Das Internationale Space Education Institut in Leipzig war mit einigen Modellen auf dem Lastenradtag, der am 17. August auf dem Leipziger Markt stattfand. Kinder und Jugendliche, die sich für Raumfahrt interessieren, haben dort seit 2005 schon viele Moonrover entwickelt, gebaut und an internationalen Wettkämpfen teilgenommen. 2024 belegte das Team um Cosma Heckel bei der Nasa Roverchallenge den 4. Platz, obwohl sie das schnellste Team auf der Strecke waren.
Allerdings sind die Bewertungskriterien sehr komplex. Das Team war Corona-bedingt im Neuaufbau und hatte die in die Bewertungen einfließenden, schriftlichen Vorbewertungen noch gar nicht mitmachen können. Ein Glückwunsch zu dieser Leistung ist auf jeden Fall angebracht.
Was macht diese Raumfahrt-Enthusiastentruppe auf dem Lastenradtag in Leipzig? Wir haben dazu Ralf Heckel, den Gründer und CEO, gefragt. Es war nicht das erste Mal.
Herr Heckel, wir sind hier auf dem Lastenradtag und ich nehme mal an, es soll jetzt mir der Rover-Technologie auf die Straße gehen und nicht nur etwas für Enthusiasten der Raumfahrt bleiben?
Auf der Straße waren wir schon immer, seit 2007. Die Fahrzeuge werden grundsätzlich hier auf der Straße trainiert. Und unsere Schüler waren damals aber noch so was wie Aliens. Lastenräder gab es da noch sehr selten, das Lastenrad ist als solches eigentlich erst interessant geworden, seitdem es Elektromotorenantriebe gibt. Also extra Antriebe für Gewichte, damit man jetzt auch das schwere Gewicht durch die Gegend fahren kann.
Wir feiern im nächsten Jahr unser 20-jähriges Bestehen und wir haben natürlich vor, dort einen Beitrag zu leisten, der da heißt: In Verbindung mit den ganzen Schulen, mit denen wir in den letzten Jahren zusammengearbeitet haben und dem Handwerk entwickeln wir einen Bausatz. In dem Bausatz, als Starter-Kit, ist alles drin, was man nicht im Bike-Shop kaufen kann, aber womit man ein solches Fahrzeug zusammenbauen könnte. Im Rahmen eines Praktikums, zusammen mit einem Handwerksbetrieb und mit einer Arbeitsgemeinschaft in der Schule.
Das heißt, Schulen können sich ab dem nächsten Jahr solche Starter-Bausätze bei uns abholen, Handwerksbetriebe auch. Wenn sie wollen, dass sie künftige Lehrlinge schon aus der Schule heraus briefen können und austesten können, können sie mit einem solchen Starter-Kit außerhalb der Produktion schon mal etwas produzieren, was also Rang und Namen hat.
Wir schreiben dann einmal im Jahr bundesweit einen Wettbewerb aus, wo all diese Fahrzeuge sich zusammen gegeneinander messen können, mit den Teams. Natürlich wird das in dem Moment auf der Straße fahren, denn wir legen das in drei Kategorien auf. Also drei Module wird es geben. Das eine ist das reine muskelkraftbetriebene Fahrzeug. Dann kommt das mit Elektromotor dazu, man kann also einen Elektromotor dazu bauen, hat aber noch eine Kette dran.
Und die dritte und höchste Kategorie, das ist dann hauptsächlich für die Studenten gedacht, die bauen Fahrzeuge, bei denen keine Kette mehr im Fahrzeug ist. Da tritt man also in einen Generator rein und die Motoren an den Rädern, die bringen das Fahrzeug zum Bewegen.
Da nehmen wir im nächsten Jahr, im Juni 2025, an einem 1.000-Meilen-Wettbewerb teil. Da geht es vom Nordkap bis nach Helsinki, 1.600 Kilometer ohne Sonnenuntergang, direkt und nonstop 1.000 Meilen (ca. 1.609 km, d. Red.) entlang. Und man hat nur alle vier Stunden ein Ladefenster von 30 Minuten. Man kann dann also an einer Solarzelle nachladen mit einer Autobatterie darunter, kann aber auch während der Fahrt mit eigenem Solarstrom seine Batterie verlängern.
Bei diesem Wettbewerb wollen wir gegen alle industriellen Produzenten antreten. Und wenn ich mir das Fahrzeug heute schon anschaue, was wir haben, sind wir der Industrie einen kleinen Schritt voraus, weil wir mit zwei Personen auf einem Fahrzeug und vier Rädern grundsätzlich flexibler, leichter und geländegängiger sind als alles, was es zurzeit auf der Straße gibt.
