Am Montag, 19. November, stand die Zukunft der Trinkwasserversorgung in Sachsen bei einer Tagung an der HTWK Leipzig im Fokus. Der regenlose Sommer 2018 hat auch die Experten alarmiert. An der Hochschule für Technik, Wissenschaft und Kultur Leipzig (HTWK) diskutierten zuständige Behörden, Wasserversorger und Fachverbände, wie die Trinkwasserversorgung auch nach dem Jahr 2020 sichergestellt werden kann.
„Der Sommer 2018 war extrem und für die Wasserversorger eine Bewährungsprobe“, stellte Umweltminister Thomas Schmidt bei der Eröffnung fest. „Die gute Nachricht ist, dass die öffentliche Wasserversorgung gemeistert wurde, so konnte zu jedem Zeitpunkt die Versorgung gesichert werden. Allerdings sind Extremereignisse wie der vergangene heiße Sommer und die noch anhaltende lange Trockenheit künftig häufiger zu erwarten. Das ist der eindeutige Befund der Klimaforscher.
Nicht nur die veränderte Wasserverfügbarkeit wegen des Klimawandels, sondern auch demografische Veränderungen sind Anlass, die Wasserversorgung in den Blick zu nehmen. Daher war es richtig, schon im März die Fortschreibung unserer Grundsatzkonzeption zu starten, die für den Zeitraum bis zum Jahr 2030 Handlungsanleitung für die Wasserversorgung sein soll.“
Der Haushalts- und Finanzausschuss des Sächsischen Landtags beschäftigte sich mit dem Thema schon am 16. November ausführlich. Dort spielte auch der Antrag der Linksfraktion auf „Maßnahmen zur erstmaligen Herstellung von Trinkwasseranschlüssen nach dem geltenden Stand der Technik“ eine Rolle. Denn viele Sachsen, die bislang ihr Wasser noch aus eigenen Dorfbrunnen bezogen, machten in diesem Sommer die Erfahrung, dass die Brunnen nach monatelanger Dürre leer waren. Wenn aber öfter solche regenlosen Sommer kommen, wird das ein echtes Existenzproblem.
„Der Sächsische Städte- und Gemeindetag hat unseren Vorstoß zur Finanzierung von Trinkwasseranschlüssen begrüßt, in der heutigen Anhörung zum Doppelhaushalt 2019/2020 hat auch der Landkreistag die Dringlichkeit hervorgehoben. Wer wie die CDU Kohleverstromung will, muss auch die Folgen des Klimawandels beheben: Ich fordere die regierende CDU deshalb auf, unserem diesbezüglichen Änderungsantrag zur Klimafolgen-Anpassung bei der Trinkwasserversorgung zuzustimmen“, erklärte Dr. Jana Pinka, umweltpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Sächsischen Landtag, aus diesem Anlass.
„Der Rekordsommer hat gezeigt, dass die Wasserversorgung in zahlreichen ‚Brunnendörfern‘, Ortschaften, die aus ortsnahen Brunnen gespeist werden, gefährdet ist. Im Erzgebirgskreis, in Mittelsachsen, im Vogtlandkreis, im Kreis Zwickau, im Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und in Chemnitz waren Wasserwagen im Einsatz bzw. wurden Trinkwasserabgabestellen eingerichtet, um die Bevölkerung mit Trinkwasser zu versorgen. Seit 2015 ist aber eine staatliche Förderung von Trinkwasserleitungen nicht mehr vorgesehen“, beschrieb sie das Dilemma der betroffenen Orte.
Aber Brunnen beziehen ihr Wasser nun einmal aus dem Grundwasser. Aber da hat Sachsen seit Jahren ein wachsendes Problem, musste Pinka feststellen.
„Das Wasserhaushaltsgesetz sieht vor, dass der ortsnahen Trinkwasserversorgung der Vorrang zu geben ist, dennoch wurden aus den verschiedenen Gründen – wohl auch, weil infolge von Einträgen von Nitrat und Pflanzenschutzmitteln die Qualität nicht aufrechterhalten werden konnte – in der jüngeren Vergangenheit viele Trinkwasserschutzgebiete aufgehoben“, so Pinka.
