Auch das gibt es: Eine Verwaltung, die ihren Bürgern ganz persönlich antwortet. Mit Worten, die auch persönlich gemeint sind. So, wie es jetzt Johannes Schneeweiss erlebte, der in einer Einwohneranfrage die Probleme der Leipziger Fahrradstraßen ansprach, die eben ganz und gar nicht in einem komfortablen Zustand sind, sondern oft regelrechte Rumpelstrecken. Und jemand im Rathaus kann das sogar richtig nachempfinden.

So eine richtige Einwohneranfrage war es ja auch nicht, eher eine große Bitte. Denn auf den Fahrradstraßen fahren nun einmal nicht nur Leute, für die geländegängiges Fahren ein Sport ist.

Die Einwohneranfrage

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Stadträtinnen und Stadträte,

Seit meine Freundin schwanger ist, fahre ich nochmal anders mit dem Rad durch die Stadt – auf Fahrradstraßen – oder eben auf der Hauptstraße.

Wie ist es möglich, dass die Fahrrad-Straßen „Am Elsterwehr/Mainzer Str“, „Härtelstr.“ trotz ausgewiesener Fahrradvorfahrt und der „Lauerscher Weg“ als Fahrradautobahn Richtung Cossi unter den kaputtesten Straßen in Leipzig das Fahrradfahren für manche
verunmöglicht? Es gibt einfach sehr viele Schlaglöcher und Unebenheiten.

Ich merke dies zur Zeit noch mehr, weil meine hochschwangere Freundin zumindest in den beiden ersten genannten Straßen auf die Großen Parallelen (z.B. Jahnallee) ausweichen muss. Sonst schüttelt es das Baby zu arg und es kommt vllt. früher – und das wollen wir nicht 🙂

Es wäre sehr toll, wenn der Zusage und der Strategie nach, Fahrrad-gerechter zu werden, mehr Taten folgen würden.

***

Wer ihm da genau aus dem Verkehrs- und Tiefbauamt persönlich geantwortet hat, verrät das Ratsinformationssystem zwar nicht. Vielleicht war es sogar Amtsleiter Michael Jana selbst, wohl wissend, dass viele Lösungen für den Radverkehr in Leipzig aus simplen finanziellen Gründen bislang nur Provisorien sind.

Die Antwort

Sehr geehrter Herr Schneeweiss,

auf Ihre Einwohneranfrage möchte ich Ihnen gern antworten: Ja, die von Ihnen benannten Straßen sind in keinem guten Zustand und auch und besonders für Radfahrende keine Freude. An vielen Stellen vor allem im Nebenstraßennetz – darunter auch Fahrradstraßen – haben weiterhin einen Nachholebedarf in der Sanierung.

Trotzdem möchte ich Ihrer generellen Kritik widersprechen. Unsere Zusage, Leipzig schneller und sichtbarer fahrrad-freundlich zu machen, halten wir!  Mit dem „Aktionsprogramm Radverkehr” werden allein in den Jahren 2021 und 2022 8 Millionen Euro für bauliche Maßnahmen für den Radverkehr investiert – einschließlich Markierungen und Ausweisungen von Fahrradstraßen.

Der Schwerpunkt der Radverkehrsförderung lag bisher insbesondere bei der Herstellung von Radverkehrsanlagen entlang von Hauptstraßen.  Die verstärkte Einrichtung von Fahrradstraßen ist in Leipzig dagegen noch ein relativ neues Instrument der Radverkehrsförderung. Fahrradstraßen haben eine Bündelungsfunktion entlang von Hauptrouten. Erfolgreiche Beispiele kennen Sie aus der Beethovenstraße/Straße des 17. Juni/Härtelstraße.

Weil Fahrradstraßen priorisiert werden, werden die von Ihnen benannten Straßenabschnitten Am Elsterwehr/Mainzer Straße und Härtelstraße bei der Erneuerung der Fahrbahn früher berücksichtigt als viele andere Straßenzügen.

