Leipzigs neuer Betriebskostenspiegel ist da. Und versetzt Leipzigs Wohnungsgenossenschaften in Besorgnis. "Er belegt mehr als deutlich: Leipzig braucht eine Energiepreisbremse", betonen die vier Wohnungsgenossenschaften der Plattform "Wohnen bei uns". Vor dem Hintergrund der Datenerhebung - an der die Plattform der Wohnungsgenossenschaften mit eigenem Datenmaterial beteiligt war - wird klar, wo die wahren Preistreiber bei den Gesamtmietkosten in Leipzig liegen.
So zahlten Leipziger im Jahr 2000 pro Monat rund 2 Euro/m² Betriebskosten. 2012 liegt dieser Kostenblock bereits um rund 25 Prozent höher bei 2,51 Euro/m² pro Monat – ohne Strom. Die Nettokaltmiete erhöhte sich im selben Zeitraum lediglich um 6,7 % von 4,76 Euro/m² (2000) auf 5,08 Euro/m² (2012).
“Unser Ziel ist es, bezahlbares Wohnen zu ermöglichen, das sich an den realen Löhnen und Gehältern der Leipziger orientiert. Exorbitant gestiegene Verbraucherpreise für Gas, Heizöl und andere Haushaltsenergie – um bis zu 112 Prozent seit dem Jahr 2000 – verhindern das zunehmend”, betont Wolf-Rüdiger Kliebes, Vorstand der Vereinigten Leipziger Wohnungsgenossenschaft eG. Dass der Anstieg der Nebenkosten nicht noch höher ausfiel, liegt am Sparverhalten der Verbraucher und vor allem an den umfangreichen energetischen Maßnahmen der Wohnungswirtschaft. Dank dieser seit 1990 durchgeführten energetischen Maßnahmen konnten auch 32.800 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden.
Weiter investierten allein Genossenschaften der Plattform von 2009 bis 2012 über 1,18 Millionen Euro für betriebskostensparende Maßnahmen in ihren Bestand und schlossen günstige Verträge mit Versorgern ab, die Kosten in Höhe von 2 Millionen Euro sparten.
Jetzt aber warnen die Wohnungsgenossenschaften: Ändert sich nichts an der Situation steigender Energiepreise, müssen die Leipzigerinnen und Leipziger sich darauf einstellen, dass die steigenden Heizkosten unmittelbar beim Mieter ankommen. Unsere Bestände sind nahezu vollständig energetisch saniert. Weitere energetische Maßnahmen sind nicht mehr wirtschaftlich und durch Baupreise und Vorschriften wie die neue Energieeinsparverordnung EnEV 2014 enorm teuer. Die nötigen Kostenumlagen auf die Miete übersteigen die finanziellen Möglichkeiten der Mitglieder und Mieter. Weitere Maßnahmen erbringen auf Grund der schon durchgeführten Sanierungen auch nur noch wenige Spareffekte.Einzige Alternative für stabile Warmmieten sei und bleibe die Stabilisierung der Energiekosten durch eine “Energiepreisbremse”, so die Genossenschaften. Andernfalls werden Leipzigs Mieter weiter und höher belastet.
“Es kann nicht sein, dass die Eigentümer von Wohnraum mit künstlich günstigen Kaltmieten die Folgen politischer Weichenstellungen quersubventionieren, welche zum ungehemmten Anstieg der Energie- und Baukosten führen”, betont Wolf-Rüdiger Kliebes, Vorstand der Vereinigten Leipziger Wohnungsgenossenschaft eG.
Den größten Anteil an den Betriebskosten von 2,51 Euro/m² pro Monat macht laut dem aktuellen Betriebskostenspiegel in Leipzig der Faktor Heizung mit Beträgen zwischen 0,74 Euro/m² (Neubau ab 1991) und 1,30 Euro/m² (Hochhaus 1961-1990 unsaniert) aus. Im Mittel zahlt ein Leipziger heute für Heizung und Warmwasser 1,22 Euro/m² – während er im Jahr 2000 nur 0,70 Euro/m² leisten musste.
Auch steigende Grundsteuern belasten die Betriebskosten der Leipziger mit Beträgen zwischen 0,13 Euro/m² (Altbau 1919 bis 1945) und 0,22 Euro/m² (Neubau ab 1991) pro Monat. Im Mittel beträgt der Wert 0,18 Euro/m² (2012). Zum Vergleich: Im Jahr 2000 hatte Leipzig noch einen Grundsteuerbetrag von 0,11 Euro/m².
Massiv gestiegene Bau- und Materialkosten, steigende gesetzliche Auflagen und Standards sowie Anforderungen der Energieeinsparverordnung EnEV 2014 machen jede weitere Modernisierung extrem teuer. Die Folge: Nicht nur Neubau sondern auch Modernisierung und energetische Ertüchtigung kosten mehr, als ein sächsischer Haushalt bezahlen kann. Für energetische Sanierung kletterten die Preise seit 2000 z.B. für Rohrdämmung um 58,7 Prozent, für eine Wärmepumpe um 48,3 Prozent, für Aluminiumfenster um 41,3 Prozent und für Heizkessel um 46,4 Prozent (Quelle: Statistisches Bundesamt, Preisindizes für die Bauwirtschaft). Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum betrug die Inflation 22,6 Prozent.
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Eine weitere Gefahr drohe durch absehbare Preissteigerungen beim Strom, so die Plattform “Wohnen bei uns”. Insbesondere die Kosten für Hausstrom und Aufzüge werden weiter nach oben klettern. Staatliche Regularien wie z.B. die EEG-Umlage haben dazu geführt, dass inzwischen 50 Prozent der Preise für Haushaltsstrom durch Steuern und Abgaben bestimmt werden (Quelle: Strompreisanalyse Nov. 2013 des BDEW). Der Strompreis selber kletterte bundesweit seit dem Jahr 2000 um 99 Prozent (Quelle: Statistisches Bundesamt, Verbraucherpreisindex). Hier sei aus Sicht der Genossenschaften kein Ende der Steigerungstendenz absehbar.
Die Haushalt-Nettoeinkommen steigen zwar in Leipzig seit zwei Jahren, sind aber immer noch niedrig. Zudem setze sich die Spreizung der Einkommen fort. Steigen die Preise für Heizung, Warmwasser und Strom weiter, kommen viele Haushalte am unteren Ende der Einkommensskala unter Druck. Außerdem wird so jede Möglichkeit genommen, Wohnungen weiter an moderne energetische Standards anzupassen. Die nötige Refinanzierung durch Modernisierungsumlagen auf die Kaltmiete wird durch Steigerung der Nebenkosten aufgefressen. Denn für den Mieter zählt die Bruttomiete – hier sind insbesondere bei niedrigen Einkommen keine weiteren Steigerungspotenziale vorhanden.
“Deshalb brauchen wir eine Energiepreisbremse. Sonst wird weiterer Klimaschutz bei Gebäuden nicht bezahlbar”, so die Plattform “Wohnen bei uns”.
Quelle: www.wohnen-bei-uns.eu
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