Seit Mai gibt es nun zwar das Deutschlandticket, das vielen Nutzern des ÖPNV die tägliche Fahrt mit Bus und Bahn erleichtert. Aber es löst nicht alle Probleme, die der ÖPNV in Deutschland hat. Was auch wieder deutlich wurde, als der Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV) jetzt zum Monatswechsel wieder darauf hinwies, dass die Tarife erhöht werden. Der 1. August ist seit Jahren der Stichtag für diese Tarifanpassung.

„Die Leipzigerinnen und Leipziger kennen dieses Spiel inzwischen“, sagt Sören Pellmann, Fraktionsvorsitzender der Linken im Stadtrat zu Leipzig. „In fast jedem Sommer erhöhen sich die Preise für Busse und Bahnen. In diesem Jahr steigen die Ticketpreise in Leipzig und Halle sogar noch stärker als im Vorjahr – um durchschnittlich sechs Prozent. Dieses Mal trifft es vor allem die Abo-Kunden. Gerade diese langjährigen Nutzerinnen und Nutzer werden damit zunehmend vergrault.“

Seit dem 9-Euro-Ticket habe sich gezeigt, dass bezahlbarer und kostengünstiger ÖPNV eine echte Alternative ist, stellt die Linksfraktion im Leipziger Stadtrat fest. Doch das Folgemodell für 49 Euro sei gerade für Personen mit geringem Einkommen keine attraktive Lösung, da es zu teuer und nicht übertragbar ist. Aus diesem Grund sei eine weitere Erhöhung der Fahrpreise im MDV-Gebiet nicht hinnehmbar.

„Anfang Juli ist der Stadtrat unserem Antrag gefolgt, das Sozialticket zum Deutschlandticket zu erweitern“, geht Franziska Riekewald, Sprecherin für Mobilität in der Linksfraktion, auf einen erfolgreichen Stadtratsantrag ein. „Das kann allerdings nur ein Teil der Lösung sein, da die 49 Euro auch für Geringverdienerinnen und Geringverdiener, insbesondere bei einem Haushalt mit mehreren Personen, eine finanzielle Belastung bleibt und kein ausreichender Beitrag zur Mobilitätswende ist.“

Neben den Vorteilen – wie der deutschlandweiten Nutzung des ÖPNV – hat das Deutschlandticket auch ein paar Einschränkungen. So ist es weder übertragbar, noch kann man weitere Familienmitglieder darauf mitnehmen. Wer auf ein klassisches Abonnement angewiesen ist, bekommt jetzt aber die deutliche Preiserhöhung für Abos im MDV zu spüren.

Warum die Tarife so deutlich steigen

Dass sich die Ticketpreise derart verteuern, hat natürlich dieselben Gründe, wie sie auch die Preiserhöhungen in anderen Wirtschaftsbereichen haben.

„Die Gesellschafterversammlung des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV) hatte im März Entscheidungen zu verschiedenen Tarifmaßnahmen getroffen. Seit Mai ist das Deutschlandticket überall im Verbundgebiet als Abo erhältlich. Der Preis 49 Euro für das Deutschlandticket bleibt unverändert. Ab dem 1. August 2023 greift eine Preisanpassung im restlichen Tarifsortiment im MDV-Gebiet“, betonte der MDV in seine Meldung vom 27. Juli.

„Die durchschnittliche Preisanpassung für Fahrscheine und Abos liegt in Leipzig und Halle (Saale) bei 6 Prozent. In den fünf Landkreisen sowie im Zugnahverkehr im MDV-Nord steigen die Preise im gesamten Tarifsortiment um durchschnittlich 6 – 8 Prozent.

Vor dem Hintergrund der deutlich gestiegenen Preise für Energie, Fahrstrom und Diesel, der gestiegenen Betriebskosten für den laufenden Betrieb und der Wirkung der Inflation auf alle Bereiche ist die Preisanpassung unumgänglich. Der MDV folgt damit der bundesweiten Entwicklung in der Fahrpreisgestaltung, wobei in zahlreichen Verkehrsregionen die Preise um 10–15 Prozent angehoben werden.“

Die komplette Pressemitteilung des MDV.

