L-IZ-Leser Matthias Ladusch hat in einem Leserbrief nicht ganz zu Unrecht angefragt, wie es eigentlich um das Umweltbewusstsein der Leipziger steht. Viele schmeißen nicht nur wo sie gehen und stehen Flaschen und andere Reste einfach auf Trottoir und Straße. Etliche Zeitgenossen benutzen auch das so wichtige Grün ringsum als Müllhalde.
Einen kleinen Aspekt zu dem Thema zeigt jetzt eine Informationsvorlage des Umweltdezernats zu den Frühjahrsputzaktionen 2016. Das sind die Aktionen, zu denen Frühjahr für Frühjahr hunderte fleißiger Sammler hinausziehen und zusammensammeln, was die rücksichtslosen Zeitgenossen im vergangenen Jahr einfach in Wald, Wiese und auch Gewässer entsorgt haben.
Die Bilder sprechen für sich. Ja, es gibt auch in Leipzig Zeitgenossen, die benutzen ihre Umwelt als Müllhalde, denen ist nicht nur die Ordnungsliebe der anderen Leipziger schnuppe, denen ist auch der Erhalt der Natur egal. Was natürlich auch davon erzählt, wie wenig sie sich mit dieser Welt identifizieren. Denn als Müllhalde benutzt man die Welt ja nur dann, wenn sie einem egal ist. Nur beiläufig kann es da um Geld gehen, denn so teuer sind die Annahmestellen in Leipzig nicht.
Die Zahlen für das Frühjahr 2016 sprechen für sich: Insgesamt wurden vom Eigenbetrieb Stadtreinigung nicht ganz 64 Tonnen Müll registriert – die knapp 35 Tonnen Grünabfälle lassen wir hier mal weg, die werden ja wieder gemulcht und belasten nicht den Stoffkreislauf der Natur.
Aber fast 60 Tonnen „gemischte Siedlungsabfälle“ sprechen eine deutliche Sprache. Das sind die „schnell mal“ hinterm Busch entsorgten Müllsäcke, die Abfälle, die normalerweise in die Mülltonne gehören – aber es gibt ja auch Zeitgenossen, die auf diese Weise glauben, ein paar Nebenkosten sparen zu können. Auch die diversen Partyabfälle, die mancher zu faul ist mit nach Hause zu nehmen, gehören dazu.
Nur bei Sperrmüll war man in diesem Frühjahr nicht ganz so fündig wie in den Vorjahren – da kamen nur 0,6 Tonnen zusammen. Entweder hat man da etliche Sperrmüllberge übersehen – was gut möglich ist. Denn die fleißigen Sammlerkollektive, die sich jedes Frühjahr zusammenfinden, haben ja ihre traditionellen Refugien, die sie sauber räumen. Wenn die Müll-Männer ihren Schrott aber in abgelegeneren Auwaldregionen abschmeißen, fehlt so ein agiles Völkchen in der Regel. Wer aufmerksam ist, sieht derlei Relikte der Rücksichtslosigkeit immer wieder.
Wer ein Smartphone dabei hat, kann das Zeug ruhig fotografieren. Dann können wir auch aktuell zeigen, mit was für Zeitgenossen wir uns diesen armen schönen Planeten teilen.
Gefunden wurden im Frühjahr aber auch 15 Elektrogeräte, 49 Reifen, 1,3 Tonnen Dachpappe und 1,98 Tonnen Schrott. Warum 10 Kilogramm Farbe in der Natur entsorgt werden mussten, erschließt sich wohl nur dem rücksichtslosen Entsorger.
Besonders fleißig beim Frühjahrsputz waren wieder die Kleingärtner mit 56 eingesammelten Tonnen Müll, die Liebertwolkwitzer schafften allein 6 Tonnen, was so eine Ahnung dafür gibt, was anderswo im Stadtgebiet, wo es keine Putzaktion gab, noch herumliegen könnte. Die Gesamttonnage scheint – nach den Zahlen der Stadtreinigung – gesunken zu sein – von 90 Tonnen auf knapp 64 Tonnen.
Aber die Zahl nehmen wir nicht als wirklich belastbare Bilanz. Dazu ist das fleißige Sammeln noch zu punktuell. Aber es zeigt, dass es noch immer genug gleichgültige Mitmenschen gibt, die die Welt als großen Müllplatz betrachten. Klammer auf: Und das hat auch mit der Sicht dieser Menschen auf sich und ihre Umwelt zu tun. Denn wer so agiert, der hat auch ziemlich wenig Achtung vor anderen Menschen. Im Umgang mit der Umwelt spiegelt sich immer der Umgang mit anderen Menschen.
Noch eine Klammer auf: Diese Leute sind eine Minderheit. Das zeigt der Vergleich mit den erfassten Abfallmengen aus der regulären Entsorgung. Da wurden 2014 zum Beispiel in Leipzig 78.312 Tonnen Restabfall gesammelt und 19.791 Tonnen Sperrmüll. Klammer zu.
Was den Ärger über die „illegalen“ Entsorger nicht mindert. Denn oft genug ist es so, dass ein Müllhaufen zur Keimzelle einer regelrechten Müllhalde wird – denn Rücksichtslosigkeit steckt an. Und manche Gebiete im Leipziger Grün werden dadurch zu gefährlichen Orten, weil dort Glas, Draht und andere gefährliche Teile auf Mensch und Tier lauern.
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