In der LZ vom 28. Dezember 2023 war zu lesen: Das Wegesystem in der Nonne soll neue Wegeoberflächen bekommen. „Aufgrund der hohen Bedeutung der Erholungsfunktion des Stadtwaldes werden die meisten Waldwege im Stadtwald Leipzig in einem höheren Standard ausgebaut, als es für die Bewirtschaftung notwendig wäre“, für die „Nonne“ also über 5.000 m sandgeschlämmte Schotterdecke aus feinerem Mineralgemisch, stellt das Amt für Stadtgrün und Gewässer für 2025 in Aussicht.

Aber keinen Asphalt. Nun muss dabei bedacht werden, dass in 2024 also die Planung und Ausschreibung durch das Amt für diese Wegedecken erfolgt. Deshalb hier diese nachfolgenden Anmerkungen:

Für die Waldwanderwege wäre diese Befestigung ausreichend und akzeptabel. Aber wir reden hier insbesondere von Radwegen im Grünen, im Auwald mit Laubbäumen. Von solcher Deckschicht betroffen wären also auch die Hauptradrouten entlang der Elster/Pleiße und quer durch die Nonne zwischen Schleußig und Zetkin-Park.

Das Mineralgemisch ist durch den starken Radverkehr dann recht schnell bis auf den Schotter durchgefahren, siehe den Radweg entlang der Radrennbahn, den Küchenholzradweg, den Radweg zwischen Schleußiger Weg und Teilungswehr oder den Elsterradweg zwischen Heuweg und Kläranlage Rosental.

Dabei gäbe es als nachhaltigere Alternative zur Mineralgemischdecke die Möglichkeit zum Einbau von wasserdurchlässigem Asphalt für viel genutzte Geh- und Radwege, gerade im Grünbereich oder Auwald, um die ganzjährige Nutzbarkeit, Reinigung und die Versickerung der Wege zu gewährleisten. Schon seit Mai 2021 liegt dem Amt für Stadtgrün und Gewässer eine Ausarbeitung des ADFC zum Ausbaustandard für Hauptradwege im Grünen vor.

Die ADFC-Ausarbeitung zu Radwegen im Grünen.

Außerdem und dazu auch die Information in mdr aktuell vom 6. Dezember 2023.

Die Probleme wassergeschlämmter Decken

Egal welche Argumente von den Nutzern und betroffenen Radfahrern vorgetragen werden, vom Amt kommt immer wieder die Festlegung für sandgeschlämmte Wegedecken. Und zu diesen Wegedecken gibt es genug Vorbehalte. Es liegen unterschiedliche Gesichtspunkte für oder gegen eine Asphaltierung von Hauptradwegen im Leipziger Auwald vor.

a) Bedingungen für den Ausbaustandard der Hauptradwege mit geschlämmten oder bekiesten Oberflächen (wassergebundene Deckschichten):

– erforderlich sind hohe Gradienten (Buckelung), durch die hohen Gradiente soll das Regenwasser auf beiden Seiten abfließen,

– ein Versickern des Regenwassers ist nicht vorgesehen, da die Deckschichten stark verdichtet sind, das Regenwasser versickert im Randstreifen der ungebundenen Decken,

– auf den Hauptradwegen im Auwald besteht ein hoher Nutzungsdruck, der bewirkt, dass die ungebundenen Deckschichten durchgefahren werden,

– zudem weicht die Deckschicht durch Regen und Frost-Tauwechsel auf, wird durchgefahren und uneben. Es bilden sich Vertiefungen und Pfützen,

– durch die Pfützenbildung weichen die Fußgänger und Radfahrende auf die Seitenstreifen aus und verbreitern dadurch die verdichteten Flächen zunehmend in den Auwald,

– bei Trockenheit entsteht bei ungebundenen Decken eine starke Staubentwicklung, der Staub führt zu einer Belastung für sämtliche Wegenutzer,

– durch das im Herbst nicht beseitigte Laub verschlammen die Geh- und Radwege zusehends,

– infolge der Durchfahrung der Mineraldecke liegt der Schotter frei und ist geröllig, d.h. beim Bremsen oder in Kurven kommt der Radfahrende schnell ins Rutschen = erhöhtes Unfallrisiko,

– bei wassergebunden Decken kann nur eine manuelle Schneeberäumung erfolgen, da die Deckschicht durch die Schiebeschilde nicht beschädigt werden sollte,

– ungebundene Decken müssen innerhalb von 10 Jahren erneuert werden, d. h. hohe Unterhaltungskosten,

– bei Wegen mit ungebundenen Decken im Überschwemmungsbereich werden die Deckschichten durch fließendes Wasser relativ schnell zerstört.

