Am 29. April berichteten wir über die kommenden Bauarbeiten der Stadtwerke in Plagwitz, mit denen das dortige Fernwärmenetz erweitert wird. Es gehe auch um CO2-Einsparung, betonten die Stadtwerke dazu. „Fernwärme ist ein ökologisches Plus für jeden Stadtteil. Allein in Plagwitz könnten so jedes Jahr über 700 Tonnen CO2 gespart werden. Der CO2-Ausstoß einer Gasheizung ist rund 25 Prozent und der einer Ölheizung rund 50 Prozent höher als bei der Versorgung mit Fernwärme.“

Ein Passus, den L-IZ-Leser Thomas Schmidt nicht einfach so stehen lassen wollte: „Könnten Sie vielleicht herausbekommen woher die CO2-Einsparungen von 25 % bei Gas- bzw. 50 % bei Ölheizungen kommen? Woher kommt die Fernwärme? Aus Lippendorf oder aus einem lokalen BHKW der Stadtwerke?“, fragte er deshalb.

Eine Frage, die wir den Stadtwerken weiterleiteten. Denn wenn es Einsparungen gibt, muss man es dort ja auch erklären können.

Die Antwort geht natürlich vor allem auf die Frage ein, woher die Fernwärme kommen soll, die künftig durch die Leitungen transportiert wird. Hier ist sie:

„Guten Tag Herr Schmidt,

vielen Dank für Ihr Interesse an unserer Fernwärme. Sehr gern beantworten wir Ihnen Ihre Fragen.

Die Leipziger Fernwärme erzeugen wir einerseits selbst in unserer Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD) im Herzen von Leipzig. Diese verfügt über eine thermische Leistung von 200 MW. Für einige Quartiere in Leipzig liefern auch unsere vier neuen Blockheizkraftwerke (insgesamt 8 MW thermisch) die Wärme. Darüber hinaus betreiben wir mehrere gasbasierte Heizwerke vor allem zur Besicherung. Seit 2014 ergänzt unsere neue Speicheranlage die Leipziger Fernwärmeversorgung.

Diese speichert bis zu 225 MWh thermische Energie. Außerdem beziehen wir rund die Hälfte unserer Fernwärme aus dem Kraftwerk Lippendorf (200 MW thermisch). Mit dieser Erzeugerstruktur können wir die Leipziger mit sehr umweltfreundlicher Fernwärme versorgen, die zu 99,6 Prozent in Kraft-Wärme-Kopplung produziert wird. Von Kraft-Wärme-Kopplung spricht man dann, wenn in den Anlagen gleichzeitig Strom und Wärme erzeugt und der eingesetzte Brennstoff so optimal ausgenutzt wird.

Die angegebenen CO2-Einsparungen gegenüber Gas- oder Ölheizungen ergeben sich durch den Vergleich unseres Fernwärme-Wertes mit der Vergleichstabelle von GEMIS. GEMIS ist eine international verwendete Stoffstromanalyse-Software mit einer integrierten Datenbank für Energie-, Stoff- und Verkehrssysteme. Das Bilanzierungsmodell berechnet für alle integrierten Prozesse und Szenarien den Lebensweg (z. B. Primärenergie- bzw. Rohstoffgewinnung, Herstellung, Stoffbereitstellung etc.) und beispielsweise auch den CO2-Fußabdruck für Energiesysteme.“

Wobei die Stadtwerke selbst ja noch nicht sagen können, ob sie nach 2023 auch noch Fernwärme aus Lippendorf beziehen. Dazu liegt dem OBM ja gerade ein Prüfauftrag des Stadtrates auf dem Tisch, in dem er die Ausstiegsszenarien für 2023 und 2030 prüfen soll. 2023 deshalb, weil dann der jetzige Fernwärme-Liefervertrag der Stadtwerke mit Lippendorf ausläuft.

Wenn der Stadtrat beschließt, dass 2023 wirklich Schluss ist, müssen die Stadtwerke die benötigte Fernwärme dann logischerweise in ihren eigenen Anlagen erzeugen – der Gas-und-Dampf-Turbine in der Eutritzscher Straße und den mittlerweile vier Blockheizkraftwerken im Stadtgebiet, die ebenfalls mit Erdgas betrieben werden (und deshalb eine deutlich bessere Umweltbilanz als das Kohlekraftwerk Lippendorf haben).

Ziel des Umbaus bei den Stadtwerken ist sowieso, künftig das Stadtgebiet nur noch über die eigenen, übers Stadtgebiet verteilten Anlagen mit Fernwärme zu versorgen.

Über eins dieser Stadtteil-Blockheizkraftwerke in der Hildegardstraße haben wir ja schon berichtet. Dazu haben die Stadtwerke eine ehemalige Umformerstation umgenutzt. Der Betonbau ist nicht besonders schön. Deswegen haben die SWL den Graffitiverein beauftragt, die Außenseite des Gebäudes zu bemalen.

