Wenn es ums Radfahren in Leipzig geht, wird es kompliziert. Denn Radfahrer kommen ja den armen Autofahrern immerzu ins Gehege. Und jede Verbesserung im Radverkehr bedeutet in der Regel, dass Autofahrer Territorium verlieren. Da hätte man schon erwartet, dass dann am 23. Mai in der Ratsversammlung die Fetzen fliegen würden, denn da stand der neue Radverkehrsentwicklungsplan 2030+ zur Abstimmung. Ein bisschen spät, das gestand auch Baubürgermeister Thomas Dienberg zu.

Auch der Vorgänger, der Radverkehrsentwicklungsplan 2020, hatte seinerzeit Verspätung, wurde nicht 2010 beschlossen, sondern mit zwei Jahren Verspätung. Und dann brachte es der Widerstand in der Stadt fertig, den Plan völlig zu entkernen und über acht Jahre geradezu lahm zu legen.

Sodass der alte Plan noch nicht mal abgearbeitet war – die Hälfte der Maßnahmen war nicht umgesetzt worden. Und es genügte schon gar nicht mehr dem wachsenden Radverkehr in Leipzig. Den wiederum – was durchaus verblüffte – auch die CDU-Fraktion mittlerweile akzeptiert. Der Radverkehr hat zugelegt, obwohl viele Straßen und Wege in einem miserablen Zustand sind.

Mit dem Ausbau kamen die Konflikte

Und so ging es am 23. Mai gar nicht mehr darum, wichtige Teile des nun nach vier Jahren Erarbeitung vorgelegten Radverkehrsentwicklungsplans zu ändern. Im Gegenteil: Vielen Stadträt/-innen gingen die beschriebenen Maßnahmen nicht weit genug, waren zu unkonkret, vieles würde sogar fehlen. Etwa in den Ortschaften am Stadtrand, worauf CDU-Stadträtin Siegrun Seidel einging.

Herr Christopher Zenker (SPD) im Leipziger Stadtrat am 23.05.24. Foto: Jan Kaefer
Christopher Zenker (SPD) im Leipziger Stadtrat am 23.05.24. Foto: Jan Kaefer

Aber gleichzeitig beschreibt der Plan natürlich eine Stadt in finanzieller Anspannung. Dass bis 2020 Vieles nicht umgesetzt wurde, lag auch daran, dass lange Zeit nie genug Geld in den Radverkehr investiert wurde. Und diese Ungewissheit liegt auch über dem neuen Plan: Kleine Verkehrsanordnungen oder Fahrbahnmarkierungen lassen sich leicht umsetzen. Aber wenn ein Radweg erst gebaut oder umgebaut werden muss, dann geht es um Geld, das der Stadtrat beschließen muss.

Da wird es dann konkret. Und da kommt es dann seit zwei Jahren (wieder) zu Konflikten, wie SPD-Stadtrat Christopher Zenker feststellte. Vor zwei Jahren meinte ja die CDU-Fraktion, es sei an der Zeit, aus dem Nachhaltigkeitskonzept für die Mobilität auszusteigen, weil der motorisierte Individualverkehr zu kurz käme.

Aber diese Debatte wird weiter gehen. Völlig gegen den Trend. Denn da, wo endlich attraktive und sichere Radwege entstehen, steigen mehr Leipzigerinnen und Leipziger auf das Fahrrad um. Erst recht, wenn dort auch noch ganzjährig Radfahren (Stichwort: Winterdienst) möglich ist. Weshalb der neue Radverkehrsplan das Hauptaugenmerk auf die Hauptrouten legt, wo die Leipziger auch im Alltag in zunehmenden Zahlen unterwegs sind und oft genug ihre Wege zur Arbeit nehmen. Also müssen diese Routen in den nächsten Jahren zuallererst durchgängig befahrbar und sicher gemacht werden.

Frau Siegrun Seidel (CDU) im Leipziger Stadtrat am 23.05.24. Foto: Jan Kaefer
Siegrun Seidel (CDU) im Leipziger Stadtrat am 23.05.24. Foto: Jan Kaefer

Dann, so Dienberg, wird Radfahren auch für Kinder und Ältere interessant.

Da geht noch mehr

Und so beschrieben selbst die Änderungsanträge, die die Fraktionen vorgelegt hatten, nur Details. Etwa die bessere Einbeziehung der Ortschaftsräte und Stadtbezirksbeiräte oder die Bevorzugung separierter Radwege, wie es die CDU-Fraktion beantragte. Ein Antrag, der tatsächlich mit 57:1 Stimmen eine auch für OBM Burkhard Jung überraschende Zustimmung erhielt.

