Am Montag, dem 2. Oktober, geht es los. Plakate 400 Meter entlang des Rings machen schon seit Tagen Werbung für dieses wichtige Radwegeprojekt, mit dem nach und nach auch Radfahrern rund um den Innenstadtring sichere Fahrbedingungen ermöglicht werden. Im nächsten Abschnitt wird nun zwischen Hauptbahnhof und Löhrstraße ein neuer Radfahrstreifen auf dem Innenstadtring grün markiert, kündigt das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) die am Montag beginnenden Markierungsarbeiten an.

Das Verkehrs- und Tiefbauamt muss parallel dazu kleinere bauliche Änderungen vornehmen. So sollen etwa Bordsteine abgesenkt werden. Zudem muss in die Ampel an der Kurt-Schumacher-Straße ein neues Steuergerät eingebaut werden. Dies beginnt am 16. Oktober.

Die Einfärbung der allein für den Radverkehr bestimmten Flächen erfolgt im Farbton „verkehrsgrün“, wie auch an anderen Stellen des Promenadenrings. Dafür verwenden die beauftragten Firmen sogenannte Reibeplastik. Diese wird mit Glättkellen, Spachteln und ähnlichen Werkzeugen aufgetragen.

Voraussichtlich nach drei Wochen kann der Radfahrstreifen dann ab der Gerberstraße für den Verkehr freigegeben werden. Voraussetzung hierfür ist eine beständige und trockene Witterung. Der Abschnitt zwischen Kurt-Schumacher-Straße bis Gerberstraße kann erst mit dem für Anfang November geplanten Abschluss der Umbauarbeiten an der Ampel Kurt-Schumacher-Straße freigegeben werden.

Der neue Radfahrstreifen

Der neue Radfahrstreifen schließt die bestehende Lücke auf dem nördlichen Promenadenring in ost-westlicher Richtung. Er führt den im Frühjahr vor dem Hauptbahnhof markierten Radfahrstreifen weiter bis zur Löhrstraße und wird danach in den dort bestehenden Radweg überführt. Auf dieser Strecke kommt es derzeit immer wieder zu Konflikten zwischen Radfahrern und Fußgängerinnen, da es ab dem Hauptbahnhof noch keine eigene Radverkehrsanlage aus östlicher Richtung gibt.

Der neue Radstreifen, der ab Montag, 2. Oktober, markiert wird. Grafik: Stadt Leipzig
Der neue Radstreifen, der ab Montag, dem 2. Oktober, markiert wird. Grafik: Stadt Leipzig

Fahrräder fahren künftig abschnittsweise auf der Fahrbahn, links neben der Rechtsabbiegespur in die Gerberstraße. Diese Verkehrsführung in Mittellage der Fahrbahn wird gegen vorzeitiges Überfahren durch Kfz baulich mit Trennelementen abgesichert. Alternativ können Fahrradfahrer bis zur südlichen Packhofstraße weiterhin den lediglich für Radfahrerinnen und Radfahrer freigegebenen Gehweg über den Astoriavorplatz nutzen. Für den Radfahrstreifen entfällt in dem Abschnitt zwischen Hauptbahnhof und Löhrstraße eine Kfz-Spur, die Ampelanlage an der Kreuzung Kurt-Schumacher-Straße wird angepasst.

Ökolöwe: Nur eine Zwischenstufe

Mit dem Radweg am nördlichen Promenadenring wird eine zentrale Radweglücke zwischen dem Hauptbahnhof und dem Naturkundemuseum geschlossen. Leipzigs Umweltverein Ökolöwe begrüßt diesen wichtigen Lückenschluss. Ökolöwen-Geschäftsführer Tino Supplies äußerte sich nach der Bekanntgabe durch die Stadt am 8. September: „Mit dem neuen Radweg zwischen Hauptbahnhof und Naturkundemuseum kommt man dann endlich einigermaßen vernünftig mit dem Fahrrad von Ost nach West.“

So könnte es am Goerdelerring dann künftig aussehen. Visualisierung: Ökolöwe e.V.
So könnte es am Goerdelerring künftig aussehen. Visualisierung: Ökolöwe e.V.

