Die S-Bahn ist ein wichtiger Bestandteil des öffentlichen Nahverkehrs in Leipzig, wird aber geradezu stiefmütterlich behandelt. Das beginnt mit der Auffindbarkeit der S-Bahnstationen an manchen Standorten. So weiß der geübte ÖPNV-Nutzer selbstverständlich, dass man z. B. an der Tram-Haltestelle „S-Bahnhof Möckern“ ungefähr 150 Meter stadteinwärts laufen muss, um vor oder hinter der Brücke zum S-Bahnhof zu kommen.
Ortsfremde Menschen sehen aber an der Tram-Haltestelle weder einen Wegweiser zum S-Bahnhof, noch auf dem Haltestellenanzeiger oder am Fahrplanaushang Abfahrtszeiten der S-Bahn.
Dies soll sich ändern, für die zweite Fortschreibung des Nahverkehrsplans der Stadt Leipzig wurde der Änderungsantrag der Freibeuter aufgenommen, das dauert aber noch.
Es soll sich ja vieles ändern, aber schauen wir mal.
Ausdünnung des Taktes der S-Bahn am Abend
Am 30. Juni 2023 meldete tagesschau.de, dass der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) mitgeteilt hat, ab 2026 würden vier S-Bahn-Linien in den Abendstunden, genauer ab 20.00 Uhr, nicht mehr im 30-Minuten-Takt, sondern nur noch im 60-Minuten-Takt bedient.
Grund sind Kostensteigerungen für Energie und Fahrzeuge, eventuelle Steigerungen durch den zu erwartenden Tarifvertrag der EVG sind scheinbar noch nicht eingepreist.
Was bedeutet das?
Auch wenn nicht mitgeteilt wurde, um welche Linien es sich handelt, es werden Pendler, Leipziger, welche die S-Bahn für den Arbeitsweg nutzen und auch Besucher Leipzigs betroffen sein. Letztere sind vielleicht bereit, länger zu warten, aber die anderen werden das wohl nicht tun. Wer also keine akzeptable Alternativnutzung eines anderen Verkehrsmittels des ÖPNV hat, wird wahrscheinlich zurück auf das Auto umsteigen. Anzumerken ist, dass es viele arbeitende Menschen in Handel, Gastronomie und Dienstleistung betrifft, deren Arbeitszeit nach 20.00 Uhr endet oder auch beginnt.
Es ist ein Schlag gegen die Leipziger Mobilitätsstrategie.
Taktverdichtung nach Grünau?
Die Grünauer Einwohner freuten sich, als der ZVNL am 1. Dezember 2022 mitteilte: „Neue S-Bahn-Linie 10 ermöglicht Taktverdichtung in den Leipziger Westen“.
Viermal stündlich vom Hauptbahnhof nach Grünau, ein Traum ging für viele Menschen in Erfüllung. Inzwischen ist es an den S-Bahnsteigen ein Running Gag geworden zu raten, ob die Linie 10 wegen „kurzfristiger Erkrankung des Personals“ oder wegen „Schaden am Fahrzeug“ ausfällt.
Die Taktverdichtung war gut gemeint, aber es ist anzunehmen, dass sie personell und materiell nicht reibungslos durchzuführen ist.
Fazit: Die S-Bahn in Leipzig muss finanziell und personell besser aufgestellt werden. ÖPNV ist immer von kommunalen und Landes-Zuschüssen abhängig – er wird nie kostendeckend betrieben werden können.
Der ÖPNV ist aber die wichtigste Säule der Leipziger Mobilitätsstrategie. Hier sind jetzt der Stadtrat und der Landtag gefordert.
Der Bund gibt zwar mehr Regionalisierungsmittel an die Bundesländer weiter. Das bedeutet immerhin 136 Millionen Euro mehr für die fünf sächsischen Zweckverbände in den Jahren 2022/2023, reicht aber gerade, „das bestehende Angebot zu gewährleisten“, wie Verkehrsminister Martin Dulig im Februar erklärte.
Für eine deutliche Erweiterung des Angebots, das eigentlich mit dem MDSB2025plus-Netz im ZVNL geschaffen werden soll, reicht es aber sichtlich nicht. Außerdem verschiebt sich die Einführung des neuen Netzes bis 2026. Die Linksfraktion hat dazu eine umfangreiche Anfrage im Stadtrat gestellt, die am 5. Juli in der Ratsversammlung beantwortet werden soll.
Der Beitrag entstand im Rahmen der Workshopreihe „Bürgerjournalismus als Sächsische Beteiligungsoption“ – gefördert durch die FRL Bürgerbeteiligung des Freistaates Sachsen.
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Zu den geplanten Kürzungen kommen noch die “sogenannten” nicht geplanten Kürzungen. Gefühlt fällt jede Stunde eine S-Bahn aus. Wegen kurzfristigen Personalmangel, defekten Fahrzeugen…
Und da wundern sich einige Leute warum man nicht auf das Auto verzichten möchte. Bin erst letztens aus dem Bayrischen Bahnhof gekommen und musste mit der S-Bahn nach Connewitz fahren, so 23:00 Uhr rund. Habe eine ganze Stunde warten müssen, wegen …)