Oder der gemeinsame Antrag von Linken, Grünen und SPD, für den sowohl Linke-Stadträtin Franziska Riekewald als auch Grünen-Stadträtin Kristina Weyh und SPD-Stadtrat Christopher Zenker sprachen, der unter anderem gleich ein Bündel von Strecken zur Priorisierung vorschlug:

– Neue Luppe (Stadtgrenze Schkeuditz)/Elsterbecken/Neue Linie (Stadtgrenze Markkleeberg)
– Saale-Leipzig-Kanal
– Elsterradweg, gesamt Strecke
– Neue Linie ab Rennbahnsteg
– Pleißeradweg ab Wildpark
– Aktivachse Süd
– Connewitz/Kleinzschocher
– Küchenholzallee
– Heuweg
– Marienweg/Rosental
– Liebertwolkwitz/Großpösna

Das darf man durchaus Druckausüben nennen. Genauso, was die künftige Finanzierung des Radverkehrs mit 30 Euro pro Einwohner inkl. Fördermitteln betrifft. Das sind nicht mehr die lächerlichen 1,5, 3 oder 5 Millionen Euro, mit denen in der Vergangenheit eher nur Flickwerk möglich war, sondern sinnvolle 18 Millionen Euro, die dem Radverkehr überhaupt erst einmal eine feste Größe geben. Und auch wenn beantragt worden war, dass alle Punkte aus diesem Antrag einzeln abgestimmt werden sollten, bekamen alle die notwendige Mehrheit.

Frau Franziska Riekewald (Die Linke) im Leipziger Stadtrat am 23.05.24. Foto: Jan Kaefer
Franziska Riekewald (Die Linke) im Leipziger Stadtrat am 23.05.24. Foto: Jan Kaefer

Pech hatte die Freibeuter-Fraktion, die mit ihrem Antrag erreichen wollte, dass Fahrräder auch in der Hauptverkehrszeit in den Bahnen und Bussen der LVB mitgenommen werden dürfen. Hier warfen sich Sascha Matzke und Sven Morlok geradezu gemeinsam in den Ring, um insbesondere für radfahrende Pendler zu werben.

Aber das ist bei der hohen Auslastung der Bahnen bislang Zukunftsmusik und wird sich wohl auch nicht ändern, wenn ab 2025/2026 die ersten breiteren Straßenbahnen in Einsatz kommen. Der Freibeuter-Antrag – so sympathisch er vielen war – wurde mit 4:48 Stimmen angelehnt.

Frau Kristina Weyh (Bündnis 90/Die Grünen) im Leipziger Stadtrat am 23.05.24. Foto: Jan Kaefer
Kristina Weyh (Bündnis 90/Die Grünen) im Leipziger Stadtrat am 23.05.24. Foto: Jan Kaefer

Und genauso erging es dem AfD-Antrag, der mit dem, was AfD-Stadtrat Udo Bütow am Pult erzählte, ganz offensichtlich nichts zu tun hatte. Er wurde mit 17:36 Stimmen abgelehnt.

Während die Vorlage zum Radverkehrsentwicklungsplan selbst dann eine deutliche Zustimmung mit 48:10 Stimmen bekam. Damit könne man arbeiten, sagte Burkhard Jung. Und die Hoffnung steht im Raum, dass sich jetzt zuallererst auf den Radhauptrouten etwas bewegt und Radfahren dort für alle sicherer wird.

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Es gibt 10 Kommentare

Ich meinte nicht, dass es richtig sei, bei den Mitarbeitern zu sparen; ich konstatierte nur.

Ja, die Diskrepanz zwischen Daseins-Ausgaben der LVB und denjenigen, die Werbung, Sponsoring etc. betreffen, ist schon auffällig. Beim Sponsoring könnte man noch meinen, weil die Stadt selbst das nicht darf, wird es über Stadtfirmen realisiert.
Aber grundsätzlich bin ich dafür, dass so ein Betrieb halbwegs effizient laufen muss. Da bin ich bei Ihnen. Ob der Wasserkopf nun zu groß ist, kann ich persönlich nicht einschätzen.

