprüft und angepasst.

Was den Effekt hat, dass die festen Strompreis-Bestandteile stärker durchschlagen. Denn sie bilden den Grundpreis, den alle zahlen müssen. Einsparmöglichkeiten ergeben sich eigentlich nur über den variablen Strompreis.

Aus diesen Faktoren ergeben sich für einen kleineren Haushalt (ein bis zwei Personen) mit einem Stromverbrauch von 1.800 kWh in der Grundversorgung Mehrkosten in Höhe von 12,88 Euro brutto im Jahr. Für Familien mit einem Durchschnittsverbrauch von 3.500 kWh sind dies noch 5,74 Euro brutto pro Jahr. Wer also mehr verbraucht, zahlt pro kWh etwas weniger.

Noch stärker schlägt dieses Verhältnis natürlich bei typischen Leipziger Single-Haushalten mit eher nur 1.000 kWh Stromverbrauch durch. Die zahlen im Verhältnis zum Jahr 2018 dann ab 2019 knapp 20 Euro mehr auf ihren Strom.

Bei Gas ist das noch sichtbarer: Ein Leipziger Durchschnittshaushalt mit einem Gasverbrauch von 20.000 kWh (Einfamilienhaus) profitiert 2019 von einer Preissenkung in Höhe von 256,88 Euro brutto im Jahr in der Grundversorgung. Kunden, die Gas lediglich zum Kochen verwenden und im Jahr rund 1.000 kWh verbrauchen, zahlen ab 2019 im Jahr 31,92 Euro brutto mehr.

Die Kampagne soll gleich anlaufen

In den nächsten Tagen wollen die Leipziger Stadtwerke ihre Kunden über die konkrete Preisentwicklung informieren und bieten ihnen den Wechsel in die neuen Tarife schon jetzt an. Darüber hinaus kann ab heute jeder die neuen Tarife wählen und abschließen – telefonisch, online oder vor Ort im Energie- und Umweltzentrum, Katharinenstraße 17 in Leipzig. Frühester Lieferbeginn für die neuen Tarife ist Januar 2019.

Alle SWL-Kunden sollen auch per Brief über die neuen Angebote informiert werden. Die Stadtwerke wollen möglichst bald alle ihre Kunden im neuen Tarifsystem haben. Wer benachrichtigt wird, kann sich für das Tarifmodel seiner Wahl entscheiden.

Und auch im Straßenraum sollen die Motive bald auftauchen, verstärkt auch außerhalb des Leipziger Kerngebiets. Denn in den Ortsteilen am Stadtrand wechselt ja künftig die Konzession an die Stadtwerke Leipzig. So hat es der Stadtrat entschieden. Hier möchten die SWL entsprechend schnell auch möglichst viele Kunden dazugewinnen.

Mit dem Bevölkerungswachstum der Stadt gewinne man schon seit Jahren Kunden hinzu, so Kleinsorg. Besonders wachse man außerhalb des Stadtkerns. Zwar hat man nicht 100 Prozent des Marktes. Das verhindert schon der freie Wettbewerb. Aber der eigene Markanteil liege über 50 Prozent, sagt Kleinsorg.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar