Mit aller Vorsicht gab das Sächsische Landesamt für Statistik am Mittwoch, 29. Mai, die neuen Zahlen für die Preisentwicklung im Mai bekannt. Mit aller Vorsicht solle man sie genießen. Aber viel wird sich daran wohl nicht ändern bis zum 5. Juni, wenn man möglicherweise noch was nachkorrigiert. Das Wichtigste sieht man auch so: Zwar wird sich - im Vergleich zum Vorjahr - das tägliche Leben in Sachsen nur um 1,7 Prozent verteuern. Aber das "Aber" steckt im Detail.
Denn einen wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung tragen die um fast 6 Prozent höheren Preise für “Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke”. Ohne deren Einfluss liegt die Jahresteuerung lediglich bei 1,3 Prozent, da “Heizöl” (-6,0 Prozent) und “Kraftstoffe” (-3,2 Prozent) günstiger als vor Jahresfrist sind.
Und es sind bei den Nahrungsmitteln eben nicht nur die Auswirkungen des langen Winters auf die Gemüsepreise. Die lang anhaltenden Preisauftriebe an den Agrarrohstoffbörsen sorgen nun auch im vierten Jahr dafür, dass auch alle anderen Grundnahrungsmittel im deutschen Supermarkt teurer werden. Dazu trugen und tragen nicht nur Spekulationen mit Agrarrohstoffen bei, sondern auch die heftigen Ernteeinbußen im vergangen Sommer insbesondere bei Getreide und in den USA ganz einschneidend bei Mais. Das wirkt sich zwangsläufig auch auf die Preise aller anderen Nahrungsmittel aus.
Insbesondere für “Gemüse” (15,5 Prozent), “Obst” (11,6 Prozent) sowie “Speisefette und -öle” (10,8 Prozent) zahlt man mehr als im Mai 2012. Diesem Trend folgen neben “Molkereiprodukten und Eiern” (5,9 Prozent) auch “Fleisch und Fleischwaren” (5,4 Prozent). Explizit aus diesen Teilindizes lassen sich “Salat” (76,1 Prozent), “Kartoffeln” (39,7 Prozent), “Kiwis” (33,8 Prozent), “Butter” (21,4 Prozent), “Milch” (14,1 Prozent), “Hackfleisch” (12,3 Prozent) oder “Schweineschnitzel” (5,9 Prozent) nennen.
Seit 2010 haben sich Nahrungsmittel in Sachsen um 12,3 Prozent verteuert. Das macht sich bei einer eigentlich durchschnittlichen Preissteigerung von 5,6 Prozent seitdem besonders heftig beim täglichen Einkauf bemerkbar. Und das insbesondere bei Menschen mit geringem Einkommen, wo der Anteil der Nahrungseinkäufe eben nicht nur 9,5 Prozent an den monatlichen Ausgaben ausmacht, wie es der sächsische “Warenkorb”, den die Statistiker zugrunde legen, aussagt, sondern in der Regel 30 Prozent und mehr. Sie leiden besonders unter diesen Preisauftrieben. Und es wäre längst an der Zeit, dass auch die amtlichen Statistiker beginnen, unterschiedliche “Warenkörbe” zu berechnen. Ein durchschnittlicher Warenkorb für einen Gutverdiener ist ein anderer als der für jemanden mit dem auch für Leipzig üblichen Niedrigeinkommen.
Dann fallen nämlich einige Posten ganz weg oder völlig anders aus. Für den Posten Verkehr etwa setzen die Statistiker 13,4 Prozent an – mehr als für Nahrung. Aber das funktioniert nur, wenn sich jemand ein entsprechendes Automobil und die entsprechenden Tankfüllungen leisten kann. Das Verkehrsverhalten ändert sich mit steigendem Einkommen genauso auffällig wie das Freizeitverhalten. Erst recht, wenn die kleinen Budgets auch noch zusätzlich strapaziert werden. Denn der Preis für Heizöl und Kraftstoffe ist zwar gesunken. Dafür knallen jetzt die Strompreise durch, weil eine einäugige Regierung die großen Stromverbraucher unbedingt von EEG-Umlagen und Netzgebühren befreien muss. Doch diese Kosten verschwinden nicht einfach aus der Wirtschaftsbilanz. Sie werden auch und gerade von den Privathaushalten mitbezahlt.Was dann beim Strom allein gegenüber Mai 2012 einen Sprung von 12,3 Prozent ausmacht. Seit 2010 ist Strom sogar um 19,6 Prozent verteuert worden. Deswegen glauben auch einige Leute die ausgewiesenen Zahlen zu Stromsperren in Sachsen 2012 nicht mehr. Dazu sind mittlerweile zu viele Menschen in dem Einkommensbereich, der diese Art Regierungsgeschenke nicht mehr abdeckt.
Dass man auf Kopf- und Eisbergsalat, der sich seit Jahresfrist um über 75 Prozent verteuerte, vielleicht verzichten kann, macht das Problem nicht erträglicher. Denn mit Kartoffeln ist eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel in einem Jahr um fast 40 Prozent teurer geworden. Blumenkohl hat um über 25 Prozent zugelegt, Paprika genauso wie Butter um über 20 Prozent.
“Nicht zu vergessen, Lottospielen kostet ab Mai gut 21 Prozent mehr”, fügen Sachsen Statistiker noch an. Aber am tröstlichsten ist eigentlich die Nachricht, dass die Kaffeepreise um 6 Prozent gefallen sind. Aber liegt das an der Mehrproduktion oder hat man wieder die Produzenten im Preis gedrückt? Oder haben die Spekulanten sich jetzt von Kaffeewetten wieder auf Euro-Wetten verlegt?
Im Vergleich zum April steigen die Preise voraussichtlich um ein halbes Prozent, geben die Statistiker aus Kamenz eine vorsichtige Prognose ab. Neben den Verteuerungen in den Supermärkten (1,6 Prozent) wirken sich die zurückliegenden Feiertage bei “Pauschalreisen” (8,0 Prozent) und “Beherbergungsdienstleistungen” (0,3 Prozent) nicht jedoch bei der “Personenbeförderung im Luftverkehr” (-1,7 Prozent) aus. Wenn sie am 5. Juni keine Korrektur veröffentlichen, stimmt alles so.
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