Die größte Falle unserer Zeit ist die Bequemlichkeit, dieser flotte Griff unter den Tresen. Ach, ich hab meinen Beutel vergessen, nehme ich doch die Plastiktasche! Kostenlos oder für 20 Cent. Bing macht die Kasse. Und wieder ist ein überflüssiger Gegenstand mehr in der Welt. Aber Leipzig nimmt ja Abschied von den Plastikbeuteln. Ein bisschen. Der Ökolöwe hat’s mal überprüft.
Es gibt ja keine Anordnung, die es den Handelsketten untersagt, Plastikbeutel auszugeben. Es gibt nur die Vernunft, an die der Leipziger Stadtrat appelliert hat. An die auch der BUND appellierte und den Einzelhandelsriesen REWE dazu brachte, die Plastikbeutel aus dem Sortiment zu nehmen. Was auch der Leipziger BUND im Oktober schon gewürdigt hat. Es funktioniert auch ohne Plastik. Mancher nimmt die Papiertüten, andere gewöhnen sich wieder an, Beutel und Tragetasche einfach dabei zu haben.
Es geht ja nicht nur darum, dass Plastik unsere Umwelt vermüllt, die Meere verheert und Millionen Tiere verenden lässt. Es verbraucht auch einen teuren fossilen Rohstoff – nämlich Erdöl. Aber in der Regel werden die Beutel nur ein Mal benutzt, dann landen sie im Müll oder – noch schlimmer – in der Biotonne oder im Wald. Eine Spezies, die derart gedankenlos mit ihren Ressourcen umgeht, die hat nicht wirklich viele Überlebenschancen.
Wie steht es in Leipzig um die Selbstverpflichtung des Einzelhandels, Plastiktüten und -tragetaschen nicht mehr kostenlos an der Kasse abzugeben?
Das wollte der Leipziger Ökolöwe jetzt im Vorfeld der Europäischen Woche der Abfallvermeidung auch mal über die einzelne Handelskette hinaus wissen. Ganz verschwunden sind die Dinger noch nicht. Man freut sich auch beim Ökolöwen schon über die ersten, winzigen Schritte.
„Wir haben bei 47 Leipziger Geschäften genau hingeschaut“, erzählt Sabine Hübert von der Arbeitsgruppe Abfall & Recycling beim Ökolöwen. „Von 47 besuchten Läden gaben 38 die Plastiktüten nicht mehr kostenlos ab. In fünf Geschäften gingen diese jedoch noch immer kostenlos über den Ladentisch. Immerhin haben zwei Handelsketten die Plastiktüten komplett abgeschafft und durch umweltfreundlichere Alternativen wie Papiertüten oder Baumwollbeutel ersetzt.“
Zudem greife nach Beobachtung des Ökolöwen nur noch etwa jeder dritte bis vierte Käufer zur kostenpflichtigen Tüte oder Tragetasche. Der Preis von 5 bis 25 Cent bremse die Nachfrage offensichtlich.
Aber der Weg ist noch weit. Vernunft ist wirklich noch lange nicht überall Geschäftspraxis. Mehr als die Hälfte der besuchten Geschäfte hatte keine Alternative aus Papier im Angebot, und wenn doch, dann meistens etwas teurer als die Plastiktasche. So wird jedes nachhaltige Denken konterkariert.
Dabei werden Plastiktüten im Schnitt nur 25 Minuten gebraucht, resümiert der Ökolöwe. Haben sie die Einkäufe einmal transportiert, wird nur ein geringer Prozentsatz der Tüten wie vorgesehen recycelt, die meisten der Einweg-Tüten landen nach ihrem Gebrauch auf Mülldeponien oder in der Umwelt.
„Wir empfehlen Tragetaschen aus Recyclingpapier, die mit lösungsmittelfreien Farben bedruckt sind“, sagt Hübert. „Sie sind umweltfreundlicher, können wieder verwendet werden und am Ende sogar noch als Biomülltüten dienen.“
Noch besser sind einfache Baumwollbeutel, die man in der (Hand-)Tasche immer dabei hat. Oder Jutebeutel aus dem fairen Handelsgeschäft, die man immer wieder verwenden kann. Auch als Gewöhnung an eine Zeit, in der die gedankenlose Mitnehm-Mentalität von heute nicht mehr funktioniert. Und diese Zeit ist absehbar, auch wenn viele Handelsketten noch immer so tun, als könne es immerfort so weitergehen.
Das hält aber unsere Erde nicht aus.
Die Europäische Woche der Abfallvermeidung vom 19. bis 27. November ist Europas größte Kommunikationskampagne rund um Abfallvermeidung. Unter dem Motto: „Kommt nicht in die Tonne – Kein Plastik in den Bioabfall“ beteiligt sich der Ökolöwe am Sonnabend, 19. November, von 10 bis 15 Uhr mit einem Aktionsstand in der Leipziger Innenstadt. Dort können Passanten ihre Plastik-Einkaufstüten abgeben und dafür umweltverträgliche Papier-Tragetaschen mitnehmen. Diese eignen sich nach dem Einkauf, um darin Bioabfall zu sammeln und diesen anschließend mitsamt der Tüte in die Bioabfalltonne zu entsorgen.
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