Sebastian, Ihre Revisions-Stichpunkte zur Qualität der Dienstleistung sind sicher legitim. Allerdings ist es auch die Stadt, die Leistungen bestellt und Fahrpreise beschließt oder ablehnt. Was nicht bestellt, wird auch nicht geliefert. Wie beim Regionalverkehr und dem Elend der fehlenden oder überfüllten S-Bahnen…

Rad und ÖPNV: Ich finde die Kombi eine gute Idee, wenn Strecken weit sind und man dadurch MIV vermeiden kann. Ja, die Bahnen und Busse sind zu klein dafür, schrieb ich dazu.
Aber zukünftig kann man das ja mit bedenken, wenn möglich?
Es bringt aber nix, wenn alles zusätzliche wieder teurer wird, denn dann wird es keiner tun.

Und hier sind wir auch bei einer Gretchenfrage: Wird Leipzig erst alles ausbauen und dann geht’s los mit der Nutzung? Wohl nie!
Sehr wahrscheinlicher ist, dass ein Nutzungsdruck den Ausbau des ÖPNV antreiben wird und muss. Sonst kommt man nie so voran, wie es sein müsste. Das ist leidlich, aber Realität.

Und noch eins: Wenn man aufgrund einer dicht besiedelten Stadt (auch ohne Dichtestress) den Verkehr nur so in den Griff bekommt (z.B. mangels Platz für jeden Privat-PKW), dass man eine bestimmte Summe in den ÖPNV investieren muss, dann sollten sich auch alle Stadtbewohner daran beteiligen (wie auch immer so ein Konstrukt aussieht). Von den Vorteilen einer Stadt hat ja auch jeder was. Das ist logisch und auch ein Solidarprinzip.

Wer spricht denn davon, dass nur alle Nicht-Autobesitzer die LVB finanzieren? Gerade eben über die Umlage der LVV bezahlen wir alle schon, das ist auch erst einmal okay.
Die Nutzer der LVB zahlen dann für die konkrete Nutzung einen (zusätzlichen) Preis, auch okay. Autofahrer und Fahrradfahrer zahlen für die Nutzung ihrer Fortbewegungsmittel schließlich auch einen Preis.

Und es ist eben nicht richtig, an den normalen Mitarbeitern zu sparen. DIE brauchen wir, nicht den Wasserkopf.
Oder anderes Beispiel: Warum gibt es von den LVB ein Sponsoring für Vereine etc.? Das kann man machen, wenn was übrig ist.
Warum macht die LVB Eigenwerbung (mit welchem ÖPNV soll man sonst fahren…), gibt Werbegeschenke aus? Und gleichzeitig die Hand aufhalten, das passt alles nicht zusammen.

Hallo Christian,
> “Es ging mir darum, die Kombination ÖPNV-Rad nicht unnötig zu verteuern, um eine Nutzung zu generieren. Ist doch eine coole Idee, anstatt dann alles mit dem PKW zu fahren.”
Coole Idee? Nutzung generieren? Finden Sie die Bahnen aktuell nicht schon voll genug?
Pro befördertem Fahrrad fällt jede Menge Fläche in der Straßenbahn weg, die stehende Fahrgäste, Rollstuhlfahrer oder Kinderwagen benutzen könnten. Alles Beförderungsfälle, die deutlich weniger Alternativen haben als der Radler, der einfach radeln könnte. Und für den Fall, dass es um eine Bahnfahrt geht, um ein defektes Rad zu transportieren: Naja, dann dürfte in diesem Ausnahmefall der PKW eh keine Alternative sein, und das Einzelfahrtsticket mal verschmerzbar. Es geht hier ja nicht um das Verbot der Fahrradmitnahme, sondern um die kostenlose Beförderung.

> “Wohne ich in der Stadt, muss ich auch all die Gegebenheiten bzw. Standortvor- und nachteile akzeptieren.”
Leider wird genau dieses Argument beim Thema “Verkehr und Verkehrsfläche” zunehmend verdrängt… Aber ich teile es uneingeschränkt!

> “Leipzig gibt übrigens dieses Jahr 43 Mill. Euro für Verkehrsinfrastruktur aus. Das zahlen auch “wir alle”.”
Falls damit Straßen gemeint sind: Ja, wir alle haben ja auch was davon, wenn Pakete transportiert werden, der Müll abgefahren wird, der Bus fährt, die Polizei kommt oder der Rettungswagen, oder schlicht die Handwerker. Ist für mich völlig einleuchtend, dass dieser Posten von allen bezahlt wird.