Ich fand es vorhin ganz interessant, wir haben das ja auch im Video: Eine Frau mit Behinderung, die im Rollstuhl sitzt, ist hinten auf diesem Gefährt, und wird per Muskelkraft transportiert, sogar über diese Rampe. Sie sagten mir ja vorhin schon, das ist auch etwas für die Zukunft, gerade dass Menschen mit Behinderung und Menschen ohne Behinderung gemeinsam Touren machen können.
Also das ist ein Ziel, welches wir dabei verfolgen, auch in diesem Wettbewerb, das ist Inklusion. Das heißt, wir legen dann also auch auf, dass Teams Vorteile haben, wenn sie einen Behinderten inkludieren. Das heißt also nicht, einen Behindertensport-Event machen, sondern einen ganz normalen Sport-Event oder einen Wettbewerb, wo Behinderte sich als ganz normale Menschen fühlen dürfen und daran teilnehmen dürfen.
Natürlich gibt es in der Welt und auch in Deutschland eine ganze Reihe von Ehen, die aus zwei Partnern bestehen, wo einer eine Behinderung hat und der andere nicht. Und die Frau wurde im Prinzip von ihrem Mann im Rollstuhl durch die Straßen gefahren. Das ist für beide schwierig, da ja auch der Rollstuhl selber in eine Straßenbahn passen muss und so weiter.
Wir haben vor, das Moon Buggy als solches behindertengerecht umzubauen, dass ein Behinderter und eine gesunde Person mit diesem Fahrzeug fahren können. Das heißt also, der Sitz muss sich an viele verschiedene Arten von Körpergrößen schnell anpassen können und sie sollen aktiv daran teilnehmen.
Das würde mit dieser Motorvariante, wo keine Kette mehr in Betrieb ist, sehr gut funktionieren, da man jede mögliche Kraft, die man dort hineinsteckt, runterrechnen kann auf die Bedürfnisse des Jeweiligen, der auch nur mit einem Bein auftreten kann. Da würde das andere Bein simuliert werden.
Also wäre auch eine Möglichkeit, der vorne fährt mit Beinantrieb und der hinten fährt als Handbike?
Das kann auch mit Händen fahren sein. Das wird dann so umbaubar gemacht. Das ist eine Idee, das Ganze inklusiv zu machen und wir glauben auch, damit einen Beitrag für die Gesundheit der Menschen beitragen zu können.
Nächstes Jahr soll dann die Serienproduktion starten, das ist ja nicht mehr lange hin, dann soll das an die Schulen gehen. Der Wettbewerb soll wann stattfinden?
Der Wettbewerb wird um den Geburtstag von Jesco von Puttkamer stattfinden, als unserem Gründer, das ist der 22. September. Der Termin, der steht im Grunde genommen schon fest: Am 22. September 2025 startet der erste Wettbewerb, wo dann durch Schüler selbstgebaute Fahrzeuge, nach diesem Starter-Set, das erste Mal antreten. Dann haben wir in Rio de Janeiro einen Partner, mit dem wir das durchführen, also unsere Schule, da fährt schon seit fünf Jahren ein Fahrzeug aus Leipzig.
Dann haben wir in Delhi einen Partner, mit dem wir das durchführen. Es wird also einen asiatischen Wettbewerb geben und einen lateinamerikanischen Wettbewerb. Der europäische findet in Leipzig statt und der Endwettbewerb, der internationale, der dann alle internationalen Gewinner zusammenfasst, der findet dann in Texas, in Boca Chica, im Rahmen des Starts von Spaceship statt.
Eine Frage noch, ich kenne ja das Projekt schon etwas länger: Sie hatten immer so schöne Reifen für den Mond, also nicht mehr Luftreifen, eigentlich per se schon unplattbare Reifen. Ist denn da auch was angedacht?
Ja, also das ist eine Auflage des NASA-Wettbewerbes, bei dem wir teilnehmen und die nonpneumatischen Räder werden wir im Rahmen unserer Teams, die bei der NASA-Wettbewerb stattfinden oder teilnehmen, natürlich auch weiterentwickeln. Aber für die Straßenfahrzeuge hier vor Ort ist das nicht von Relevanz.
Da ist es von Relevanz, dass man Technologie hineinbringt, also gute Akkus, Nachladbarkeit mit Solarzellen, Umweltverträglichkeit und natürlich auch die Inklusion, die Möglichkeit, dass also Behinderte mitfahren können. Die Fahrzeuge müssen leicht werden, müssen stabil bleiben und müssen nicht über einen simulierten Mondkurs fahren. Es reicht, wenn sie im Prinzip im Straßenfeld sichtbar werden.
Herr Heckel, ich bedanke mich für das Gespräch und wünsche weiterhin viel Erfolg.
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