Die Entwicklung der Elektromobilität scheint derzeit mal wieder zu stocken – nicht nur, weil die E-Auto-Prämie ausgelaufen ist, sondern weil viele mögliche Autokäufer auch damit argumentieren, dass die Ladeinfrastruktur nicht mitgewachsen ist. Und so wird es auch in Leipzigs Stadtrat immer wieder Thema, wie es eigentlich in Leipzig um den Ausbau der Ladeinfrastruktur steht. Denn augenscheinlich ist das ein Nadelöhr.
Die Grünen-Fraktion hatte deshalb einen ganzen Fragenkatalog gestellt, in dem sie auch auf die beschlossenen Konzepte der Stadt verwies: „Im Ladeinfrastrukturkonzept von 2020 (VI-DS-03289-NF-02-Ifo-05) wird ein Trendszenario für das 2. Quartal 2025 mit einem Bedarf von 816 Ladesäulen und 1.632 Ladepunkten prognostiziert. Damals war schon abzusehen, dass die für 2025 prognostizierten Zahlen für Zulassungen von Elektroautos schon eher erreicht werden würden.
In der Ratsversammlung vom 15. März 2022 wurde zum Antrag VII-A-06814 ‚Elektromobilität auf die Überholspur bringen – Ladeinfrastruktur flächendeckend realisieren‘ beschlossen, dass das Ladeinfrastrukturkonzept zum 1. Quartal 2023 evaluiert werden soll. Laut Ratsinformationssystem liegt diese Evaluation auch über ein Jahr später nicht vor.
Seither wurden diverse Anfragen zu aktuellen Informationen in Bezug auf das Ladeinfrastrukturkonzept an die Verwaltung gestellt. Gerade in dem sich rasant entwickelnden Markt für Elektromobilität ist die Aktualität der Datenlage sehr wichtig.“
Das Konzept kommt jetzt im Herbst
Das Konzept verspätet sich, gab nun das Amt für Wirtschaftsförderung zu: „Das Ladeinfrastrukturkonzept von 2018 wurde im Jahr 2020 aktualisiert und 2023 erneut fortgeschrieben. Dabei wurde deutlich, dass der Genehmigungsprozess für Anträgen betreffend Ladestationen im öffentlichen Raum verbessert werden muss. Das Konzept soll zusammen mit dem Genehmigungsprozess dem Stadtrat im 3. Quartal 2024 vorgelegt werden (VII-DS-09072 Ladeinfrastrukturkonzept 2023).“
Und man ärgert sich auch dort, dass man nicht jederzeit über aktuelle Informationen verfügt. Denn das Gefühl teilen ganz bestimmt auch die Leipziger Wirtschaftsförderer: Dass der Ausbau des Ladesystems mit der Entwicklung des E-Auto-Bestandes nicht mithält.
Aber das soll sich ändern: „Mit dem aktuellen Ladeinfrastrukturkonzept ist ein besseres Monitoring geplant. Dabei soll die Auswertung der bekannten Ladepunkte und deren Parameter (öffentlich, halböffentlich, Schnell- bzw. Normalladepunkt) nach Ortsteilen automatisiert und kontinuierlich erfolgen. Dafür wird momentan im Rahmen einer ‘Smart City Challenge’ ein digitales Dashboard entwickelt.“
Rund 1.200 Ladepunkte sind im Betrieb
Aber Zahlen zum aktuelle Stand des Ladesystems hat man trotzdem: „Goingelectric.de gibt zum Stand 01.05.2024 in Leipzig 883 öffentlich zugängliche Normalladepunkte und 216 Schnellladepunkte an. Weitere knapp 170 Ladepunkte befinden sich aktuell im Genehmigungsprozess.“
Ganz ähnlich lautet die mitgegebene Antwort der Stadtwerke Leipzig: „Die Leipziger Stadtwerke können nur eine Aussage zu deren eigener Ladeinfrastruktur treffen, nicht zu Anlagen Dritter und somit auch nicht zum Gesamtbestand der Stadt.
Aktuell betreiben die Leipziger Stadtwerke ca. 640 Ladesäulen mit ca. 1.200 Ladepunkten. Davon sind ca. 350 Ladesäulen/700 Ladepunkte öffentlich zugänglich. Die Anzahl der öffentlichen Schnell‐Ladestationen beträgt derzeit 30, weitere Inbetriebnahmen laufen derzeit aktuell.