Was mir aber wirklich fehlt bezüglich LVB, das ist eine gründliche Revision. Warum gibt es in dieser Stadt so viel weniger Rasengleis als anderswo? Warum rumpeln die Bahnen derart? Warum wird gegen das Rumpeln und Heulen nicht systematisch mal was gemacht? Warum kostet die Fahrkarte hier so viel? Warum sind die Bauplanungen nicht synchron mit der Stadt gelegt, warum kollidiert das immer wieder und führt zu Verzögerungen? Warum wird überhaupt so wenig gebaut, und wenn, dann nicht nachhaltig (Gleissenkungen in der Fahrbahn, wiederholte Reparatur Leuschnerplatz,…)? Warum fährt die Bahn nur teilweise die Nacht durch, und wird dann durch wirr anmutende Nightlinerpläne ersetzt? Warum wird Neubau geplant und vorangetrieben, wenn man schon das vorhandene (im Vergleich) große Netz (im Vergleich) nicht gut bewirtschaften kann?
Der Wille, aus Sicht der Journalisten, oder der Stadt als Besitzer, da mal grundlegend zu recherchieren, Insider zu befragen, Abteilungen mal zu durchleuchten…das fehlt mir. Der Wille, es endlich BESSER zu machen.
Ja ich weiß, wir sind hier im Radwegethema. Es muss auch nicht hier weitergehen damit.

@Thomas_2
Soll die LVB (=ÖPNV =Daseinsfürsorge) nun die Hand aufhalten oder nicht?
Offensichtlich spart sie, wenn die Gehälter niedrig sind, und das Geld kommt dem Unterhalt und dem Ausbau zugute.

Es ging mir darum, die Kombination ÖPNV-Rad nicht unnötig zu verteuern, um eine Nutzung zu generieren. Ist doch eine coole Idee, anstatt dann alles mit dem PKW zu fahren.

In einer Stadt kann nur ein guter ÖPNV die Lösung sein, auf dem Land sieht das etwas anders aus. Dort wird man nie so eine Verfügbarkeit haben.
Und für eine Lösung in der Stadt sollten auch alle aufkommen.
Es wäre absurd, dass nur alle Nichtautobesitzer, aber Stadtbewohner, die spezielle Daseinsfürsorge in einer Stadt finanzieren sollen!?
Wohne ich in der Stadt, muss ich auch all die Gegebenheiten bzw. Standortvor- und nachteile akzeptieren.

Leipzig gibt übrigens dieses Jahr 43 Mill. Euro für Verkehrsinfrastruktur aus.
Das zahlen auch “wir alle”.

@Christian:
Soweit ich weiß zahlen wir schon alle genug für die LVB. Aktuell wieder 90 Millionen Zuschuss aus dem LVV. Warum sollten wir über ein Bürgerticket nochmal zahlen? Aber anstatt an richtiger Stelle zu sparen, hält die LVB einfach immer weiter die Hand auf, ist ja so schön bequem. Der normale Angestellt der LVB hat davon leider nicht viel, da klappt das mit dem Sparen seltsamerweise…

Urs, bisherige Studien zeigen eher eine Isolationsfunktion durch parkende Autos, die die nächtliche Abkühlung vermindert. Eine Einordnung von Studien findet sich dazu z.B. beim Standard: https://www.derstandard.at/story/2000137612864/wie-parkende-autos-die-hitze-in-der-stadt-verstaerken
Zur Klimawandelanpassung werden wir in hitzebelasteten Gebieten bzw. Straßen bisher zum Parken genutzte Flächen begrünen müssen – übrigens auch in Konkurrenz zu Radverkehrsanlagen oder den immernoch von den LVB favorisierten Mittelhaltestellen.

Auch ich finde die Beräumung von Radwegen notwendig und sinnvoll. Genauso, wie für den ÖPNV (Schienen) oder den MIV geräumt wird, so soll es bitte auch für Velos sein, damit diese auch bei solchen Verhältnissen fahren können. Teils wird der Radweg zugeschoben oder gefahren.
Auch Eis muss dort verhindert werden. Der MIV bleibt ja auch nicht zu Hause bei dieser Situation.

Radmitnahme im ÖPNV wäre cool, aber es ist kein Platz vorhanden. Funktioniert nur bei der S-Bahn halbwegs.
Das Gestreite um die Bezahlung, nervig. Die Zur-Verfügung-Stellung eines Riesenstraßennetzes für den MIV kostet auch nix, keine Maut, gar nix. Aber der Attraktivität und Sinnhaftigkeit eines ÖPNV ständig Steine in den Weg zu legen, bringt uns nicht weiter.
Bürgerticket, und fertig. Da leistet jeder was für die Umwelt, und wer es selbst nicht nutzt, hat dann eben Pech gehabt.

