Für FreikäuferAlles wird immer teurer. Auch der Müll. Wenn auch – wie Leipzigs Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal betont – „eher marginal“. Wobei „marginal“ bestimmt Ansichtsache ist. Die meisten Leipziger bekommen davon meist nichts mit, denn es taucht erst bei der nächsten Nebenkostenabrechnung in der langen Liste der Nebenkosten auf, die vom Hausbesitzer auf die Mietparteien umgelegt werden. Aber Kleinvieh macht auch ein bisschen Mist.
Zwischen 88 Cent und 5,33 Euro wird sich im nächsten Jahr die Abfallrechnung für den einzelnen Leipziger erhöhen, je nachdem, was für eine Tonnengröße im Hof steht. Dass es jedes Jahr diese Schwankungen gibt, liegt natürlich daran, dass die Tonneninhalte jährlich stichprobenartig gewogen werden. Je nachdem, wie sich der Befüllungsgrad nach Tonnenart ändert, werden die Gebühren dann wieder neu gewichtet.
Aber die einzelnen Größenklassen werden auch ganz ohne wechselnde Stopfverfahren, die es manchmal gibt, unterschiedlich stark befüllt. Was dann relativ niedrige Kosten für die 80-Liter-Tonne ergibt, die augenscheinlich seltener als Stopfgans benutzt wird, und relativ hohe für die 240-Liter-Tonnen.
Es sind auch, wie es Leipzigs Stadtreinigung nennt, unterschiedlich viele Menschen an so eine Tonne „angeschlossen“. Die großen, 1.100-Liter-Behälter stehen zum Beispiel vor allem in großen Wohnanlagen und auf jede Tonne kommen im Schnitt 29,5 Personen. Ein-Familien-Haus-Besitzer haben dafür eher die kleinste Größe, die 60-Liter-Tonne, stehen, die dann in der Regel für durchschnittlich 1,9 Personen reicht. Wer selbst kompostiert, verzichtet des Öfteren auf die braune Biotonnen, um die die Leipziger Stadtreinigung in den letzten Wochen so viel Bohei gemacht hat. Das macht die Abfallgebühren noch einmal ein Stück niedriger. Aber die Aufmerksamkeitskampagne gab es aus gutem Grund. Denn noch immer landet zu viel nicht-biologischer Abfall in der Tonne und muss (kosten-)aufwendig wieder raussortiert werden. Dafür schmeißen einige Leipziger ihre Bio-Abfälle noch immer in den Restmüll, wo sie auch nicht hingehören.
Je sauberer die Leipziger ihre Abfälle trennen, umso weniger Kosten fallen bei Entsorgung und Verarbeitung an.
Auch deswegen sprach Heiko Rosenthal am Dienstag, als die neue Abfallgebührenordnung vorgestellt wurde, von marginalen Erhöhungen. Denn wenn die Stadtreinigung die sauber getrennten Abfälle weiterverkaufen kann, kann sie die Gebühren mindern.
Das gelingt bei einigen Sammelgütern mittlerweile ganz gut, betont Thomas Kretzschmar, Erster Betriebsleiter Eigenbetrieb Stadtreinigung Leipzig: bei Schrott und bei Altkleidung.
Was Kostensteigerungen bei Leipzigs Abfallentsorgung dennoch nicht verhindert.
Im Vergleich zur Kalkulation für 2017 steigen die Kosten für die kommunale Abfallentsorgung voraussichtlich im Jahr 2018 um 2,6 Millionen Euro auf insgesamt 41,8 Millionen Euro. Klingt nach einer saftigen Steigerung. Was immerhin 7 Prozent entspricht. Aber die hat eine Menge auch mit dem Bevölkerungswachstum der Stadt zu tun – denn mehr Einwohner produzieren natürlich mehr Müll, der in mehr Tonnen landet, die dann zusätzlich von (evtl. mehr Fahrzeugen und Personal) abgeholt werden müssen.
Rund 2 Millionen Euro entfallen auf diese wachsende, zu entsorgende Müllmenge in Leipzig, sagt Elke Franz, Kaufmännische Betriebsleiterin des Eigenbetriebs Stadtreinigung Leipzig.
Aber wer sich auf mehr Touren, mehr angefahrene Tonnenstellplätze und mehr Müll einstellen muss, der muss auch wieder investieren. Der muss den Fuhrpark und die Technik erneuern und hoffen, dass man mit der vorhandenen Anzahl von Fahrzeugen und guter Routenplanung möglichst weit kommt und vielleicht auch noch die Zuwächse abfedert. Immerhin 253 Dieselfahrzeuge betreibt die Stadtreinigung, sagt Thomas Kretzschmar. Jedes neue Fahrzeug ist eine opulente Investition. Da überlege man lange, bevor man den Fuhrpark erweitert.
Aber auch das Personal muss bezahlt werden. Und da es im Öffentlichen Dienst tätig ist, muss auch 2018 mit einer regulären Tarifsteigerung gerechnet werden. „Wir rechnen bei den Personalkosten mit einer Steigerung von 2,4 Prozent“, sagt Elke Franz.
Die Bürger selbst werden bestimmt auch wieder über die zwei Kostenarten rätseln: Leerungsgebühr und Verwertungsgebühr.
Die Leerungsgebühr fällt jedes Mal an, wenn die Tonne auf die Straße gestellt und geleert wird. Das ist im Grunde der reine Abfall-Preis.
Die Verwertungsgebühr errechnet sich aus all den anderen Kosten des Abfallsystems, das die Stadt vorhält: Bereitstellung der Tonnen, Vorhaltung der Wertstoffhöfe, Schadstoffsammlung, Gelbe Tonne, Blaue Tonne usw. Diese Kosten werden monatlich erhoben.
Und ein kleiner Kostenblock kommt 2018 noch hinzu, den es jetzt seit 2014 nicht mehr gab: 2018 soll es für die Leipzigerinnen und Leipziger wieder einen Abfallwegweiser geben, um die Bürgerinnen und Bürger direkt über die korrekte Entsorgung der unterschiedlichen Abfallarten zu informieren, wie es in der Meldung der Stadt heißt. Also eine Broschüre, die dem Bürger erklärt, wie sich sein Abfall rechnet und welche gesetzlichen Grundlagen dahinter stehen.
Kalkulieren muss die Stadtreinigung die Kosten übrigens so, dass sie kostendeckend sind. Sie darf damit keine Gewinne erwirtschaften. Sind die Gebühren doch einmal zu hoch berechnet, müssen die Überschüsse zurückgelegt und in die nächste Kostenkalkulation eingepreist und wieder abgebaut werden.
Wie geht es nun weiter? – In ihrer Sitzung am 17. November entscheidet die Ratsversammlung, ob die geplanten Änderungen am 1. Januar 2018 in Kraft treten werden.
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