Vielleicht wird es am Mittwoch, dem 10. Januar, auch so ein Fest wie am 4. April 2022, als die Warming Stripes auf der Sachsenbrücke der Öffentlichkeit übergeben wurden. In Blau und zunehmend dunklerem Rot zeigten sie den Anstieg der mittleren Jahrestemperaturen – und machten den Klimawandel so in Leipzig auch anschaulich. Bis dann die farbigen Streifen nach und nach von den Reinigungsfahrzeugen von der Brücke geputzt wurden. Eine Tram soll jetzt die Aufgabe übernehmen.
Am Mittwoch startet die „Warming-Stripes-Tram“ ihre Reise durch Leipzig. Die auf ihr abgebildeten Klimastreifen übersetzen – wie die Warming Stripes auf der Sachsenbrücke – die vorhandenen Daten zur Erderwärmung in abgestufte Farbstreifen und machen somit den langfristigen Anstieg der globalen Mitteltemperaturen seit 1850 eindrücklich sicht- und begreifbar.
Mit dem Kooperationsprojekt zwischen der Stadt Leipzig, den Leipziger Verkehrsbetrieben (LVB) sowie dem Klimabündnis „Leipzig fürs Klima!“ wird allen Leipzigerinnen und Leipzigern die fortschreitende Erderwärmung verdeutlicht.
Mit der Straßenbahn bekommt das Klimabündnis, das auch die Warming Stripes auf der Sachsenbrücke initiiert hatte, gewissermaßen einen rollenden Ersatz für die verblassten Streifen auf der Brücke.
Vorbilder für so eine Straßenbahnbeklebung gibt es auch schon. 2021 ging so eine farbig gestaltete Tram als „Klimabahn“ in Bremen auf die Strecke.
In Bielefeld startete im Frühjahr 2023 eine beklebte „Klimabahn“ für zwei Jahre ins Netz.
In Freiburg machte sich so eine Klimaschutz-Straßenbahn sogar schon 2019 auf die Spur.
Scientists for Future berichtet auch von Klimabussen in Kiel, Tübingen und Hamburg.
In Leipzig ist schon seit Frühjahr 2023 eine innen und außen gestaltete Straßenbahn der LVB unterwegs, die die Verkehrsteilnehmer darauf hinweist, dass die elektrisch rollende Tram der beste Beitrag zur Klimafreundlichkeit im Leipziger Verkehr ist. Sie zeigt keine Warming Stripes, sondern jede Menge grüner Blätter.
Weshalb die Bahn, die am Mittwoch, dem 10. Januar, bei einem Pressetermin der Öffentlichkeit übergeben wird, ein völlig neuer Hingucker werden wird und dann eben rollend den Leipzigerinnen und Leipzigern zeigt, wie heftig sich das Klima gerade in den letzten Jahre erwärmt hat. Was ja alle die Extreme von Dürrejahren bis Hochwasser ergibt, die mittlerweile die Nachrichten bestimmen.
Auch 2023: Viel zu warm
Das gerade abgelaufene Jahr 2023 reiht sich nahtlos in diese Entwicklung ein, wie der Deutsche Wetterdienst am 29. Dezember meldete: Das Jahr 2023 war in Deutschland demnach das wärmste seit Messbeginn 1881.
„2023 war weltweit ein neues Rekordjahr der Temperatur. Der Klimawandel geht ungebremst weiter. Wir müssen intensiv in Klimaschutz einsteigen und uns an Schäden durch Wetterextreme anpassen“, sagte Tobias Fuchs, Vorstand Klima und Umwelt des Deutschen Wetterdienstes (DWD).
Und auch der Dezember mit seinen Regenmassen reiht sich da ein, wie der DWD feststellte: „Der Dezember 2023 war der 15. in Folge mit auffallend hohen Temperaturen und wird voraussichtlich zu den acht wärmsten Weihnachtsmonaten seit 1881 gehören.“
Und direkt zu den Temperaturen: „Das Mittel der Lufttemperatur lag im Dezember 2023 mit 3,9 Grad Celsius (°C) um 3,1 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 (0,8 °C). Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 (1,8 °C) betrug die Abweichung 2,1 Grad.“
So langsam gehört die Botschaft in die Köpfe aller Verkehrsteilnehmer, dass es allerhöchste Zeit ist, das Ruder herumzureißen. Dazu kann die „Warming Stripes“-Straßenbahn ein Stück weit beitragen.
Es gibt 10 Kommentare
Typische Symbolpolitik der Grünen und Linken in Leipzig. Hauptsache es wird durch die selben Aktuere stets den naturzerstörerischen Bauprojekten a la Leuschnerplatz, Bayerischer Bahnhof, Eutritzscher Verladebahnhof, Bauflächen rund um den Hbf, forstliche Eingriffe in den Auwald und und und zugestimmt.
Das gleiche auch derzeit mit dem durch die Linken beantragten “Klimagerechtigkeitsatlas”. Auch die Linken haben es sich am Katzentich der kapitalträchtigen Entscheider jenseits der Politik bequem gemacht und mischen ein wenig mit im Turbokapitalismus. Da ist dann auch ab und an ein gut bezahlter Posten drin. Da darf man dann auch mal ein bißchen Symbolpolitik betreiben, Hauptsache die beschlossenen Dinge ändern nichts an den Hauptproblemen…
Es geht bei Werbung aber eher nicht um Politik oder Umerziehung (“es muss in die Köpfe rein!!!”). Daheim schaue ich so gut wie nie Werbung, da meist ÖR im Programm läuft, und wie oft ich im Kino bin kann ich übers Jahr an einer Hand abzählen. Da hab ich einfach die Wahl. Und der Einbezug von Zigarettenkonsumaufklärung im Kino in die Argumentation zeigt eigentlich nur, dass das mit dem Gegängel gar nicht so falsch war. Auch wenn “Propaganda” sicher nicht zutrifft, nach etwas Überlegung.