„Die Versorgung wird durch Fernwasser über mehr oder weniger lange Leitungen sichergestellt. Dabei ist Versorgung mit Fernwasser keine langfristig befriedigende Lösung; es führt kein Weg an verstärkten Umwelt- und Klimaschutzanstrengungen vorbei, da infolge klimabedingter Witterungskapriolen auch die wesentlich teureren und aufwendigeren Fernwassersysteme – und damit weit mehr Menschen – betroffen sein werden.“
Und für Jana Pinka ist klar: Der Freistaat Sachsen ist vielleicht nicht direkt verantwortlich, weil die Wasserversorgung in der Hand kommunaler Träger liegt. Aber für die wiederum besteht sogar eine gesetzliche Pflicht zur Trinkwasserversorgung. Sachsens Wassergesetz spreche eine klare Sprache, stellt Pinka fest und zitiert daraus: „Die Träger der öffentlichen Wasserversorgung haben unter Berücksichtigung der demografischen und klimatischen Entwicklungen sowie unter Beachtung des wirtschaftlichen Betriebs der Wasserversorgungsanlagen die Wasserversorgung mit Trinkwasser einschließlich der Versorgung in Not- und Krisensituationen langfristig sicherzustellen.“
Und so sieht es nun auch das Umweltministerium, das am Montag zur Konferenz an der HTWK betonte: Wichtige Aufgabe sei es, die Trinkwasserversorgung auch in den sogenannten Brunnendörfern zu sichern – also solchen Orten oder Ortsteilen, deren Bewohner sich teilweise oder vollständig aus privaten Hausbrunnen selbst mit Wasser versorgen.
„Anders als die öffentliche Wasserversorgung haben diese Hausbrunnen den sommerlichen Härtetest nicht vollständig bestanden, es mussten interimsweise Versorgungen aufgebaut werden“, betonte Thomas Schmidt. „Zwar beziehen weniger als ein Prozent der Sachsen ihr Wasser aus solchen Hausbrunnen. Dort, wo es der Fall ist, müssen die zuständigen Gemeinden und Versorgungsverbände aber nach Lösungen suchen, die eine Wasserversorgung in ausreichender Menge und Qualität auch dauerhaft sichern. Der Freistaat Sachsen prüft, wie er sie bei dieser Aufgabe unterstützen kann.“
In Sachsen wird durch die „Grundsatzkonzeption Wasserversorgung 2030“ ein Rahmen für die Verbände festgelegt, wo und wie die Wasserversorgung in den jeweiligen Versorgungsgebieten nachhaltig an sich ändernde Bedingungen angepasst wird. Durch eine nachhaltige und verantwortungsbewusste Planung und Steuerung soll die hohe Versorgungssicherheit mit Wasser, die im Freistaat Sachsen vorhanden ist, gewährleistet bleiben.
Obwohl die Wasserversorgung grundsätzlich in die kommunale Aufgabenhoheit fällt, sieht das Sächsische Wassergesetz dennoch die Möglichkeit vor, dass entscheidende, elementare Planungsprozesse durch die Abstimmung und Festlegung von wasserwirtschaftlichen Grundsätzen und konkreten Zielen durch den Freistaat Sachsen gesteuert werden können. Eine solche Grundsatzkonzeption wurde bereits im Jahr 2009 mit einem Planungshorizont bis ins Jahr 2020 erstellt.
Die Hochschule für Technik, Wissenschaft und Kultur Leipzig (HTWK) war deshalb Schauplatz der Expertentagung, weil hier nicht nur die dringend benötigten Wasserwirtschaftler für Sachsen ausgebildet werden. Sie ist außerdem mit dem Thema Versorgungsinfrastruktur Teil eines Netzwerkes der sächsischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften. Unter dem Label „Saxony5“ bündeln hier die fünf Hochschulen in Leipzig, Dresden, Mittweida, Zittau/Görlitz und Zwickau ihre Ressourcen und Kompetenzen in einem Transferverbund.
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Ach, soweit ist es schon, wußte ich noch garnicht. Naja, wenn das Grundwasser weg ist, kann man ja ein paar neue Braunkohletagebaue aufmachen, ist ja ohne Grundwasserabsenkung viel billiger.