In der letzten Ratsversammlung war es am 20. September schon Thema. Die Grünen hatten eine Anfrage gestellt zur Verkehrserziehung durch die Verkehrswacht in Leipzig. Insbesondere ging es um die Absicherung des zweitägigen Fahrradsicherheitstrainings. Ein nicht ganz unwichtiges Thema in einer Stadt, in der viele Kinder ihren Schulweg mit dem Fahrrad absolvieren. Doch entsprechende Übungsplätze sind knapp.

Vier solcher Übungsplätze existieren auf dem Gelände Leipziger Schulen: Bisher gibt es nicht öffentliche Radübungsplätze an der Franz-Mehring-Schule (Grundschule; Stötteritz), an der Wilhelm-Hauff-Schule (Grundschule; Möckern), an der Ernst-Zinna-Schule (Förderschule)/8. Schule (Grundschule; Dölitz-Dösen) und an der Kurt-Masur-Schule (Grundschule; Südvorstadt). Und das ist wichtig festzustellen, weil die Fahrradsicherheitsschulung seit 2021 nicht mehr im öffentlichen Verkehrsraum stattfinden darf.

Einen Grund dafür benannte auch die Antwort des Schuldezernats auf die Anfrage der Grünen: Rund zehn Prozent der am Sicherheitstraining teilnehmenden Kinder bekommen am Ende den begehrten Fahrradpass nicht. Sie sind, so Schulbürgermeisterin Vicki Felthaus, einfach noch zu unsicher auf dem Rad und im Verkehr. Da wäre es auch keine Belohnung, ihnen trotzdem den Fahrradpass zu geben und sie mit ihren Unsicherheiten in den Straßenverkehr zu entlassen.

„Der Fahrradpass ist nicht als Ergebnis einer bestandenen Radfahrprüfung zu sehen. Schülerinnen und Schüler, welche die Mindestanforderungen an die Radfahrausbildung nicht erfüllen, erhalten einen Elternbrief, welcher die Gründe sowie Hinweise zum Üben enthält. Dies kann insbesondere dann der Fall sein, wenn der Theorieteil nicht absolviert wurde, Schüler oder Schülerinnen das sichere Radfahren nicht beherrschen, die zu beachtenden Verkehrsregeln wiederholt missachten oder durch auffälliges Verhalten Mitschüler von der Ausbildung wiederholt ablenken“, betonte das Schuldezernat.

Der erste öffentliche Radübungsplatz auf dem Alten Messegelände ist auch abends und am Wochenende frei zugänglich und für alle nutzbar. Foto: Jan Kaefer
Der erste öffentliche Radübungsplatz auf dem Alten Messegelände ist auch abends und am Wochenende frei zugänglich und nutzbar. Foto: Jan Kaefer

Ein öffentlicher Platz zum Üben

Die gute Nachricht am Mittwoch, dem 11. Oktober: Ein weiterer Übungsplatz konnte in die Nutzung genommen werden. Und zwar ein öffentlicher, sodass hier auch Kinder üben können, die ihren Fahrradpass nicht geschafft haben.

„Verkehrserziehung ist ein wichtiger Unterrichtsbestandteil in den Grund- und Förderschulen und die Stadt Leipzig will Kinder befähigen, alleine mit dem Fahrrad oder zu Fuß den Schulweg zu bestreiten. Deshalb stellt sie Übungsplätze zur Verfügung“, betont das Dezernat Jugend, Schule und Demokratie.

Am Mittwoch haben Bürgermeisterin Vicki Felthaus und Vertreterinnen und Vertreter der Polizeidirektion Leipzig, des Messestadt-Verkehrswacht Leipzig e. V., des Landesamtes für Schule und Bildung (LaSuB) und der Ralf-Rangnick-Stiftung den neuen Radverkehrsübungsplatz auf der Alten Messe 5 eröffnet. Im Gegensatz zu den meisten anderen Übungsplätzen ist er abends und am Wochenende auch öffentlich nutzbar.

Der Radübungsplatz auf der Alten Messe ist mit den notwendigen Verkehrsmarkierungen auf dem Boden und einem Lagercontainer ausgestattet. Die Kosten für die Ausgestaltung beliefen sich auf rund 15.000 Euro.

„Die Radfahrausbildung darf seit 2021 nicht mehr im öffentlichen Raum stattfinden. Die Erfüllung dieser Pflichtaufgabe ist deutlich erschwert, weil im Stadtgebiet zu wenig Übungsplätze vorhanden sind“, erläutert Vicki Felthaus. „Wir freuen uns daher besonders, dass wir den Radübungsplatz auf der Alten Messe eröffnen können.“

Zu sehen: Kinder der August-Hermann-Francke-Grundschule testen den ersten öffentlichen Radübungsplatzes auf dem alten Messegelände. Foto: Jan Kaefer
Kinder der August-Hermann-Francke-Grundschule testen den ersten öffentlichen Radübungsplatzes auf dem alten Messegelände. Foto: Jan Kaefer

Wie die Fahrradausbildung funktioniert

Die Radfahrausbildung ist Bestandteil des Lehrplans Sachkunde an den Grundschulen und anlassbezogen an Förderzentren mit Förderschwerpunkt Lernen in den Klassen 5 und 6. Den praktischen Teil übernehmen besonders geschulte Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamte. Die Schulträger und Schulen sind für die ordnungsgemäße Vorbereitung der Verkehrsübungsplätze, einschließlich des Parcours, verantwortlich.

Die Ertüchtigung von Verkehrsübungsplätzen für die Radfahrausbildung ist im Aktionsprogramm Radverkehr verankert.

Die Stadt Leipzig ist bestrebt, in der AG Radverkehr gemeinsam mit dem LaSuB, der Polizei, der Verkehrswacht und der Rangnick-Stiftung weitere neue Übungsplätze zu schaffen. Aufgrund der Anforderungen an Größe, Ausstattung und Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr ist dies trotz großer Anstrengungen aller Beteiligen momentan nicht vollumfänglich möglich.

In Planung ist ein weiterer Platz an der 91. Schule (Grundschule) in Grünau, Uranusstraße 1. Er wird im Rahmen der Schulhofsanierung errichtet und soll voraussichtlich 2025 eröffnet werden.

Geschulte Polizistinnen leiten die jungen Radel-Kids fachkundig an. Foto: Jan Kaefer
Speziell geschulte Polizistinnen leiten die jungen Radel-Kids fachkundig an. Foto: Jan Kaefer

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar