Am Montag, 23. Juli, stellte Sozial- und Verbraucherministerin Christina Clauß den Jahresbericht 2011 der Sächsischen Landesuntersuchungsanstalt (LUA) vor. Der verbraucherpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Michael Weichert, vermisste im Bericht ein Kapitel zum aktuellen Thema Glyphosat.
“Die Landesuntersuchungsanstalt wird immer im Spannungsfeld von Routine und neuen Herausforderungen stehen. Darum hätte ich mir gewünscht, dass Ministerin Christine Clauß auch die Probleme mit dem Herbizid Glyphosat anspricht. Wenn in einer Studie der Universität Leipzig Glyphosat in fast allen Proben im Urin von Menschen, Nutztieren und wild lebenden Tieren nachgewiesen wurde, müsste die Zulassung für Glyphosat ausgesetzt werden, bis die Risiken umfassend erforscht sind. Falls der Staatsregierung die Informationen noch nicht ausreichen, dann muss die LUA tätig werden.
Schließlich steht Glyphosat unter dringendem Verdacht, bei Menschen und Tieren das Erbgut zu schädigen und Krebs auszulösen”, sagt der verbraucherpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90 /Die Grünen. “Wenn die Mittel der Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen für eine Beprobung nicht ausreichen, sollten wir dies bei den anstehenden Haushaltsberatungen diskutieren.”
Womit er ein wesentliches Problem bei der Erforschung moderner chemischer Mittel in der Landwirtschaft anspricht: die fehlende Ausstattung der Forschung mit entsprechenden finanziellen Mitteln. Die Forschungsergebnisse aus Leipzig hatten nicht nur Weichert alarmiert.
Glyphosat – seit 2002 auch auf dem deutschen Markt – ist mittlerweile das meistverwendete Herbizid der Welt. In Deutschland hat sich der Verbrauch in den vergangenen Jahren verfünffacht. Anders als bislang angenommen, werde Glyphosat keineswegs schnell abgebaut, sondern im Boden gebunden, wo es auch nach Jahren noch wirksam werden kann, so Weichert. “Die Anfälligkeit der Kulturpflanzen für Krankheiten nimmt dadurch zu. Auch können die Erträge massiv beeinträchtigt werden.”
Derzeit wird Glyphosat kurz vor der Ernte wieder in großen Mengen auf den Getreidefeldern versprüht. Der Wirkstoff soll das Unkraut auf den Äckern vernichten. Bei Untersuchungen in Leipzig war Glyphosat im Urin mehrerer Menschen nachgewiesen worden, die beruflich nichts mit der Landwirtschaft zu tun haben. Aber da die Bundesrepublik bislang keine größeren Felduntersuchungen dazu angewiesen hat, bleibt die Frage, wie das Glyphosat in den Körper der Probanden und damit in den Urin gelangte, bislang offen.
Durch hohe Rückstandsmengen von Glyphosat in Brot- und Futtergetreide möglicherweise nicht. Zu diesem Vorwurf hat Monsanto eine eigene Stellungnahme veröffentlicht.
Leipziger Studie bestärkt den Verdacht: Das Pflanzengift Glyphosat gelangt wohl doch in die menschliche Nahrung
Am Freitag, 9. Juli, berichtete die “Süddeutsche” …
Die Frage bleibt auch offen, ob die von den Ländern unterhaltenen Untersuchungsanstalten die Fülle ihrer Kontrollaufgaben überhaupt adäquat abarbeiten können. Erst vor Kurzem wurde der LUA auch die Zuständigkeit für die amtliche Futtermittelüberwachung in Sachsen übertragen. Eine echte Herausforderung nannte es die Sozialministerin. Hierzu musste das entsprechende Kontrollpersonal aus dem Geschäftsbereich des Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft übernommen und in die Betriebsabläufe und Strukturen der LUA integriert werden. Darüber hinaus waren Neueinstellungen und entsprechende Schulungen zum Futtermittelkontrolleur zu veranlassen. Sachsen habe nunmehr eine schlagkräftige Futtermittelüberwachung, die mit der amtlichen Lebensmittelüberwachung auch organisatorisch eng verbunden sei, so Christine Clauß am Montag.
Die LUA muss aber auch Lebensmittelproben nehmen, bei Tierseuchen aktiv werden – und auch 2011 wurden sächsische Rinder noch auf die einst so erschreckende Seuche BSE untersucht. Zum Glück ohne Befund. “Im Bereich der Humanmedizin hatte die LUA auch im vergangenen Jahr wieder vielgestaltige Untersuchungsaufgaben zu lösen. Dazu zählten beispielsweise fast 55.000 Untersuchungen an Stuhlproben auf das Vorkommen darmpathogener Erreger. Unter den dabei festgestellten 3.885 Erregern dominierten die Noroviren mit 34 Prozent, gefolgt von Salmonellen mit 22,6 Prozent und EHEC-Keimen mit 12,3 Prozent”, berichtete das Sozialministerium am Montag.
Was die LUA zum Beispiel an Proben von Getreide und Getreideprodukten alles untersuchen muss, kann man im Jahresbericht nachlesen. Natürlich liefert so ein Jahresbericht immer nur eingeschränkte Ergebnisse – es wird ja nie nach allem Möglichen gesucht, diese Kapazitäten hat die LUA gar nicht. Sie untersucht die Proben nur auf die Dinge (toxische Belastungen, Schädlingsbefall, nicht deklarierte Zusätze usw.), die in den Proben vermutet werden.
Den “Jahresbericht 2011” der LUA findet man hier:
www.lua.sachsen.de/download/lua/LUA_JB_2011_Sachbericht.pdf
Die Stellungnahme von Monsanto als PDF zum download.
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