Am Sonntag, 15. September, geht die Kidical Mass unter dem Motto „Schulstraßen jetzt!“ mit einer bunten Fahrraddemo für ein kinder- und radfreundliches Leipzig wieder auf die Straßen. Das Aktionsbündnis fordert diesmal Verbesserungen der Verkehrssituation vor Kindergärten und Schulen, um jungen Menschen sichere Mobilität zu ermöglichen. Denn oft ist das Fahrradfahren zur Schule ganz und gar nicht ungefährlich.

In den kommenden Wochen will das bundesweite Kidical-Mass-Aktionsbündnis wieder zehntausende Kinder und Erwachsene bei Demonstrationen an hunderten Orten in ganz Deutschland zusammenbringen. In Leipzig startet die Kidical Mass am Sonntag, 15. September, um 14 Uhr vor dem Bundesverwaltungsgericht auf dem Simsonplatz.

„Für zahlreiche Familien ist die Veranstaltung mittlerweile ein fester Bestandteil ihres Freizeitprogramms. Zunächst können die Kinder gemeinsam mit Eltern und Freunden ihre Fahrräder schmücken. Punkt 15 Uhr erobern wir mit unserem großen, bunten Fahrradaufzug in kindgerechtem Tempo den Innenstadtring. Für die Kleinen ist das immer ein großes Erlebnis. Dort wo sonst nur Autos unterwegs sind, können sie sicher und entspannt radeln. Für einen Moment zeigen wir, dass Kinder nicht mutig sein müssen, um auf der Straße Rad zu fahren“, betont Daniel Obst von Verkehrswende Leipzig.

Die Route über den Innenstadtring ist etwa 7 km lang und macht zwischen Dittrichring und Hauptbahnhof einen Abstecher in den Westen des Stadtzentrums. Sie ist für Kinder ab vier Jahren geeignet. Die Tour endet gegen 16 Uhr am Rondell mit dem Springbrunnen im Clara-Zetkin-Park. Polizei, Ordnungsamt und ehrenamtliche Helfer sichern den Aufzug ab.

Kritik am aktuellen Verkehrsrecht

Das Straßenverkehrsrecht wurde in diesem Jahr zwar novelliert, doch eine große Reformierung durch Bund und Länder blieb aus. Das Aktionsbündnis fordert den Gesetzgeber daher auf, das Straßenverkehrsrecht zu reformieren und so adäquate Rahmenbedingungen für sichere Wege zu schaffen, von denen alle Menschen profitieren. Städte und Gemeinden müssen mehr Gestaltungsspielraum erhalten. Die Kommunen wissen am besten, wo Maßnahmen für mehr Verkehrssicherheit notwendig sind.

Das Verkehrsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen beweist, dass es auch besser geht, betont das Aktionsbündnis. Anfang des Jahres hat das Bundesland einen Erlass mit dem Titel „Sperrungen von Straßen für den Kfz-Verkehr im Nahbereich von Schulen“ veröffentlicht und damit seinen Kommunen klare Empfehlungen für die Umsetzung von Schulstraßen zur Verfügung gestellt. Schulstraßen sind Bereiche vor Schulen und Kitas, in denen zur Verkehrsberuhigung temporär oder sogar dauerhaft keine Autos fahren dürfen.

In Leipzig existieren bereits erste Beispiele von Verkehrsberuhigungen nach dem Vorbild von Schulstraßen wie schon seit vielen Jahren vor dem Immanuel-Kant-Gymnasium in der Südvorstadt oder demnächst an der Neustädter Wilhelm-Wander-Grundschule.

Forderungen für neue Schulstraßen

Die Initiative Verkehrswende Leipzig fordert daher weitere Schulstraßen:

Die Stadt Leipzig muss nach dem Vorbild des Zebrastreifenprogramms ein Schulstraßenprogramm auflegen.

Die Stadt Leipzig muss in die Personaloffensive gehen, um die vakanten Stellen im Verkehrs- und Tiefbauamt endlich zu besetzen.

Die Stadt Leipzig muss den jetzt schon bestehenden Handlungsspielraum ausschöpfen und ihr Personal entsprechend weiterbilden.

Daniel Obst von Verkehrswende Leipzig sagt: „Kinder haben das Recht darauf, ihre Wege zur Schule eigenständig und gefahrlos zurückzulegen. Schulstraßen sind ein niedrigschwelliger, effektiver Schritt zur Förderung der Mobilität von Kindern. Sie sind gut für die Gesundheit, kognitive Entwicklung, für Umwelt und Klima und machen gute Laune. Sie sind getestet und bewährt, in Europa weit verbreitet und auch in Deutschland immer beliebter.“

Simone Kraus vom Kidical-Mass-Aktionsbündnis sagt: „Das NRW-Ministerium hat Pionierarbeit geleistet. Andere Bundesländer werden bald folgen. Schulstraßen werden sich im gesamten Bundesgebiet verbreiten und Schulwege allerorts sicherer für Kinder machen. Schulstraßen sind Leuchtturmprojekte für aktive Mobilität von Kindern. Sie sind ein wichtiger Bestandteil für die Mobilitätswende in Deutschland.“

Die Leipziger Kidical Mass

Seit 2020 kommen in Leipzig meist über 1.000 Menschen zur zweimal im Jahr stattfindenden Kidical Mass zusammen. Organisiert wird die Fahrraddemo von der Initiative Verkehrswende Leipzig mit Unterstützung des ADFC Leipzig e. V., des Ökolöwen – Umweltverbund Leipzig e. V. und weiteren lokalen Initiativen. Verkehrswende Leipzig ist ein Projekt von Changing Cities e. V.

Die Kidical Mass ist eine weltweite Bewegung, die es seit 2017 auch in Deutschland gibt. Kinder und nachhaltige Mobilität sowie lebenswerte Städte stehen im Fokus. Sie gibt den jüngsten Teilnehmenden am Straßenverkehr eine Stimme, zeichnet ein positives Zukunftsbild, vernetzt und mobilisiert über Generationen. Unterstützt wird das Bündnis überregional u.a. von ADFC, Campact, Changing Cities, Deutsches Kinderhilfswerk, Greenpeace, VCD und Zukunft Fahrrad.

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