Leipzig-Grünau und die S-Bahn: Es ist ein Trauerspiel

Am 5. September um 13:07 Uhr sollte die S-Bahn Linie 10 am S-Bahnhof „Karlsruher Straße“ in Richtung Hauptbahnhof fahren. 12:50 Uhr Check LeipzigMOVE App: Sie fährt. 13:03 Uhr am Bahnsteig die Durchsage „Die S10 Richtung Hauptbahnhof fällt, wegen kurzfristigem Personalausfall, leider aus. Wir bitten Sie um Entschuldigung.“ O.k., man hat ja etwas Zeit, 13:25 Uhr fährt die S1 und in der LeipzigMOVE App wird sie angezeigt. Punkt 13:15 Uhr.

Normalerweise erscheint jetzt auf der Leuchtanzeige „S1 Richtung Leipzig-Stötteritz 10:25 Uhr auf Bahnsteig 2“. Erneut die Durchsage „Die S1 Richtung Leipzig-Stötteritz fällt, wegen kurzfristigem Personalausfall, leider aus. Wir bitten Sie um Entschuldigung.“

Das Problem besteht schon länger, die S10 fuhr seit ihrer Eröffnung kaum einmal durchgängig und bis zum 1. September 2023 gab es die Ausfälle wegen „Reparaturen am Zug“.

Das ist nur ein Beispiel von vielen. In Grünau regen sich besonders berufstätige Menschen auf, dass sie von der S-Bahn im Stich gelassen werden.

Wir haben also beim Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL), dem Betreiber der S-Bahn nachgefragt und auch Antworten bekommen.

Bis zum 31. August 2023 war der Grund für den Ausfall meist „Reparaturen am Zug“, dazu äußerten Sie sich gegenüber dem „Sachsen Fernsehen“. Sind diese Reparaturen jetzt abgeschlossen?

Ja, nach Aussage der DB Regio AG sind diese Reparaturen seit letzter Woche planmäßig abgeschlossen, die Fahrzeuge stehen wieder zur Verfügung.

Auch nach dem 1. September 2023 fielen auf beiden Linien oft Züge aus, überwiegend wegen „kurzfristigem Personalausfall“. Es ist bekannt, dass es auch bei Ihnen einen erhöhten Krankenstand gibt, aber die Häufung auf den genannten Linien lässt für viele Menschen den Schluss zu, dass diese als Erstes ausfallen, um die anderen Linien bedienen zu können. Ist das der Fall?

Es stimmt, dass bei kurzfristigen Ausfällen innerhalb des Liniennetzes priorisiert wird. Dabei wägen wir ab, wo Alternativen mit Straßenbahn oder Bus zur Verfügung stünden. Wir sind uns bewusst, dass die S-Bahn natürlich für viele Reisenden die bessere Verbindung darstellen würde.

Anmerkung: Ja, es gibt Verbindungen mit Bus und Tram. Wer aber aufgrund der mangelnden Information über einen Ausfall erst zum S-Bahnhof geht, hat dann meist die doppelte Strecke und somit Zeit zu bewältigen, um zur Straßenbahn zu gelangen.

Ein Ausfall wird am Bahnsteig, Beispiel Karlsruher Straße, 10 Minuten vor Abfahrt des Zuges durchgesagt. Da keine S-Bahn im Endbahnhof „Miltitzer Allee“ steht, die Bahn also nicht in Stötteritz bzw. am Hauptbahnhof abgefahren ist, wäre eine Anzeige (Leuchtschrift) bereits vorher möglich. Warum wird das nicht so durchgeführt, bzw. ist das geplant?

Kurzfristige Ausfälle sind ein großes Ärgernis für die Reisenden, da wir in solchen Situationen erst kurzfristig informieren können. Zur Stabilisierung der Lage bringen geplante Einschränkungen mehr Verlässlichkeit für alle Seiten. So kann längerfristig auf die noch weiter anhaltende Personalsituation reagiert und alle Systeme frühzeitig gepflegt und aktualisiert werden.

Anmerkung: Die Frage, keine Ausfall-Anzeige erfolgt, obwohl die S-Bahn die Strecke momentan nicht bedient wird, wird nicht beantwortet. Wenn der Zug nicht am Abfahrtbahnhof, in diesem Fall Stötteritz oder Hauptbahnhof, abgefahren ist und somit kein Zug im Bahnhof „Miltitzer Allee“ bereitgestellt wird, dann ist eine längerfristige Information durchaus möglich.

Die LeipzigMOVE App der LVB zeigt auch nach der Durchsage des Ausfalls die S-Bahn oft noch an. Werden die Ausfälle an die LVB gemeldet?

Ja, diese Informationen werden nach Aussage DB Regio gesendet. Die genauen Hintergründe, warum Leipzig Move etwas nicht anzeigt, können wir nicht beantworten. In den anderen Apps, DB Navigator oder Moovme wird alles korrekt angezeigt.

Anmerkung: Fragt man die LVB, dann hatte man dort keine Information hierzu.

Ist in der nächsten Zeit eine Besserung der Situation, die ja nicht nur Leipzig-Grünau betrifft, zu erwarten?

Wegen der erforderlichen Ausbildungsdauer der Triebfahrzeugführer/-innen wird es kurzfristig keine deutliche Stabilisierung der Personalsituation geben können. Die DB Regio AG – aber auch alle anderen Verkehrsunternehmen – rekrutieren und bilden Mitarbeitende auf Rekordniveau aus. Allerdings sind Ausbildungen zum Triebfahrzeugführenden mit Ausbildungszeiten von mindestens ca. 1 Jahr verbunden (für Quereinsteiger mit beruflicher Qualifikation).

Daher wird in Zusammenarbeit von DB Regio und ZVNL ein Konzept zur betrieblichen Stabilisierung eingeführt, um die Auswirkungen planbarer zu machen. Das heißt konkret aber auch, dass b.a.w. für Grünau nicht das volle geplante Programm von vier S-Bahn-Fahrten je Stunde und Richtung von Montag bis Freitag tagsüber angeboten werden kann.

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Fazit: Die S-Bahn bleibt das Stiefkind des ÖPNV in Leipzig. Nach Aussage des ZVNL ist für Leipzig-Grünau auch in absehbarer Zeit keine Verbesserung zu erwarten, was besonders frustrierend für die vielen Menschen ist, welche diese für ihren Arbeitsweg nutzen.

Wichtig wäre hier auf jeden Fall eine Verbesserung der Informationspolitik des ZVNL. Es kann nicht sein, dass Menschen, die den ÖPNV in Leipzig nutzen neben der LeipzigMOVE App noch eine andere App, speziell für die S-Bahn, brauchen, um ihre Fahrten zu planen.