Mit Blick auf den gesamten Ring ergänzt er: „Wir erwarten, dass die wichtigsten Radwege auf dem Innenstadtring sowie auf den Zubringerstraßen bis spätestens 2025 markiert sind.“
Denn noch immer fehlen wesentliche Teile des Rings, um tatsächlich einen kompletten Radring zu schaffen.

Das merkte auch Baubürgermeister Thomas Dienberg am 7. September an.

Auch für den Ökolöwen sind die markierten Radwege nur eine Zwischenstufe. So laut und dreckig, wie sich der Leipziger Innenstadtring jetzt seinen Gästen präsentiere, dürfe er nicht bleiben.

„Wir fordern Stadtrat und Verwaltung auf, den Promenadenring zu einem grünen Freiraum für alle Leipziger/-innen zu entwickeln“, sagt Supplies.

Der Ökolöwe will auch das Promenadengrün auf der Innenstadtseite erweitern – zu einem autofreien Stadtpark mit Bäumen, Spielplätzen und einer durchgängigen, echten Fahrradstraße.

„Dazu reden wir schon seit vielen Jahren mit der Verwaltung und Akteuren der Stadtgesellschaft am Runden Tisch zur erweiterten Innenstadt. Die Stadt muss jetzt endlich mit der Planung für einen grünen Promenadenring beginnen!“, betont Supplies.

Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, sammelt der Ökolöwe Unterschriften für einen grünen Promenadenring für Leipzig. Alle Leipzigerinnen und Leipziger können den Ökolöwen-Appell auf der Website des Ökolöwen mitzeichnen.

Die nächsten zwei Bausteine

Nach einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts war der Promenadenring 2021 erstmals seit 1975 wieder auf einem Abschnitt für den Radverkehr geöffnet worden. Dies ist zudem ein Baustein, um die vom Stadtrat beschlossene Mobilitätsstrategie 2030 umzusetzen, betont das Verkehrsdezernat.

Bis zum Sommer des kommenden Jahres soll zudem ein Radfahrstreifen zwischen der südlichen Gewandhausausfahrt und dem Augustusplatz entstehen. Bis dahin wird auch eine Lösung angestrebt, um Radfahrerinnen sicherer über die Kreuzung Goerdelerring in Richtung Ranstädter Steinweg führen zu können, hierfür muss unter anderem die Ampelsteuerung überarbeitet werden.

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Es gibt 4 Kommentare

Hallo Leser, “Verkehrsexperte” mag zwar übertireben sein, aber ich werde mich ‘mal an ernstgemeinten Antworten versuchen: Radfahrstreifen in Mittelllage sind keine inklusive Radverkehrsführung für jeden von acht bis über achtzig. Ob das hier so gut mit dem zeitlich Versatz wie am Leuschnerplatz in Richtung Karl-Tauchnitz-Straße funktioniert, wird sich auch noch zeigen müssen. Mit dem Astoriavorplatz, der ja weiterhin als Angebot bestehen bleibt, gibt es aber einige Probleme: Zum einen muß man über etliche Furten, die nicht koordiniert mit dem Fahrverkehr freigegeben werden können, weil sie im Bestand gemeinsam mit dem Fußverkehr mit langen Räumzeiten geschaltet sind und übrigens auch von selbigem rege belegt werden. Da müsste man umbauen, Fuß- und Radverkehr komplett separat führen und getrennt signalisieren. Außerdem ist dort eigentlich gar nicht genug Platz: Durch den alten Fußgängertunnel gibt es eine Engstelle, das Ringrestgrün soll natürlich erhalten werden und die Dreiecksinsel an der Gerberstraße ist schon im Bestand durch den Radverkehr in beide (zukünftig mehrere) Richtungen oft an der Grenze dessen, was geht. Ein Rückstau wie bei Überlastung von KFZ-Spuren ist keine Option. Es müsste für diese Variante also an deutlich mehr als am Belag vor dem Astoria gebaut werden. Einfacher und besser wäre ein Umbau der Rechtsabbiegestreifen in die Gerberstraße in der Weise, dass man den Radfahrstreifen weiter rechts auf der jetzigen Fahrbahn führt und dann die sich querenden Verkehrsströme per Ampel voneinander trennt. Das gibt zwar weniger Freigabezeit, aber wenn man die zeitlich gut abstimmt, sollten die meisten Leute mit dem Rad durchrollen können.
Ein erneuter Umbau des Knotens an der Gerberstraße läßt sich wahrscheinlich weder neben all den dringenden Straßenbahnprojekten unterbringen, noch den Geldgebern für den letzten Umbau erklären, so dass Markierungen und leichte Ampelanpassungen wie so oft im Kernbereich der Stadt den Rahmen des Möglichen bildeten. Gebaut wird an Leipzig’s Hauptstraßen fast nur dort, wo die LVB ‘ran müssen und dabei wird manchmal der Radverkehr mitgedacht (z.B. Karl-Tauchnitz-Str./Friedrich-Ebert-Str.), machmal mehr schlecht als recht (Goerdelerring) und manchmal auch gar nicht (Adler).