Allerdings ist es in den genannten Straßenabschnitten nicht mit einer Deckensanierung getan. Diese Fahrradstraßen Am Elsterwehr/Mainzer Straße und Härtelstraße sind überaltert und verschlissen und müssen – was das Teuerste ist – grundhaft erneuert werden. Wir werden diese Straßen daher noch eine Zeit lang weiterhin punktuell instandsetzen müssen, ehe wir zu einem Neubau kommen werden.

Der Lauersche Weg ist zwar keine Fahrradstraße, stellt im Südwesten aber eine wichtige Hauptroute im HauptnetzRad der Stadt dar. Auch dieser Straßenabschnitt bedarf dringend einer Verbesserung der Fahrbahnqualität und eine geordnete Straßenentwässerung. Hier werden wir eine zeitnähere Umsetzung prüfen.

Noch ein abschließender Hinweis: Sehr hilfreiche Hinweise zum Radfahren in der Schwangerschaft und mit Baby sind auf der folgenden Internetseite zu finden: https://www.radfahren-mit-baby.de/radfahren-in-der-schwangerschaft/ Hier werden Ergebnisse eines Projektes des Nationalen Radverkehrsplans aufgeführt, die zeigen, dass Radfahren in der Schwangerschaft kein erhöhtes Risiko für das ungeborene Kind bedeutet.

Nun aber das Wichtigste: Ihrer Partnerin und Ihnen und vor allem dem bald Neugeborenen alles Gute in der immer fahrrad-freundlicheren Stadt!

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Es gibt 2 Kommentare

Ich muß ja eingestehen, daß ich zB auf Lausner Weg oder die “Fahrradstraße” Goldrutenweg rüber zum Natl auch mit 170mm Federweg vorn und hinten doch gerne Schlangenlinien um die vielen Schlaglöcher herum fahre.

Wenn alle diese – für das Radnetz sehr relevanten – Straßen erst “grundhaft” ausgebaut werden müssen, anstatt sie mit einer neuen Decke zu versehen, dann werde ich unter der Erde sein bevor ich es erlebe.

Es sind derart viele Straßen in Leipzig so durchlöchert und schlecht geflickt, da sollte auf der Prioritätenliste die Beduetung für den Radverkehr schon recht weit oben stehen. Wenn da bereits eine Planung für “grundhaften” Ausbau mit Wasserrohren Gas usw vorliegen sollte, erwarte ich eine grobe Ansage der Fertigstellung.

Davon ab sind diese “Fahrradstraßen” eine billige Augenwischerei, ich denke da nur an die Erich-Thiele-Straße in Lindenthal. Etwas mehr als blaue Schilder aufzustellen könnte man schon dafür tun.

Mich beschleicht der Eindruck, lieber Autor, daß dieser von Ihnen vermeldete Briefwechsel schon weit mehr als zwei Jahre auf dem Buckel hat. Wollen wir hoffen, daß das in Text erwähnte Ungeborene längst wohlbehalten das Licht der Welt erblickt hatte.

Aber schön ist es schon, den Neologismus “Fahrradautobahn” in der Einwohneranfrage von Johannes Schneeweiß zu finden (ich bin an”Busbahnhof” erinnert), der sich ebene Fahrradstraßen wünscht. Doch der nette Anonymus, der für die Stadt antwortet, findet seltsamerweise, daß es dafür bei den fraglichen Straßen Neubaue geben müsse. Ich als Laie kann mir das nicht vorstellen. Es braucht etwa in der holperigen Mainzer Straße eine neue Decke, aber das ist doch kein Neubau.

Und mal von Radfahren in der Schwangerschaft abgesehen: es muß von Radlern (m/w/d) toleriert werden können, daß die Untergründe hie und da holprig sind. Es gibt kein Recht auf Radfahrkomfort bei knüppelharten Pneus. (Wie es auch passieren kann, daß man mit tiefergelegten Autos, etwa am Zoo, unsanft aufsetzt.) Unsere Vorfahren hatten sich was dabei überlegt, Bereifung und Sattel von Velos auch für holperige Straßen tauglich zu machen.

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