Die Meldung der Stadtwerke dazu vom 2. Mai:

Graffiti-Verein macht Energiestationen zum Hingucker im Viertel

Seit Ende vergangenen Jahres beherbergen drei ehemalige Umformerstationen der Leipziger Stadtwerke moderne Blockheizkraftwerke. Nachdem die neuen Energiestationen im Inneren der Gebäude inzwischen ihren Betrieb aufgenommen haben, geht es jetzt an die Gestaltung der Gebäudehüllen. Denn die Anlagen sollen auch optisch ein gern angesehener Nachbar im Viertel sein.

Die kreative Gestaltung haben die Stadtwerke in die Hände des Graffitivereins gelegt, welcher in diesem Jahr sein 20jähriges Jubiläum feiert. „Wir freuen uns schon sehr auf die Gestaltung der Energiestationen – das sind drei super Projekte für unsere Sprüher“, erklärt Dirk Moll, Projektleiter des Graffitivereins. „Schon die Entwicklung des Gestaltungskonzeptes war eine große Herausforderung. Es ist uns aber gelungen, sowohl die Gestaltungswünsche der Anwohner und Bürger zu berücksichtigen, als auch Freiräume für die Beteiligung erfahrener Graffitikünstler einzubauen“, bringt Moll den integrativen Ansatz auf den Punkt.

Gestaltungskonzept Hildegardstraße. Foto: Leipziger Stadtwerke
Gestaltungskonzept Hildegardstraße. Foto: Leipziger Stadtwerke

Die Gestaltungswünsche der Anwohner standen von Beginn an im Fokus. Bei den Tagen der offenen Tür, Ende letzten Jahres, waren nicht nur Einblicke in die Energiestationen möglich, sondern ebenfalls Impulse für die künftige Außengestaltung erwünscht. Beispielsweise ist es den Anwohnern wichtig, dass die Gestaltung kreativ und familienfreundlich ist.

Erstes Objekt ist die Energiestation in der Hildegardstraße, mit einer Gestaltung direkt aus dem Leben. Auf der einen Seite wird man förmlich riechen können, wie eine frisch zubereitete Tomatensuppe auf dem Küchenherd duftet. Im lichtdurchfluteten Wohnzimmer wird der Betrachter auch einen ungewöhnlichen Blick in das Gebäudeinnere, auf das Blockheizkraftwerk, erhaschen können.

Und auf der Nordseite wird das Bad die Passanten fast die wohlige Wärme spüren lassen. „Die Entwürfe haben uns sehr überzeugt. Sie zeigen schon von außen sympathisch wofür wir im Inneren sorgen: für lebendige Energie in Leipzig“, sagt Thomas Walther, Projektleiter der Stadtwerke.

Graffiti-Verein bei der Arbeit. Foto: Stadtwerke Leipzig
Graffiti-Verein bei der Arbeit. Foto: Stadtwerke Leipzig

Die Gestaltung der Energiestationen ist ein Beispiel für die gute Zusammenarbeit des Graffitivereins mit dem Stadtplanungsamt, dem kommunalen Präventionsrat und der Koordinierungsstelle Graffiti in Leipzig. Diese Zusammenarbeit und auch das Engagement von Heiko Rosenthal, Bürgermeister und Beigeordneter für Umwelt, Ordnung und Sport in Leipzig machen es erst möglich, derartige Projekte auf den Weg zu bringen.

Die Leipziger Stadtwerke haben Ende vergangenen Jahres vier dezentrale Energiestationen, sogenannte Blockheizkraftwerke (BHKW), errichtet, die seit 2018 die Strom- und Wärmeversorgung Leipzigs ergänzen. Eingebaut wurden drei der Anlagen schallgeschützt in ehemalige Umformerstationen. So haben die Stadtwerke dafür gesorgt, dass die Energiestationen im Quartier zu den ruhigen Nachbarn gehören. Außerhalb der Gebäude sind die Energiestationen weniger wahrnehmbar als ein Kühlschrank.

Die Energiestationen arbeiten in Kraft-Wärme-Kopplung mit einem sehr hohen Gesamtwirkungsgrad von ca. 90 Prozent und stellen verbrauchsnah gleichzeitig Strom und Wärme bereit. So wird die eingesetzte Primärenergie effizient ausgenutzt. Dabei setzen die Stadtwerke mit den BHKWs auf Erdgas und damit auf den mit Abstand saubersten konventionellen Brennstoff. Und auf eine bewährte Technologie, wenn es darum geht, die hohen Anforderungen der Umweltgesetzgebung zur Reinhaltung der Luft einzuhalten. Bei der Verbrennung von Erdgas entstehen hauptsächlich Wasserdampf und ungiftiges Kohlendioxid (CO2).

Jede der Energiestationen verfügt über eine thermische und eine elektrische Leistung von bis zu zwei Megawatt. Diese Leistung ist ausreichend, um rein rechnerisch 400 Haushalte neu an das Fernwärmenetz anzuschließen und den Strombedarf von rund 9.000 Leipziger Haushalten zu decken. Im Vergleich zur getrennten Erzeugung von Strom und Wärme spart jede der Energiestationen jährlich rund 1.760 Tonnen CO2 für Leipzig ein.

Der Ausbau des Fernwärmenetzes in Plagwitz geht ab 2. Mai in die nächste Etappe

Der Ausbau des Fernwärmenetzes in Plagwitz geht ab 2. Mai in die nächste Etappe

 

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