Gut ist, lieber Autor, daß Sie das Wording der “Ökolöwen” nicht vollständig übernehmen, die eigentlich geschrieben hatten “Der Leipziger Promenadenring ist eine innerstädtische Autobahn mit stellenweise acht Fahrspuren. Er ist laut, dreckig und gefährlich. Auf ihm bleibt kaum Platz für Fußgänger:innen, Radfahrende und Stadtgrün. Dabei werden die vielen Fahrspuren für den Kfz-Verkehr weder benötigt, noch sind sie zeitgemäß.” Insbesondere haben Sie sich verhoben auch was von Autobahn zu schreiben. Danke. Dreckig und gefährlich, soso. Da denke ich eher an die Straßenbahnhaltestelle am Hbf.

Leider ist der Bereich des Dittrichrings in der nach Süden führenden Richtung bis hin zum Übergang in den Martin-Luther-Ring inzwischen für den Kraftverkehr unterdimensioniert (eine Push-Komponente, nicht wahr?), was man besonders gut am Nachmittag besichtigen kann. Dann ist es leider auch kein Plaisier, daneben mit dem Rad (mit üppig Platz) entlangzukommen und dann etwa am Neuen Rathaus dem Ring folgend nach links, also nach Osten, abbiegen zu wollen, was ich tatsächlich ab und zu mache. Spätestens ab Rudolfstraße bzw. Lotterstraße wird es haarig als Radfahrer, wenn sich die Straße von einer auf vier Spuren auffächert, alles kreuz und quer stockt und sich dann noch querende Radfahrer und Fußgänger ins Getümmel stürzen. Try it out yourself!

Ein paar (ernstgemeinte!) Fragen an die Verkehrsexperten hier: Mir erscheint der Abschnitt des neuen Radweges zwischen Kurt-Schumacher-Straße und Gerberstraße (also vor dem Astoria) etwas verloren zwischen drei Fahrsteifen links und zwei Fahrstreifen rechts davon. Diese Fahrstreifen wird der MIV auch zwangsläufig regelmäßig wechseln, so dass der Radweg gekreuzt werden muss. Zwar sollen “Trennelemente” “vorzeitiges Überfahren” verhindern, aber Überfahren findet eben trotzdem statt. Ist das nicht abschreckend und gefährlich? Bleibt nur zu hoffen, dass eine clevere Ampelschaltung (immerhin 100 m vorgelagert) da wirklich für eine sichere Verkehrssituation sorgt? Woher kommt die Entscheidung, den durchaus vorhandenen Platz auf dem Weg vor dem Astoria nicht zu nutzen? Zwingt das berüchtigte OVG-Urteil die Verantwortlichen zu dieser Lösung? Oder ist die Lösung billiger, als den Buckelweg vorm Astoria endlich einmal zu begradigen, um daraus teilweise einen legalen Radweg zu errichten?
Fragend grüßt
Ihr Leser

Jetzt, also ganz bestimmt jetzt wird der Verkehr in Leipzig zusammenbrechen! Der grüne Streifen vor dem Hauptbahnhof hat dafür ja leider nicht ausgereicht. \Ironie off
Einen Knackpunkt sehe ich an der Weiterführung jedoch und hoffe, das dieser durch entsprechende Ampelschaltungen gelöst wird. Die Rechtsabbieger in die Gerberstraße dürfen weder die Radfahrer, noch den Verkehr geradeaus Ri. Ranstädter Steinweg blockieren. Insgesamt eine semi-professionelle Lösung, diese “Angstweichen” sind eigentlich längst “out of the art”.

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