Das halbe menschliche Leben ist reine Gedankenlosigkeit. Da sind die Bundesbürger so stolz auf ihre Mülltrennung, bringen auch den Biomüll brav zur Biotonne - aber weil sie vorher alles säuberlich in Plastiktüten gesammelt haben, landen auch die unverrottbaren Plastiktüten im Biomüll. Und sorgen bei der Kompostierung für teure Probleme, wie jetzt der Ökolöwe feststellt.
Der Leipziger Bioabfall wird im Kompostwerk Liemehna kompostiert. Doch in den Leipziger Biotonnen ist nicht nur drin, was dort hineingehört. Ein großes Problem sind die Plastiktüten, in die der Bioabfall verpackt wird. Zu oft landen sie gleich mit in der Tonne. Eigentlich ein altbekanntes Thema. Die fleißige Hausfrau stopft die Küchenabfälle eben einfach in einen dieser praktischen Beutel, die es im Supermarkt extra dafür zu kaufen gibt.
Aber irgendjemand hat da nicht weiter gedacht. Entweder die Firmen, die extra solche Beutel herstellen – was ja schon von vornherein relativ sinnfrei ist. Oder die Käufer der Tüten, die sich keine Gedanken darüber machen, dass Plastik eigentlich im Biomüll nichts zu suchen hat.
Der Ökolöwe hat sich das Resultat in Liemehna jetzt zum ersten Mal richtig angeschaut – und ist entsprechend erschrocken.
„Das Ausmaß der Plastikbestandteile überstieg bei Weitem unsere Erwartungen“, sagt Gerda Raidt von der Arbeitsgruppe Abfall & Recycling des Ökolöwen. Zusammen mit ihren ehrenamtlichen Mitstreiterinnen hat sie das Kompostwerk besucht. „Neben riesigen Mengen an Plastiktüten und dem einen oder anderen verlorenen Schälmesser finden sich im Leipziger Biomüll zuhauf Apfelsinennetze, Blumentöpfe und Lebensmittelverpackungen aller Art, aber auch Flaschen, Spraydosen und Kuriositäten wie ein alte Fußmatte.“
Mit Gedankenlosigkeit ist das Verhalten vieler Nutzer der Biotonne also eher harmlos umschrieben.
„Die Kompostwerke haben Probleme mit den riesigen Mengen an Plastik und anderen nicht verrottenden Fremdstoffen im Biomüll. Zwar wird der Kompost im Laufe der Rotte mehrfach gesiebt, und große Stücke Plastikmüll werden herausgeholt. Das ist aber aufwendig und kostenintensiv“, stellt Gerda Raidt fest.
Und nicht nur im Ganzen sind die Plastikteile ein Problem. Sie geraten erst recht kleinteilig in den Verarbeitungsprozess. Und am Ende noch ganz woanders hin.
Schon beim Abkippen zerreißen die Tüten, bei den Umschichtungen im Laufe des sechsmonatigen Kompostierungsprozesses werden sie immer weiter zerkleinert, schildert der Ökolöwe den Prozess. Was schließlich so klein ist, dass es durchs Sieb fällt, landet im fertigen Kompost und damit im Garten und auf dem Acker. Durch die Bodenbearbeitung werden die Plastikstückchen immer weiter zerrieben und gelangen als Mikroplastik schließlich in die Nahrungskette.
Die noch sehr zurückhaltende Einschätzung des Ökolöwen auch zu Verpackungsmaterialien, die sogar verrotten können: „Tüten aus biologisch abbaubarem Material sind leider keine befriedigende Lösung. Im Kompostwerk verrotten sie in der Kürze der Zeit nicht, bleiben oft im Sieb hängen und werden mit aussortiert und verbrannt.“
Alternativ empfiehlt der Ökolöwe dann doch lieber, Papiertüten oder den guten alten Eimer zu benutzen. Und wer üble Gerüche befürchtet, kann den Bioabfall zusätzlich in Zeitungspapier einpacken.
Unter dem Motto „Kommt nicht in die Tonne“ widmet sich die Ökolöwen-Arbeitsgruppe in diesem Jahr ganz speziell der Biotonne und wird an ihrem Stand auf der Ökofete am 12. Juni im Clara-Zetkin-Park auch ausführlich über das Problem informieren.
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Es gibt 2 Kommentare
Seit einigen Jahren schon bastel ich aus alten Zeitungen und Werbebeilagen Tüten für den Biomüll. Hat 2 Vorteile: Biomüll ist verpackt und in der Tonne bleibts halbwegs sauber. Papier nimmt Feuchtigkeit auf, gerade im Sommer stinkt es dann nicht ganz so arg in der Tonne und die Maden werden auch etwas weniger.
Wahrscheinlich bin ich einige der Wenigen, die “nie” Plastetüten in den Biomüll wirft. Ich habe schon lange aufgehört, mich über diese Umweltsünder aufzuregen, die sind beratungsresistent und dumm! Diese Leute begreifen nicht, dass es nicht nur der Umwelt schadet, sondern auch ihrem Geldbeutel, denn das wird dann alles doppelt und dreifach bezahlt, auch als Haushaltsmüll zusätzlich. Man kann das ja in Plastetüten aufbewahren, muss es dann eben ausschütten und die Plastetüte im Plastemüll entsorgen.