Asphalt und Nutzungsdruck

Die Bedenken von Seiten der Naturverbände: Die Park- und Radwege im Auwald mit ungebundenen Deckschichten werden derzeitig bereits stark genutzt. Eine (durch Asphaltierung) verbesserte Infrastruktur im Auwald würde den Nutzungsdruck in der Aue/auf den Wegen des Auwaldes erhöhen.

Durch die Asphaltierung würden unweigerlich Konflikte zwischen Radfahrenden und Fußgänger/-innen provoziert.

Argumente der Autofahrenden: Radfahrende gehören ins Nebennetz! d. h. in den Grünbereich, nicht auf die Straßen. Asphaltstraßen sind für den MIV gebaut.

b) Ausbaustandard der Hauptradwege mit asphaltierten Oberflächen:

– asphaltierte Radwege sind ganzjährig nutzbar, die Oberflächen sind witterungsbeständig,

– die asphaltierten Oberflächen sind verschleißfest, die Oberflächen müssen nicht „gebuckelt“ werden, sondern können mit leichtem Gefälle verbaut werden,

– Asphaltdecken sind relativ „spurensicher,“ d. h. bei Regen muss nicht auf den Randstreifen ausgewichen werden,

– es entsteht kaum oder keine Staubentwicklung, keine Pfützenbildung,

– das überschüssige Regenwasser versickert im Randstreifen,

– bei versiegelten Deckschichten (Asphalt, Beton, Pflaster) liegen entsprechend Studien vielfach die natürlichen Wassergehalte über denen des umliegenden Geländes. Der Radwegeunterbau wirkt als Filter und Sickeranlage, da das am Radwegrand ablaufende Regenwasser in den Radwegekörper einsickern kann (siehe Anlage),

– asphaltierte Flächen können gut maschinell gereinigt werden, die Schneeberäumung ist mit Geräten möglich,

– bei der Nutzung der asphaltierten Radwege können die Radfahrenden möglichst schnell durch den Auwald fahren und nutzen weniger Nebenwege, die den Fußgängern vorbehalten bleiben,

– Nachteil – mögliche Durchwurzelung, d.h. Wurzeln können den Asphalt aufbrechen,

– die asphaltierten Hauptradwege sollten durch Markierungen der Spuren optisch und mit Richtungsmarkierungen getrennt werden, ebenso mit Markierung als Abgrenzung zu den Gehwegen,

– der Asphalt kann eingefärbt werden, d. h.. bei Bedarf zur Unterbindung zu hoher Aufheizung aufgehellt werden,

– Ökobilanz: Haltbarkeit geschlämmter Oberflächen <10 Jahre, asphaltierte Hauptradwege Haltbarkeit >50 Jahre, wenn nur von Rad befahren werden (Gewicht macht den Weg/die Straße kaputt)

Fazit: Asphaltierte Radwege sind bei der Herstellung erst einmal etwas teurer als ungebundene Radwege, aber langlebiger und in der Unterhaltung preiswerter.

Deshalb sollten die Hauptradwege, insbesondere im Auwald, in jedem Fall als asphaltierte Radwege ausgebaut werden und sind somit die nachhaltigere Alternative.

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Es gibt 10 Kommentare

Im Ergebnis der SBB Südwest Sitzung ist eine Protokollnotiz mit der erneuten wohlwollenden Prüfung der vorgeschlagenen Variante durch das Dezernat 6 gewünscht ist. Mündlich Wiedergabe der Sitzung. Protokollentwurf wird erst zur Sitzung vom 05.02.2024 bestätigt.

Einwohneranfrage beim SBB Südwest zur Asphaltierung Holbeinstraße
Innerhalb meiner mündlichen Nachfrage vom 13.12.2023.
Siehe Ratsversammlung ab Min.: 03:05:43
https://www.leipzig.de/buergerservice-und-verwaltung/stadtrat/ratsversammlung#c12049
Zu den geplanten und notwendigen Aufwendungen diese Information.
• Für die Asphaltierung des Mittestreifens ca. 5 Meter breite sind 600.000 € laut HH-Plan eingestellt.
• Für das Aufnehmen und Entsorgung der mit Asphalt beschichteten Steine sind ca. 145.000 € laut VII-EF-09264-AW-01 notwendig.
• Für das Recycling / wiederverwendungsfähige aufarbeiten der Steine sind laut Angebot von einem Fachunternehmen 156.000 € einzuplanen.
In Summe werden 900.000 € für eine temporäre kurzfristige Lösung aufgewendet.
Dies kann ich als Bürger in keiner Weise verstehen, obwohl es langlebige C2C Lösungsvorschläge für einen gemeinsamen Fuß- und Radweg mit einer Breite von 3,50m gibt.
Meine Frage an den SBB Südwest:
Welche Position bezieht der SBB Südwest zu dieser Verwaltungsmeinung / diesem Verwaltungshandeln?
Die Beantwortung ist für Montag 08.01.2024 ab 18:00 Uhr innerhalb der öffentlichen Sitzung des SBB Südwest in der Schule am Grünen Gleis vorgesehen

@cx
Danke für den Link. Ich glaube schon, dass sich etwas Sinnvolles gemeinsam mit dem VTA gestalten lässt. Am Montag 08.01.2024 ab 18:00 Uhr wird innerhalb der SBB-Südwest Sitzung meine Anfrage zur Thematik „Asphaltierung der Holbeinstraße“ aufgerufen. Wenn es klappt bringe ich ein Modell für eine mögliche Ausführung mit und stehe für Fragen im Vorfeld ab 17:30Uhr zur Verfügung.  