Der Fokus liegt auf der Errichtung von Ladestationen in der Fläche/am Straßenrand. Grundlage für die Flächenplanung bildet hier das Ladeinfrastrukturkonzept. Zusätzlich verstärken die Leipziger Stadtwerke seit 2023 und in den Folgejahren den Zubau von Schnellladern auf (halb‐) öffentlichen Flächen. Auch in den kommenden Jahren ist ein weiterer bedarfsgerechter Ausbau der Ladeinfrastruktur durch die Leipziger Stadtwerke geplant und in der strategischen Ausrichtung verankert.“
Die Zahl der E-Autos wuchs schneller als geplant
Wer sich die Liste (mit Stand 1. Quartal 2023) anschaut, sieht, dass es die meisten Ladepunkte dort gibt, wo auch das Leipziger Gewerbe aktiv ist – in Lützschena-Stahmeln mit 102 Ladepunkten, in Plaußig-Portitz mit 58 oder in Zentrum-Südost mit 44. Es gibt aber auch Ortsteile, wo es noch gar keine Ladepunkte gibt – oder gab.
Denn es wird ja weiter zugebaut, aber anders, wie das Amt für Wirtschaftsförderung mitteilt: „Prognose aus Ladeinfrastrukturkonzept 2020 und 2023 unterscheiden sich: 2023 verzeichnet Leipzig mehr E-Fahrzeuge und weniger Ladepunkte als angenommen.
Auch die Technik hat sich weiterentwickelt. Schnellladestationen sind in der Lage, mehr E-Fahrzeuge (in kürzerer Zeit) zu versorgen. Ihre Bedeutung nimmt weiter zu. Generell lässt sich sagen, dass die Ladeinfrastruktur in Leipzig auf einem guten Weg ist.
Bei der Weiterentwicklung der Ladeinfrastruktur setzt die Stadt weiterhin auf die Kooperation mit Betreiberunternehmen, um einen funktionierenden Markt zu ermöglichen. Dazu wird u. a. eine Veranstaltung für das 3. Quartal 2024 geplant, in dem Betreiber von Ladeinfrastruktur und Supermärkte zusammengebracht werden. Ziel ist, den Ausbau im halböffentlichen Raum zu beschleunigen.“
Kein Vergleich mit Stuttgart
Dabei ist Leipzig noch lange nicht in der Spitzenreitergruppe der Städte mit E-Autos. Während in Leipzig gerade 9.417 E-Autos registriert sind, sind es zum Beispiel in Stuttgart schon über 30.000. Wobei das für Leipziger E-Auto-Fahrer noch komfortabel ist, denn damit kommt Leipzig auf ein Verhältnis von 9 E-Autos auf einen Ladepunkt. In Stuttgart müssen sich 22 E-Autos in einen Ladepunkt teilen, auch wenn Stuttgart schon über 1.300 Ladepunkte verfügt. Dresden hat mit 825 Ladepunkten hingegen noch deutlich weniger als Leipzig.
Die Sache ist also im Fluss. Und außergewöhnlich teuer ist das Stromtanken in Leipzig auch nicht, so das Amt für Wirtschaftsförderung: „Die Stadtwerke Leipzig geben hierzu folgende Auskunft: ‚Die Tarife der Leipziger Stadtwerke ordnen sich im Vergleich zu anderen Anbietern im Mittelfeld ein.‘ – Eine Kilowattstunde kostet bei den Stadtwerken Leipzig zum regulären Tarif 53 ct/kWh bei Normalladestationen und 63 ct/kWh bei Schnellladestationen.“
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Man muss sich nur mal vorstellen, *alle* Autos in Leipzig wären Elektroautos und bräuchten Ladestationen (ca. 1 pro 10 Autos). Es müsste praktisch an jeder Ecke ne Ladestation sein, und selbst das würde im Zweifelsfall nicht ausreichen, da sich die Bedürfnisse ja nicht gleichmäßig über den Tag und die Woche verteilen. Dieses Konzept funktioniert nur, solange nur ein kleiner Teil der Autos elektrisch ist. Ansonsten führt kein Weg an Wechselakkus vorbei, die man dort wechseln könnte, wo man heute Kraftstoffe tankt. Die Infrastruktur wäre also schon da, müsste nur umgerüstet werden. Und die Akkus müssten standardisiert werden…