Und ekelhafte kranke Organdarstellungen sind genau so wenig etwas, was ich sehen möchte, wie die zunehmend verzweifelten Ideen der Engagierten im öffentlichen Raum. Es bleibt Unsinn hoch zehn, dass ich den Klimawandel stoppe, wenn ich in den Bus steige. Es sind Phrasen aus dem Kindergarten.
Und: Ziehen wir zusammen an einem Tau, erreichen wir das Weltniveau!
@Sebastian
> “Mir war so, als ob ich mit dieser Wahrheit nur konfrontiert werde, wenn ich vorhabe eine Schachtel Zigaretten zu kaufen, und nicht wenn ich mich einfach nur um öffentlichen Raum aufhalte oder Bahn fahre. Insofern hätte ich das nicht unter “überall draufdrucken” subsummiert.”
Mh, also wenn ich im Supermarkt an der Kasse stehe sehe ich diese Wahrheit immer sehr direkt vor meinem Auge. Und da möchte ich keine Schachtel kaufen. Und Zigaretten- Werbung, der man sich nicht entziehen kann, gibt es ja mitunter doch noch. Im Kino z. Bsp.
Mir war so, als ob ich mit dieser Wahrheit nur konfrontiert werde, wenn ich vorhabe eine Schachtel Zigaretten zu kaufen, und nicht wenn ich mich einfach nur um öffentlichen Raum aufhalte oder Bahn fahre. Insofern hätte ich das nicht unter “überall draufdrucken” subsummiert.
@Sebastian
“Also, Wahrheiten überall aufdrucken ist völlig üblich, unauffällig und ganz normal? ”
z.T. sogar gesetzlich vorgeschrieben: “Rauchen fügt Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu.”
Wahrscheinlich zu verdreht. Und alt, und weiß, und es finden sich bestimmt weitere Eigenschaften, die zwar kein Argument bieten, aber irgendwie Ablehnung ausdrücken können.
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Also, Wahrheiten überall aufdrucken ist völlig üblich, unauffällig und ganz normal? Die neue Bahn (vulgo “Tram”) nichts besonderes, da einfach nur Wahrheiten verbreitet werden?
Ich schlage folgende Aufdrucke auf der nächsten Bahn vor:
Honig enthält Zucker!
Der Vollzug der Todesstrafe ist unumkehrbar.
Bücher enthalten Text und manchmal Bilder.
Ölheizungen verbrauchen Öl.
Die Bahn wird dann zwei Jahre so fahren und alle sind erhellt.
@Sebaation
Wie verdreht im Hirn muss man sein, um die schlichte Darstellung von Fakten als Propaganda zu bezeichnen. Gibt’s übrigens in jeder Apotheke: Propagandathermometer, bei Nebenwirkungen….
Kein einziges Beförderungsangebot wird durch diese Aktion geschaffen, kein Stück Kapazität erweitert oder eine Alternative für die Leute geschaffen. Stattdessen wieder Propaganda, wie die grün gestaltete “Umweltbahn”, oder die “zusammen stoppen (sic!) wir den Klimawandel” Elektrobusse. Die Umfrageergebnisse sind offensichtlich noch nicht katastrophal genug, deswegen muss weiter auf die Leute eingehämmert werden. Zeitung lesen Viele aus Verdruss schon nicht mehr.
Auf der Brücke wurde der Farbenzauber noch mit als Kunstwerk verkauft, aber jetzt ist es echt nichts weiter als Nerverei. Es soll eben in die Köpfe rein. Bisher bekam man ja nix davon mit…
@Urs
Das lohnt sich wirklich nicht. Frühere Artikel des Hauptautors schlagen in die selbe Richtung, und da gibt es recht eindeutiges Feedback zu:
https://pubpeer.com/publications/7828A34E1F905217D557E4F8E93CC1#
Highlights:
“This is not counterintuitive, it is simply wrong.”
“It is surprising that a reviewer would not have picked up on this and asked the authors to justify a conclusion that seems at odds with a vast amount of other evidence. In addition, if one of the case studies presented in the paper produces results that seem clearly to be wrong, then that would seem to bring into question their entire method for determining causality.”
“The error made by K22a is to assume that this also gives rise to the long term increase in atmospheric CO2, but their model is unable to make that inference, and this is merely an assumption that there is only one causal mechansim in either direction, which unfortunately is not correct.”
“Koutosyiannis et al. use UAH as the temperature data set. This is well known to be more sensitive to El Nino/La Nina than others, moreover, it only extends back to 1979, where as the Mauna Kela CO2 data set they use goes back to 1958. Using the UAH series does not seem a natural choice.”
“Just providing a “rule” that can predict or “explain” a phenomenon is not sufficient to be confident of a causal relationship – it only explains “what happens” not “why it happens”. A purely statistical conception of causality, that only looks for a rule that is independent of our existing body of knowledge and unconnected to any other phenomenon, is bound to be much weaker than our everyday meaning of “causality”.”
Ich möchte zu diesem Thema, lieber Autor, noch weiterführende Literatur empfehlen: https://doi.org/10.3390/sci5030035 Ich bin gerade selbst dabei, diese Arbeit von letztem Jahr zu lesen und zu verstehen.