Es ist schon erstaunlich: Die meisten Deutschen scheinen noch keine rechte Angst zu haben. Medien wie die „Zeit“ berichten immer öfter über den Hackerangriff auf elektronische Heimgeräte („Hacker sabotieren das Internet der unsicheren Dinge“), und dennoch scheinen sie beim Thema „Smart Metering“ nicht mal aufzuschrecken. Das Leipziger Büro Hitschfeld hat mal wieder danach gefragt.
Das hat es auch vor einem Jahr schon getan. Und die Ergebnisse ähneln sich. Vor allem in einem Punkt: „Smart Meter, Smart Metering war und ist in der Bevölkerung ein Nischenthema, das vorwiegend bei älteren Männern und Personen mit hohem Bildungsgrad auf Interesse stößt.“
Auf die Frage: „,Smart Metering – Smart Meter‘: Von der Thematik schon einmal gehört?“, antworteten – wie im vergangenen Jahr – 60 Prozent der Befragten mit „Nein“, nur 34 Prozent mit „Ja“. Und das waren vor allem die Männer.
Dabei sind ganze Industriebranchen gerade damit beschäftigt, die Elektronik in den Haushalten komplett zu vernetzen, auslesbar, steuerbar aber eben auch ausspähbar zu machen. Denn was die von der „Zeit“ erwähnten Hacker angreifen, weil es meist schlecht gesichert am Internet hängt, sind neben Computern längst auch Sicherheitsanlagen und Überwachungskameras, zunehmend auch Fernseher.
Aber die elektronische Fernsteuerung zieht auch in den Stromverbrauch der Haushalte ein.
„Die Einführung von ‚Smart Meter‘, der intelligenten (Energie-)Zähler, wird erhebliche Auswirkungen auf die Endkunden haben“, stellt das Hitschfeld Büro für strategische Beratung fest. „Nach der Verabschiedung der gesetzlichen Grundlagen beginnt nun das Roll-out der neuen Technologie. Grund genug, das Thema in einer Studie erneut zu beleuchten und zu fragen: Haben sich unmittelbar vor dem Roll-out Veränderungen in den wesentlichen Befunden von 2016 ergeben? Ob und wie wirkt sich die Debatte zur Digitalisierung der Gesellschaft auf die Bürgerinnen und Bürger im Hinblick auf Smart Meter aus?“
Sechs Millionen solcher „intelligenten Stromzähler“ sind in Deutschland schon eingebaut. Und Meldungen – wie jüngst erst in der FAZ – erzählen davon, dass einige dieser intelligenten Melder augenscheinlich so ihre Schwierigkeiten haben und falsche Ergebnisse liefern.
Aber da die Bundesregierung diese “Smart Meter” nach und nach in allen Haushalten einführen möchte, weil sie die Geräte für einen elementaren Baustein der Energiewende hält, wird das natürlich zu einem Großprojekt, über das sich die betroffenen Bürger eigentlich Gedanken machen sollten.
„Noch ist das Thema in weiten Teilen der Gesellschaft nicht angekommen“, stellt das Büro Hitschfeld fest. „Doch die neue Studie zeigt eine Chance auf: Wird das Thema Smart Meter in den Kontext der Digitalisierung – einem übergeordneten Zusammenhang – gestellt, erscheint es als eine Facette auf dem Weg in den digitalen Alltag. Für Kommunikations-Experten ist dieser Befund ein wertvoller Ansatz, an dem sich entsprechende Maßnahmen orientieren sollten.“
Wobei zu betonen ist, dass die „intelligenten Stromzähler“ für die örtlichen Stadtwerke deshalb wichtig sind, weil sie nur mit Kenntnis aller vorhandenen Abnehmer und aller Ressourcen in ihrem Netz die Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien austarieren können. Die Stromversorgung wird komplexer: Statt eines großen, rauchenden Kraftwerks am Stadtrand gibt es tausende kleiner Anlagen vom Blockheizwerk über die Solaranlage bis zur Biogasanlage, die oft zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich Strom produzieren. Da wäre es natürlich genial, wenn man auch den Stromverbrauch steuern könnte – etwa Waschmaschinen. Und wie wirken sich Elektroautos als Stromabnehmer aus?
Dazu braucht es ein zentral steuerbares System.
Aber wie oben erwähnt: Darüber wissen die meisten Bürger noch nichts.
„Um die Akzeptanz für eine Technologie zu erringen und zu sichern, die einen wichtigen Beitrag für das Gelingen der Energiewende liefern soll, muss dringend mit einer klaren, in sich konsistenten und auf die Verbraucher abgestimmten Kommunikation begonnen werden“, stellt Hitschfeld also fest.
Auch der Datenschutz sowie die Anbieter, von denen die Geräte bezogen werden, würden für die Befragten eine wichtige Rolle spielen. „Auch wenn sich nach wie vor keine fundamentale Verweigerung gegenüber der Technologie in der Bevölkerung abzeichnet, verdeutlicht die Studie, dass die Einführung der Smart Meter von konsistenten Kommunikationsstrategien begleitet werden muss. Folgerichtig muss die Kommunikation auf die verschiedenen Etappen des Roll-outs abgestimmt sein, denn nur so kann die widerspruchsfreie Einführung der neuen Technologie gelingen.“
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