Wenn das Geld für Investitionen fehlt

Das ist das Spiel, das Sören Pellmann erwähnt. Denn die Zuschüsse für die Unternehmen des ÖPNV sind so knapp bemessen, wie es die Budgets der einzelnen Kommunen hergeben. Wenn es zu unterjährigen Kostensteigerungen kommt – wie das 2022 der Fall war – müssen die Unternehmen diese Kosten in der Regel auf die Fahrpreise umlegen.

Von Spielräumen, das ÖPNV-Angebot dabei auch noch auszubauen, kann kaum die Rede sein. Das gilt auch für Leipzig, das einen jahrelangen Vorlauf braucht, um Netzerweiterungen bei den LVB überhaupt auf die Strecke zu bringen.

Dabei haben für die Linke im Leipziger Stadtrat die Mobilitätswende und ein starker ÖPNV als wirkliche Alternative zum Auto höchste Priorität, betont die Fraktion. Und die Fraktion benennt den Knackpunkt in diesem Problemfeld. Dafür müssten aber auch die Verkehrsbetriebe als Rückgrat dieser Wende ausreichend ausgestattet sein. „Denn in den kommenden Jahren werden große Investitionen fällig, die nicht zunehmend auf die Nutzerinnen und Nutzer umgelegt werden dürften. Die benötigten Investitionsgelder müssten also anders aufgebracht werden.“

Franziska Riekewald kritisiert deshalb die fehlende Unterstützung von Land und Bund.

„Ohne Zuwendungen von Freistaat und Bund für einen bezahlbaren ÖPNV kann dieser nicht weiter ausgebaut und gleichzeitig für alle attraktiv bleiben“, stellt Riekewald fest. „Wir brauchen ein echtes Bekenntnis vom Bund zum ÖPNV und der Mobilitätswende – das bedeutet, dass der Bund die Regionalisierungsmittel erhöhen und der Freistaat diese Gelder in voller Höhe an die Verkehrsbetriebe weiterleiten sowie aus eigenen Mitteln aufstocken muss. Nur so kann die Mobilitätswende für alle gelingen.“

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Hallo Herr Julke,
dazu stellen sich mir ein paar Fragen, deren Antworten vielleicht auch in einem weiteren Artikel recherchiert werden könnten. Insbesondere im Zusammenspiel mit den Verkehrsbünden und den ganzen beteiligten Geldgebern ist das sicherlich nicht so einfach. Mir fehlt auch buchhalterische Expertise, um die Jahresberichte aussagekräftig zu interpretieren. Ich hätte gern einen besseren Überblick über die Gründe, weshalb die LVB gefühlt permanent behaupten können, unterfinanziert zu sein. Vielleicht ließe sich dann auch realistischer abschätzen, welche langfristigen Lösungen existieren.
Wie groß ist der Anteil der Ticketeinnahmen am Umsatz der LVB? Wieviel davon lassen sich dem Deutschlandticket zuordnen? Wie glaubhaft ist es, mit einer Fahrpreiserhöhung um “durchschnittlich sechs Prozent” die unterjährigen Kostensteigerungen von 2022 auszugleichen? Wie wird dieser Durchschnitt berechnet und die Steigerung begründet (immerhin wurden 110-Monatskarte um 11,5 % und -Einzelfahrt um 6,7 % erhöht, Deutschlandticket jedoch gar nicht)? Welche Zuschüsse werden der LVB durch Kommune, Land, Bund und Verkehrsverbund gezahlt? Welche Einnahmequellen hat die LVB noch (Werbung, Förderungen, Schwarzfahrer)? Wer finanziert den Flotten- und Streckenausbau? Müssen die LVB jede Infrastruktur-Wartung komplett selbst tragen, auch, wenn sich z.B. Schienen auf kommunal finanzierten Straßen befinden? Findet eine Querfinanzierung durch/an den ZNVL statt, da mit LVB-Tickets auch in Regional- und S-Bahnen gefahren werden darf? Müssen die LVB den MDV teilweise mitfinanzieren und wenn ja, wie groß ist dieser Anteil und wie wird er festgelegt?
Vielen Dank und freundliche Grüße
Ihr Leser

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