Traditionell verteilt der Fahrradclub ADFC Leipzig e.V. am Nikolaustag ein Dankeschön an all die Menschen, die sich trotz Kälte, Dunkelheit, Schnee und Regen fürs Rad entscheiden. „Danke, dass du Rad fährst“, sagt der Radfahrer-Verein damit, weil es keine Selbstverständlichkeit ist. Dieses Jahr will der ADFC im Besonderen auf die Problematik der zu schmalen oder fehlenden Radspuren an Hauptstraßen hinweisen.
Zwischen 9 und 12 Uhr ist deswegen ein sogenannter Pop-up-Radweg an der Kurt-Eisner Straße als stationäre Kundgebung angemeldet. Dabei wird Radfahrenden für ein paar Stunden ein angenehm breiter Radweg ermöglicht.
Spitzentag mit 5.491 Radlern
Die Kurt-Eisner-Straße ist eine stark von Radfahrenden befahrene Straße. Die Zählstelle an der Semmelweisstraße zeigte am 29. November 2023 Richtung Osten einen Tageswert von 1.639 Radfahrenden an, obwohl zu diesem Zeitpunkt viele Radverkehrsanlagen in Leipzig vereist und glatt waren. Doch auch, wenn der Radverkehr nicht von Schnee und Eis geplagt ist, ist es an der Kurt-Eisner-Straße nicht immer möglich, sicher, zügig und bequem mit dem Rad zu fahren.
An einem Spitzentag sind hier 5.491 Radfahrende (Zähltag: 21. Juni 2023) unterwegs.
Häufig gemeldete Probleme sind zum Beispiel zu eng überholende Kfz, häufiges Falschparken auf der Radspur, zu wenig Aufstellfläche an den Ampelkreuzungen, für den Radverkehr unattraktive Ampelschaltungen und zu schmale Fahrbahnflächen – zum Teil, weil die Gullydeckel der Spurbreite des Radverkehrs zugerechnet werden.
Doch das sind lösbare Probleme, findet der ADFC Leipzig. Zum Beispiel ist es nicht logisch, Radspuren für eine Rechtsabbiegespur für Kfz weichen zu lassen. Es gibt an der Kreuzung mit der Karl-Liebknecht-Straße drei Spuren für Kfz (links, geradeaus und rechts abbiegen) und keine für den Radverkehr.
Das müsse sich dringend ändern, denn der Radverkehr muss abgebildet werden, findet der ADFC. Dies sei eine Frage der Flächengerechtigkeit und Verkehrssicherheit.
Die Fahrradachse Kurt-Eisner-Straße
„Die Kurt-Eisner-Straße ist zu schmal für zwei Kfz nebeneinander und eine Radspur, damit ist zu dichtes Überholen vorprogrammiert. Wer von einem LKW mit 50 Zentimeter Abstand überholt wird, könnte schnell die Motivation verlieren, auf dieser Strecke mit dem Rad zu fahren“, erklärt die stellvertretende Vorsitzende des ADFC Leipzig, Rosalie Kreuijer. Das könne nicht im Sinne einer Stadtpolitik sein, die beschlossen hat, den Verkehrslärm und Abgase zu verringern, also den Umstieg von Auto auf Rad zu fördern.
Die Kurt-Eisner-Straße ist eine wichtige Fahrradachse für Menschen, die Schulen, Hochschulen, die BioCity, das Technische Rathaus, den MDR und nicht zuletzt die S-Bahnhaltestelle MDR erreichen wollen. Schon allein deswegen müsse auf dieser Achse – auch weiter westlich Richtung Schleußig und Grünau und östlich Richtung Reudnitz – Radverkehr endlich ausreichend Platz und Sicherheit bekommen.
„Wir bevorzugen einspurige Straßen mit breiten Radfahrstreifen“, so Kreuijer. „Wenn die Straßenverkehrsordnung endlich novelliert wird, können Bus- und Radkombispuren auch einfacher im Stadtverkehr eingeführt werden, wie hier für die Buslinie 60 und 74.“
Das Problem der Falschparker/-innen kenne man leider allzu gut fürs gesamte Stadtgebiet.
„Hier muss das Ordnungsamt mit mehr Personal an neuralgischen Stellen kontrollieren, weil hier ständig Menschen regelwidrig ihr Auto vor Geldautomaten, dem Bäcker usw. parken wollen und damit den Radverkehr erheblich gefährden“, sagt Kreuijer.
„Die Einführung von Lieferzonen für Zulieferer/-innen befürworten wir, aber nicht das Dauerparken von Pendler/-innen an stark befahrenen Straßen. Um diese Probleme zu lösen, stehen wir zur Nikolausaktion auf der Straße, bitten um Unterstützung für die Radlobby und sagen vorerst: ‚Danke, dass du Rad fährst!‘“
Der Pop-up-Radweg an der Kurt-Eisner-Straße 42 – 52 wird am Mittwoch, dem 6. Dezember, von 9 bis 12 Uhr eingerichtet. Eine Nikolausaktion des ADFC Leipzig gibt es am selben Tag auch schon ab 7.30 Uhr in Taucha an der Kreuzung B87.
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