Während Fraktionen wie die der CDU hadern mit der Mobilitätsentwicklung in Leipzig und auch schon öffentlich verbal ihre Unterstützung für das 2018 vom Stadtrat beschlossene „Nachhaltigkeits-Szenario“ für Leipzigs Mobilitätskonzept aufgekündigt haben, sehen sich die Grünen durch die Verkehrsentwicklung in Leipzig seit 2018 bestätigt. Denn immer mehr Wege legen die Leipzigerinnen und Leipziger mit umweltfreundlichen Verkehrsarten zurück.
Am 25. März hatte Verkehrsbürgermeister Thomas Dienberg die Zahlen zur neuesten Modal-Split-Erhebung durch die TU Dresden für das Jahr 2023 vorgestellt. Zahlen, die die Entwicklung seit der letzten Erhebung im Jahr 2018 deutlich machen. Vor allem zeigten sie für Leipzig einen deutlichen Rückgang der per eigenem Pkw zurückgelegten Wege, während der Anteil des Fuß- und Radverkehrs deutlich zugenommen hat. Die neue Auswertung ist auch deshalb so wichtig, weil sie überhaupt erstmals seit dem Beschluss von 2018 zeigt, wie sich die Verkehrsmittelnutzung in Leipzig tatsächlich entwickelt hat.
2018 einstimmig beschlossen
„Die 2018 einstimmig beschlossene Mobilitätsstrategie 2030 trägt Früchte, was sich in einer erheblichen Reduktion der CO₂-Emissionen im Stadtverkehr zeigt“, kommentiert Kristina Weyh, Fraktionsvorsitzende der Grünen und Sprecherin für Mobilität, die neuen Zahlen.
„Die neuesten Zahlen malen das Bild einer Stadt, die sich von der Autoabhängigkeit befreit und Raum für Mensch und Natur zurückgewinnt. Einerseits für einen sicheren Rad- und Fußverkehr, andererseits aber auch für eine bessere Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum. Es ist gut zu sehen, dass es sukzessive gelingt, einigen Stadtteilen die Luft zum Atmen zurückzugeben.“
In einigen innerstädtischen Bereichen zeigt sich eine besonders positive Entwicklung im Sinne des umweltfreundlichen Verkehrs: Das Stadtzentrum verzeichnete einen Rückgang privater PKW um 21 %, Lößnig um 12 %, Grünau-Ost um 10 % und Schleußig um 8 %.
Es geht immer um ein gutes Angebot
„Die Zahlen zeigen, dass nachhaltige Mobilität nicht nur ein Schlagwort, sondern gelebte Realität ist. Viele Leipziger/-innen haben verstanden, dass nach dem massiven Wachstum unserer Stadt und dem damit einhergehenden sprunghaften Anstieg eigener Fahrzeuge unserer Stadt ohne eine ambitionierte Mobilitätswende der Platz und die Luft ausgehen würden“, sagt Kristina Weyh.
„Die Leipziger/-innen nutzen die Verkehrsmittel des Umweltverbundes gern, wenn es dafür ein ausreichendes und sicheres Angebot gibt. Und auch beim ÖPNV zeigt sich nach dem Ende der Pandemie, seit dem zweiten Halbjahr 2023, eine deutliche Trendumkehr. Die schrittweise Umsetzung des Liniennetzes der Zukunft hat 2024 zu einem Fahrgastrekord mit 167 Mio. Menschen bei der LVB geführt. Dies ist uns Auftrag, dass es sowohl beim Deutschlandticket als bei den Investitionen in einen zukunftsfähigen ÖPNV keine Kehrtwende geben darf.“
Also wollen die Grünen auch im 2024 neu gewählten Stadtrat nicht aufgeben und sich weiterhin für mehr Sicherheit für den Rad- und auch den Fußverkehr einsetzen.
„Dazu gehört für uns ganz klar, dass sich die beiden wachsenden Mobilitätsarten, der Fußverkehr und der Radverkehr, durch eigene und getrennte Infrastruktur nicht in Konflikt kommen. Dazu gehört aber auch, dass es für den Fußverkehr wie auch den Radverkehr keine Konflikte mit dem Autoverkehr geben darf“, sagt Kristina Weyh.
„Hier erleben wir nach wie vor, dass etwa in Kreuzungsbereichen, an Engstellen, abgesenkten Bordsteinen oder auf Radwegen widerrechtlich gehalten oder geparkt und dies mitunter auch geduldet oder zumindest nicht geahndet wird. Genau wie bei der Frage um sichere Schulwege kann es hier keine Kompromisse geben, stattdessen braucht es weiterhin ein kollektives gesellschaftliches Umdenken hinsichtlich der eigenen Mobilitätsgewohnheiten und Bedürfnisse. Denn seien wir ehrlich, Wege zu Fuß zurückzulegen, mit Blick auf Natur und Stadt ist eine wundervolle, gesunde und auch soziale Verkehrsart, die es weiter zu stärken gilt!“
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Es gibt 2 Kommentare
Urs, ihr inhaltsloses Gezeter über die metaphorische Luft zum Atmen – im Absatz geht es um öffentlichen Raum – können Sie ruhig stecken lassen. Und selbst im wörtlichen Sinne bin ich sehr froh, dass die Emissionen merklich zurück gegangen sind. Radfahren im Winter bei wenig Luftaustausch ruft das leider immer noch mehr als deutlich in Erinnerung.
Selbst bei anteilig weniger Fahrten im öffentlichen Verkehr (ÖV) ist die mittlere im ÖV zurückgelegte Weglänge deutlich gestiegen, von durchschnittlich 5,2km auf 5,8km pro Person und Tag und das entgegen dem Trend insgesamt sinkender mittlerer Weglänge von 6,0km auf 5,3km sowie leicht verringerter mittlerer Wegezahl, von 3,6 Wegen pro Person und Tag auf 3,5. Also fahren die Leipziger nicht pauschal weniger im ÖV, sondern nur weniger oft. Tendenziell sind sie häufiger in der Nähe (bis 3km) und dann mehr aktiv zu Fuß und per Rad unterwegs – viele in meinem Umfeld haben das Laufen im Alltag während der Corona-Maßnahmen wiederentdeckt. Für lange Wege gibt es eine Verlagerung vom Pkw auf den ÖV. Die Verringerung der mittleren täglichen persönlichen Weglänge im Pkw von 13,4km auf 9,1km ist essentiell für die Mobilität aller in der – wenn auch langsamer – weiter wachsenden Stadt.
Die obigen Zahlen findet man in den Steckbriefen zum SrV auf leipzig.de.
Das will Ihnen wirklich nicht auffallen, lieber Autor, daß Kristina Weyh einen Singsang abstimmt, bei dem es einen schubbert.
Und es ist doch ein schöner Erfolg wenn anteilig weniger mit ÖV unterwegs sind! Und stattdessen auf Schusters Rappen umsatteln. Und das vermaledeite Oudo verabscheuen. Denn nun kommt Luft zum Atmen. Amen!