Die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB) meint es durchaus ernst mit dem Wohnungsbau in Leipzig. Auch für die Kommunale Wohnungsgesellschaft war das ja über Jahrzehnte kein Thema. Bis vor zwei Jahren noch war man mit der Verringerung des eigenen Gebäudebestandes beschäftigt und damit, das Unternehmen wirtschaftlich zu stabilisieren. Doch die Zeit drängt: Die LWB wird als erste in Leipzig beginnen, wieder verstärkt in bezahlbaren Wohnraum zu investieren.
Das hatte das Kommunalunternehmen schon im letzten Jahr angekündigt, als der Bau der neuen Firmenzentrale am Wintergartenhochhaus begann. Der nächste Schritt ist der Wiedereinstieg in den Wohnungsbau.
Im Dezember 2014 hatte die LWB deshalb erstmals zu einer Online-Architekturwerkstatt eingeladen. Teilnehmen an der Werkstatt, die vom Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung der Stadt Leipzig (ASW) begleitet wurde, konnte quasi Jedermann – Studenten, Kreative oder auch Architekten.
Bis zum 1. Februar haben 25 Teilnehmer aus ganz Deutschland ihre Konzepte und Denkansätze für das Wohnen der Zukunft an vier konkreten Standorten in Leipzig – es handelt sich um LWB-Grundstücke in Schwerpunktgebieten der Stadterneuerung – hochgeladen. Danach fand eine erste Vorprüfung der Beiträge durch eine Fachjury statt. Ab Mitte Februar war die Öffentlichkeit zum Voting im Internet unter www.lwb-architekturwerkstatt.de aufgerufen. Mit fast 1.000 registrierten Abstimmungsteilnehmern lag das Interesse recht hoch.
“Alle Verfasser von Werkstattbeiträgen haben sich mit den Anforderungen an das Wohnen der Zukunft auseinandergesetzt”, sagte Dr. Gabriele Haase, Geschäftsführerin Wohnungswirtschaft und Bau der LWB, im Rahmen der Abschlussveranstaltung. Karsten Gerkens, Leiter des Amtes für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung, bezeichnete die Architekturwerkstatt als interessantes und wichtiges Projekt. Vor dem Hintergrund der Diskussion über das wohnungspolitische Konzept der Stadt Leipzig müsse nun darüber nachgedacht werden, “wie die Debatte um die Ideen und Entwürfe zum Wohnen der Zukunft” in der Stadtgesellschaft fortgeführt werden kann.
Denn natürlich steht nicht nur der bezahlbare Wohnungsbau auf der Tagesordnung. Es geht auch um gelungene architektonische Lösungen, die Wohngebäude nicht wieder wie hingeklotzte Fertigware vom Fließband aussehen lassen.
Im Rahmen der Online-Werkstatt wurden für jedes der vier ausgewählten Grundstücke mehrere Vorschläge eingereicht. Dabei handelt es sich um die Endesstraße 33 in Lindenau, das Eckgrundstück Gaußstraße/Heimteichstraße in Leutzsch, die Klingenstraße in Plagwitz und die Meißnerstraße in Neustadt, drei Grundstücke im Westen also, der aktuell der Hotspot der Bevölkerungsentwicklung in Leipzig ist, und eins im Osten, wo sich der Bevölkerungszuwachs inzwischen ebenfalls verstärkt bemerkbar macht. Hier ist abzusehen, dass die Wohnungsnachfrage in nächster Zeit noch deutlich steigt.
Zum Entscheid über die Preisträger hat die Online-Abstimmung zu einem Teil beigetragen. Großes Gewicht hatte die Bewertung durch eine Jury, der Prof. Johanne Nalbach (Berlin), Prof. Dr. Michael Koch (Hamburg), Prof. Marina Stankovic (Berlin/Leipzig) und Karsten Gerkens vom ASW angehörten.
Endersstraße 33
Für das Grundstück Endersstraße 33 ist der Vorschlag “Wohnideen für Leipzigs Zukunft” (MetaBolo Architekten) zum ersten Preisträger ernannt worden, das Konzept “Urbaner Schlüssel” (Erik Zein Architekten) wurde Zweiter.
Gauß-/Heimteichstraße
Zwei erste Preisträger gibt es für die Gauß-/Heimteichstraße mit den Projekten “Teilhabend wohnen” (bla°) und “Netzwerkwohnen” (Elena).
Klingenstraße 10
Für die Klingenstraße 10 – für diese Adresse wurden die meisten Vorschläge zur Abstimmung gestellt – gibt es mit “WohnReFlex” (Die Quartierentwickler) einen ersten Preisträger und mit “Plagwitzer Blüten-Reich” (Torsten Fink) sowie “Das Teil-Haus mit Joker” ( AG Konzepte im Haus- und WagenRat e.V.) zwei zweite Preisträger.
Meißner Straße 42-50
Das vierte Grundstück befindet sich in der Meißner Straße 42-50. Hier gibt es einen ersten Preisträger mit dem Konzept “Treppenhausgemeinschaft” (Matter-Büro für Architektur und Städtebau) und einen zweiten Preis für “Laubengang+” (buero JAS mit transstruktura).
“Den Preisträgern ist es am besten gelungen, die in der Werkstatt formulierten Anforderungen umzusetzen”, sagte Jurymitglied Prof. Koch. Es sei spannend gewesen, mit welchen Aussagen auf die Fragen des zukünftigen Wohnens geantwortet wurde. Dabei ging es unter anderem ums gemeinschaftliche Nutzen von Flächen oder um das Mischen unterschiedlicher Wohnansprüche in einem Haus.
Zeitgleich mit der Online-Werkstatt ging am Donnerstagabend auch eine LWB-Architekturwerkstatt zu Ende, die nach herkömmlichem Muster durchgeführt wurde. Sechs Büros aus Leipzig und sechs überregionale waren gebeten, für sechs Grundstücke ihre Vorschläge für zukünftiges Wohnen zu entwickeln. Die Arbeiten der Architekten werden laut LWB-Geschäftsführerin Dr. Gabriele Haase für das Unternehmen eine Basis für die Arbeit an neuen Wohnkonzepten und schließlich für den Mietwohnungsneubau sein.
Die Gewinnerentwürfe kann man sich ansehen unter
http://www.lwb-architekturwerkstatt.de/index.php/projects/praemierung
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Ein gesundes, durchmischtes Miteinander, unterstützt von sozial inspiriertem Wohnungsbau, wäre für Leipzig wünschenswert.
In der wohnlichen Trennung von Arm und Reich, ist Leipzig hinter Frankfurt auf Platz zwei.
Hier wartet Arbeit.
http://www.zeit.de/wirtschaft/2014-07/niedriglohn-wohnort-durchmischung