Von den Sachsen kann man's nehmen. So ungefähr scheinen ein paar Leute im Land zu denken, denen das Einkommensniveau der meisten Sachsen so ziemlich schnuppe ist. Die Schuldenproblematik auch. Da wird auch beim Überziehen des Kontos gern zugelangt - frei nach dem Motto: Strafe muss sein. Wer kein Geld hat, muss blechen. Dauerthema Dispo-Zinsen.

Die Verbraucherzentrale Sachsen hat – nachdem das Thema auch im Leipziger Stadtrat wieder auf die Tagesordnung kam – recherchiert, wie sich die Situation um die Zinsen von Dispositionskrediten im Freistaat Sachsen darstellt. Hintergrund ist die aktuelle Veröffentlichung der Stiftung Warentest. Dort wird in Heft 11/2012 im Ergebnis angeprangert, dass Banken und Sparkassen immer noch deutlich zu viel kassieren.

Im bundesweiten Durchschnitt liegt der Dispo-Zins demnach bei 11,76 Prozent pro Jahr. Happig genug für alle, die in die Zahlungsklemme schlittern. Aber das Ergebnis für Sachsen fällt noch viel schlechter als der Durchschnitt aus.

Untersucht wurden Preisaushänge, die sächsische Volks- und Raiffeisenbanken und Sparkassen im Internet präsentieren. 25 Anbieter wurden geprüft. Bei drei Volksbanken wurde die Verbraucherzentrale Sachsen gar nicht erst fündig: bei der Volksbank Pirna, der Volksbank Delitzsch und der Volks- und Raiffeisenbank Muldental.

Zehn weitere Volks-und Raiffeisenbanken offenbaren ihre diesbezüglichen Zinssätze online im Preisaushang und auch die zwölf sächsischen Sparkassen haben alle ihre wichtigsten Konditionen auf diese Weise angegeben. Von den 22 Anbietern, die ihre Konditionen für den Dispokredit bekannt geben, lagen 13 über dem schon sehr hohen bundesweiten Durchschnitt. Spitzenreiter im negativen Sinn ist die Kreissparkasse Döbeln, die einen Zinssatz in Höhe von 13,50 Prozent pro Jahr fordert.

Ihr folgt die Volksbank Mittleres Erzgebirge mit 13,00 Prozent und auf dem dritten Platz schaffte es die Sparkasse Mittelsachsen mit 12,95 Prozent. Sieben Banken und Sparkassen bieten den Dispokredit für zumeist reichlich 11 Prozent pro Jahr an. Und nur zwei Institute, nämlich die Volksbank Mittweida und die Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien bieten einen Zinssatz um die 9 Prozent pro Jahr an.

Dieser regionale Vergleich offenbart auch, dass der Rat an die Verbraucher, das Kreditinstitut im Fall eines hohen Dispo-Zinssatzes zu wechseln, diesmal grundsätzlich ins Leere geht, weil die Mehrheit der Banken und Sparkassen auf einem gleich hohen Niveau diesen Kredit anbieten. Die wenigen positiven Ausnahmen – zumeist Direktbanken mit Onlineangeboten – kommen aus verschiedenen Gründen für eine Vielzahl von Verbrauchern nicht als Vertragspartner in Betracht.

Einen wirklich funktionierenden Wettbewerb gibt es somit nicht, stellt die Verbraucherzentrale fest. Dazu kommt, dass Verbraucher, die schon länger und mit ein paar tausend Euro ihren Dispo nutzen, praktisch gar nicht so einfach wechseln können. Das hat bereits im Herbst 2011 eine bundesweite Umfrage der Initiative Finanzmarktwächter unter den anerkannten Schuldnerberatungsstellen ergeben.

“Deshalb ist die Forderung nach einer gesetzlichen Obergrenze für Dispo-Zinsen richtig”, sagt Andrea Heyer, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Sachsen. Der Freistaat Sachsen hat – wie andere unionsgeführte Bundesländer auch – auf der letzten Verbraucherschutzministerkonferenz einen solchen Schritt allerdings noch nicht befürwortet.

www.verbraucherzentrale-sachsen.de

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