Fleißbienchen dafür!

Ich möchte allerdings zu bedenken geben, dass das wichtigste Argument fehlt – es muß nämlich jemand planen, bauen und auch bezahlen. Was sagt denn da das VTA dazu?

Aus meinen 30 Jahren Erfahrung mit Radwegen in Leipzig scheint dies das Hauptproblem zu sein – abgesehen von vollmundigen Grundsatzerklärungen und kostengünstigen Mitnahmeeffekten bei anders (teil-)finanzierten Bauvorhaben (Tagebau zu Freizeitgebiet, Bundes- bzw Landesstraßen) ist da nämlich wenig passiert. Paar Schilder und Streifen auf der Strasse an herausragenden Orten, aber in der Fläche ein Flickenteppich, holprig, nicht beräumt, mit Fussgängern auf der Fahrbahn usw.

Der Satz “die asphaltierten Hauptradwege sollten durch Markierungen der Spuren optisch und mit Richtungsmarkierungen getrennt werden, ebenso mit Markierung als Abgrenzung zu den Gehwegen” ist wohl nicht etwa sarkastisch gemeint? Ich hätte dann gerne eine Überholspur…;)

@Christoph Korth
Ich strubel mich auch ab und an mit dem ASG, jedoch bin ich der Auffassung, dass Forderungen nach nutzungsgerechter Anpflanzungen für Asphaltwege im LSG und generell nicht zielführen sein kann. Zielführend sollte sein eine weitgehend optimale Lösung für alle Einsatzbedingungen zu kreieren.
Was muss ich mir unter fachgerechtem Unterbau vorstellen? Aufbau / Maße?
Auch zu der Forderung von Leitsystemen und Tunnel für Amphibien sollten andere Lösungen realisiert werden.

Den Dank vom @Ralf schließe ich mich an und werfe gleich mal die Frage in dem Raum, wie derartige Initiativen bei einem positiven Ergebnis vom Oberbürgermeister gewürdigt werden. Zu DDR-Zeiten gab es dafür eine Lösung! Neuererbewegung!!!

Danke Christoph für Ihr ehrenamtliches Engagement und den mega informativen Artikel.

Auf den möglichen Nachteil durch “Wurzelaufbruch” hatte ich hingewiesen. Das kann man nicht ganz ausschließen, außer es wird versucht, Bäume mit vielen oberflächigen Wurzel wie Pappeln oder Fichten (Flachwurzler) , nicht in die Nähe von Aspaltwegen zu pflanzen, wie es zB beim Radweg um den Werbelliner See falsch gemacht wurde. Die Gefahr von Wurzelaufbruch war auch ein Argument vom Amt für Stadtgrün und Gewässer für die vorgesehene Nichtasphaltierung des Weges vom Schleußiger Weg zum Teilungswehr, da dort alte Lindenbäume stehen. Die haben aber in den bisherigen 60-80 Jahren mit ihren Wurzeln den Schotterweg nicht aufgebrochen, denn Linden haben ein tiefgehendes Herzwurzelwerk und die Verjüngung erfolgt als Stockausschlag, also am Stammfuß.
Ansonsten verhält sich der Asphalt mit fachgerechtem Unterbau bei Frost wie Asphalt im Straßenbau. Und Amphibien müssen wie bei jedem befahrenem Weg durch Tunnel umgeleitet werden.

@Christoph Korth
Ein Interessanter Beitrag mit einigen Informationen welche mir noch nicht bekannt waren.
Dem Fazit stehe ich widersprüchlich Gegenüber:.
Eure Forderung: ++Deshalb sollten die Hauptradwege, insbesondere im Auwald, in jedem Fall als asphaltierte Radwege ausgebaut werden und sind somit die nachhaltigere Alternative+++
Gewährleiten nicht, dass eine mögliche Durchwurzelung, d.h. Wurzeln können den Asphalt aufbrechen und eine gefahrlose Querung von Amphibien beachtet wird. Wie sich der Asphalt bei Frost verhält konnte ich noch keine befriedigende Information im Beitrag finden.
Gern können wir auch außerhalb dieses Forums einmal austauschen.
Hier noch ein Link zu einem von uns realisiertem Radweg. https://youtu.be/BFFg4epfuyU

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