In der kommenden Ratsversammlung beschäftigt sich der Stadtrat mal wieder mit dem Ringradweg. Nicht wirklich im positiven Sinn. Denn die CDU-Fraktion hat das ein Antragspaket mit dem irreführenden Titel „Der Ring ist für alle da!“ ins Verfahren gebracht, mit dem sie fordert, große Teile des seit 2023 stückweise geschaffenen grünen Radrings wieder abzuschaffen. Ein Antrag, den das Verkehrsdezernat ausführlich begründet ablehnt. Gerade weil es um ein Hoheitsgebiet der Verwaltung geht.

Und Leipzigs Umweltverband Ökolöwe erinnert daran, dass es bereits seit den 1990er-Jahren Beschlüsse gibt, den Promenadenring stadtverträglich umzugestalten.

Der Ökolöwe fordert deshalb den Stadtrat und die Verwaltung auf, endlich ins Tun zu kommen und nicht immer nur zu reden. Denn auch die Gestaltung des grünen Radrings hätte schon viel weiter sein können. Immerhin stammt das Urteil des Oberverwaltungsgerichts in Bautzen, dass das Radfahren auf dem Ring nicht komplett untersagt werden dürfe, aus dem Jahr 2018. Bis dahin hatte sich Leipzigs Verwaltung damit durchgemogelt, dass sie am Ring einfach überall Radfahr-Verbotsschilder aufstellte.

„Das Rumgeeiere im Stadtrat kann man sich kaum noch mit ansehen. Baut den Ringradweg endlich mal fertig“, sagt Tino Supplies, verkehrspolitischer Sprecher des Ökolöwen.

So könnte die Radwegeführung am Wilhelm-Leuschner-Platz aussehen. Visualisierung: Ökolöwe
So könnte die Radwegeführung am Wilhelm-Leuschner-Platz aussehen. Visualisierung: Ökolöwe

Der Ökolöwe wisse den Anfang zu schätzen, den Oberbürgermeister Burkhard Jung mit dem Ringradweg gemacht hat, betont de Umweltverbund. Solange der Ringradweg noch nicht fertig sei, bleibe das aber nur Stückwerk.

Für den Ökolöwen gibt es drei Schlüsselprojekte, die jetzt angegangen werden müssen: Erstens müsse die Radweglücke auf dem südöstlichen Ring zwischen Leuschnerplatz und Augustusplatz geschlossen werden. Zweitens müsse die Stadt den Übergang vom bestehenden Ringradweg auf dem Goerdelerring in die Pfaffendorfer Straße herstellen. Drittens müsse die Kreuzung am Neuen Rathaus angepasst werden, damit Rad- und Autoverkehr besser in Richtung Harkortstraße abfließen können.

Der aktuelle Umsetzungsstand des Radrings und was bis 2027 noch umgesetzt werden sollte. Karte: Ökolöwe
Der aktuelle Umsetzungsstand des Radrings und was bis 2027 noch umgesetzt werden sollte. Karte: Ökolöwe

„Diese drei Dinge, dann ist das Gröbste geschafft. Das sollte bis spätestens 2027 drin sein. Alle Verkehrsteilnehmer kommen dann gleichberechtigt auf ihre Kosten. Niemand wird mehr benachteiligt“, sagt Supplies.

2023 hatte auch Baubürgermeister Thomas Dienberg angekündigt, dass der Radring bis 2025 eigentlich komplett sein sollte. Aber gerade die fehlenden Stücke sorgen dafür, dass der Ring nicht wirklich komplett befahren werden kann, schon gestaltete Abschnitte also auch nicht wirklich zielführend genutzt werden können. Während Ratsfraktionen wie die der CDU die Gelegenheit nutzen, das Ringprojekt immer wieder infrage zu stellen und einen Rückbau zu fordern.

Rückläufige Verkehrsbelastung auf dem Promenadenring von 2002 bis 2023 (2021). Karte: Ökolöwe
Rückläufige Verkehrsbelastung auf dem Promenadenring von 2002 bis 2023 (2021). Karte: Ökolöwe

Die Belastung des Rings durch motorisierte Fahrzeuge könne nicht der Grund für die Verzögerung sein, betont der Ökolöwe. Denn die Belegung mit motorisiertem Verkehr ist auf allen Abschnitten des Promenadenrings seit Jahren rückläufig. Es gibt also auch an den noch nicht umgesetzten Abschnitten des Rings inzwischen genug Spielraum, hier sichere Radwege auf die Fahrbahn zu bringen.

Dazu gehören aus Sicht des Ökolöwen auch komplette Radstreifen auf der Südseite und der Ostseite des Promenadenrings. Und für den jetzigen Radweg auf der Richard-Wagner-Straße wünscht der Ökolöwe bis dahin eine Prüfung, ob nicht auch er auf die Straße verlegt werden kann.

Bis 2027, so der Ökolöwe, könnten alle noch wichtigen fehlenden Abschnitte umgesetzt werden.

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