Es klingt immer so einfach: Man packt einen Haufen intelligente Technik in ein Fahrzeug und schickt es dann auf die Piste. Spart man eben den Fahrer ein und das Fahrzeug reagiert selbstständig, wenn Fahrgäste zusteigen wollen. 2019 gab es den großen Auftakt für das Projekt eines autonomen Busshuttles von der Neuen Messe zum BMW-Werk. Unterm Titel ABSOLUT ging es seitdem in die technische Entwicklung und die ersten Tests auf der Strecke, im Oktober 2022 auch erstmals mit Fahrgästen.
Aber so richtig betriebsbereit ist das Ganze noch nicht. Deswegen soll jetzt Förderphase ABSOLUT II folgen. Am 17. Mai stimmte der Stadtrat zu.
Denn dahinter steckt natürlich auch die Frage, ob man künftig Busse und Bahnen in Leipzig tatsächlich fahrerlos ins Netz schicken kann, wenn man Takte verdichten will, neue Gebiete erschließen, aber nicht (mehr) genug Fahrpersonal hat.
Dafür wurde extra ein Kleinbus umgerüstet und mit Technik vollgestopft, der nun seit über zwei Jahren das Allein-Fahren auf der Strecke zum BMW-Werk lernt. Aber dazu braucht er mehr als nur laute Sensoren an Bord.
Folgeprojekt: schneller Antrag erforderlich
„Es besteht die Möglichkeit für ein vollständig aus Fördermitteln finanziertes Folgeprojekt zum automatischen Busshuttle (ABSOLUT I), für das kurzfristig ein Antrag eingereicht werden muss“, wies das Baudezernat auf die kurzfristig mögliche Förderung für die Fortführung des Projekts hin.
„Im Rahmen des Projektes soll der Shuttle selbstorganisierend zwischen Leipzig und dem BMW-Terminal verkehren. Dies bedarf der Schaffung einer technischen und organisatorischen Referenzlösung für fahrerlose ÖPNV-Bedarfsverkehre auf der Basis offener herstellerneutraler Schnittstellen. Das mit Absolut I aufgesetzte Forschungs- und Entwicklungsprojekt kann damit weitergeführt werden.“
Die Vorlage für die Beteiligung an ABSOLUT II.
Denn es geht dabei auch um die Infrastruktur an der Straße, mit der das Fahrzeug kommunizieren soll. Möglichst eigenständig, aber unter Aufsicht. Nur dass die Aufsicht dann nicht mehr mit im Auto sitzt, sondern in der Leitstelle. Eine solche Leitstelle haben die LVB schon strategisch angedacht, wenn künftig mehrere Fahrzeuge autonom im Liniennetz unterwegs sind. Dann haben die Leute in der Leitstelle alle Fahrzeuge im Blick und können von Ferne eingreifen, falls es Probleme geben sollte.
1,7 Millionen für Phase II
Und genau das ist jetzt Testinhalt: „Das Vorhaben basiert auf den Erkenntnissen aus dem Projekt ABSOLUT I und dient der Schaffung einer Referenzlösung für fahrerlose ÖPNV Bedarfsverkehre. Während im Vorgängerprojekt der technologische Nachweis zur fahrzeugseitigen Darstellung des automatisierten ÖPNV bis 50 km/h Höchstgeschwindigkeit erfolgen konnte, adressiert ABSOLUT II die zentrale Problemstellung, den bisherigen Sicherheitsfahrer im Fahrzeug durch eine ortsfeste technische Aufsicht in einer Leitstelle zu substituieren und die notwendige Infrastruktur bereitzustellen.“
Der Bund würde das Projekt fördern, die Stadt freilich muss einen entsprechenden Förderantrag stellen. Es geht um 1,7 Millionen Euro, davon 1,1 Millionen Euro Sachkosten und 567.000 Euro Personalkosten.
Starten soll ABSOLUT II am 1. September 2023 und dann bis August 2026 laufen. Eine gewisse Eile, die Zustimmung des Stadtrates zu bekommen, war also doch drin in dieser Vorlage. Aber die Zustimmung gab es am 17. Mai dann einstimmig. Das Projekt ABSOLUT kann also weitergehen.
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