Der Marienweg ist eine wichtige Anbindung zum Heuweg und Nordwesten. Da ist kein regulärer Autoverkehr mehr. Teils Beton!, teils Pflaster. Letztens ärgerte ich mich wieder, als ich dort mit dem Rad unterwegs war. Eine Zumutung. Eine sinnhafte Alternative auf Wegen gibt es nicht wirklich.
Warum nicht einen Teil der Straße mit einer vernünftigen Decke versehen? Pflaster in Gründerzeitvierteln finde ich wie Sie sehr ok und erhaltenswert, aber hier?

@Urs
> “Mich würde, übrigens, mal interessieren, ob bekannt ist, ob ein auf der Straße abgestelltes Auto im Sommer die Sonneneinstrahlung auf die Straße u.U. derart abschatten kann, daß die Aufheizung des Areals insgesamt vermindert wird?”
Stimmt! Vielleicht führt auf Blech und Glas einstrahlende Sonne ja zu einer Abkühlung! Kennt man ja vom London Square, wo Autos direkt vereist wurden. Und wenn die Autos noch höher werden (quasi Ultra-High-SUVs), dann bringen die sicher mehr Schatten als ein paar Bäume. Gut, Kinder sieht man beim Überqueren der Straße dann noch schlechter, aber auf den Fußwegen wäre es schön kühl…

Zum Winterdienst: Ein Grund vieler, gegen eine separate Radinfrastruktur zu wettern ist die Meinung, das Radfahren eine Schönwetter- Angelegenheit ist. Unsere Winter sind mild, Schnee ist mittlerweile eine Seltenheit geworden. An solch einem Tag ziehe auch ich es vor, nicht mit dem Rad zu fahren. Der fehlende Winterdienst sorgt jedoch dafür, dass Radinfrastruktur tagelang nicht nutzbar ist, obwohl das Wetter längst wieder radfahrtauglich ist.

Die kostenlose Mitnahme in der Bahn finde ich auch völlig daneben.
Wo ich aber anderer Meinung bin als Sie, das ist der Winterdienst. Wenn man schon “mit dem Trend” geht, wie das im Artikel so schön formuliert wird, dann soll doch bitte konsequent gehandelt werden. Grundsätzlich zwar im Winter, aber bei Schnee und Eis fahre ich, wie viele andere Leute auch, nicht mehr Rad. wenn ich dann irgendwo neben so einem “verkehrsgrünen” (sic!) Radweg stehe, weil wieder irgendwo eine Spur umgewidmet wurde, dann wirkt es besonders dumm, wenn die leere Spur mit Schnee bedeckt und damit unbenutzbar ist. Wenn man schon anfängt so umzubauen, wie es die aktuelle Stadtratsmehrheit möchte, dann muss der Weg auch im Winter benutzbar sein. Ich finde es gut, dass dafür Räumfahrzeuge angeschafft werden.

Wenn es doch nur wahr wäre, daß es etwa dem Herrn Bürgermeister und Beigeordneten für Stadtentwicklung und Bau um das Radfahren ginge. Dumm ist halt, daß dieses Trachten beträchtlich mit einer Art systematischen Dünnbrettbohrens betrieben wird: dem Verschwindenlassen von Laternenparkplätzen, denn der ruhende MIV hat es ja sowas von in sich. Mich würde, übrigens, mal interessieren, ob bekannt ist, ob ein auf der Straße abgestelltes Auto im Sommer die Sonneneinstrahlung auf die Straße u.U. derart abschatten kann, daß die Aufheizung des Areals insgesamt vermindert wird?

Ich, unablässig mit dem Velo unterwegs, finde nicht, daß Radfahrer (m/w/d) markant benachteiligt sind. Ich habe auch kein Verständnis für den Wunsch, Winterdienst für Radfahrer einzurichten. Und kostenlose Mitnahme von Velos in Bussen und Bahnen ist unter allen Umständen idiotisch. Wer Mitnahme will, soll gefälligst zahlen. Partypeople, die zu Mehreren zu faul sind, mit dem Rad am Freitagabend zu fahren, trotz passablen Wetters, wenn man in Anzug und Mantel aus dem Konzert kommt und eigentlich nicht mehr einsteigen kann, sind ein Ärgernis, besonders, wenn man sich den Mantel beschmiert. Wieso sollen Bus und Tram auch noch ihre Konkurrenz befördern? Bleibt kraß unlogisch.

PS Der Marienweg ist eine schöne, wirklich aus Kopfsteinpflaster bestehende urzeitliche Straße. Das soll ganz weg? Wäre schade. Und soll es dann am ehemaligen, seit Menschengedenken gesperrten Bahnübergang eine Unterführung geben?

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