Wenn der รPNV in Deutschland nicht deutlich ausgebaut wird, helfen auch 9-Euro-Tickets und 49-Euro-Tickets nicht, die Menschen zum Umsteigen zu bewegen. Das zeigt jetzt auch eine Studie des DIW. Sie macht sichtbar, dass das 9-Euro-Ticket im Sommer 2022 den Umstieg in รถffentliche Verkehrsmittel im Alltag nicht befรถrdert hat. Der Anteil der Autofahrten am Gesamtverkehr blieb zwischen Juni und August 2022 konstant, wรคhrend lรคngere Fahrten mit รถffentlichen Verkehrsmitteln einfach zunahmen.
Gรผnstige Mobilitรคtsangebote wie das 9-Euro-Ticket fรผhren in der Alltagsmobilitรคt nicht dazu, dass mehr Wege mit dem รถffentlichen Personennahverkehr (รPNV) statt mit dem Auto zurรผckgelegt werden. Das ist das Ergebnis einer Studie am Deutschen Institut fรผr Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), fรผr die erstmalig Bewegungsdaten und die Antworten aus reprรคsentativen Umfragen wรคhrend der drei Gรผltigkeitsmonate des 9-Euro-Tickets im Sommer 2022 zusammengefรผhrt wurden.
Das Angebot muss ausgebaut werden
โDer Preis ist nur eine Komponente fรผr einen attraktiven รถffentlichen Nahverkehr, entscheidender fรผr den Umstieg vom Auto in Busse und Bahnen ist ein zuverlรคssiges und gut ausgebautes Angebotโ, sagt Verkehrsรถkonom Dennis Gaus, der mit den DIW-รkonom/-innen Heike Link und Neil Murray die Studie erstellt hat.
โGerade auf dem Land mรผsste der รถffentliche Nahverkehr so ausgebaut werden, dass die Menschen die รถffentlichen Verkehrsmittel รผberhaupt als Alternative wahrnehmen. Wenn der รPNV jedoch keine Alternative darstellt, ist auch der Fahrpreis nicht relevant.โ
Die Studienautor/-innen haben die Wirkung des staatlich subventionierten 9-Euro-Tickets auf das Mobilitรคtsverhalten in Deutschland zwischen Juni und August 2022 untersucht und als Vergleichsmonate den Mai und September herangezogen. Dafรผr nutzten sie auch die Ergebnisse aus den reprรคsentativen Befragungen der beiden Meinungsforschungsinstitute GIM Gesellschaft fรผr Innovative Marktforschung und intervista.
Demnach nutzten 57 Prozent der unter 30-Jรคhrigen das 9-Euro-Ticket, womit junge Menschen die grรถรte Nutzer/-innengruppe waren. Auรerdem kauften 60 Prozent der Menschen mit einem Haushaltsnettoeinkommen von weniger als 1.000 Euro im Monat das Ticket โ im Schnitt รผber alle Einkommensgruppen kauften nur rund 40 Prozent die vergรผnstigte Karte fรผr Fahrten in ganz Deutschland. Damit hat die Bundesregierung zumindest eins der Ziele des 9-Euro-Tickets erreicht, nรคmlich Menschen von den stark gestiegenen Energiepreisen zu entlasten.
โGerade auf dem Land mรผsste der รถffentliche Nahverkehr so ausgebaut werden, dass die Menschen die รถffentlichen Verkehrsmittel รผberhaupt als Alternative wahrnehmenโ, sagt Dennis Gaus.
Wo bleiben die Mittel zum Ausbau des รPNV?
Die รผberdies von der Bundesregierung vorgebrachten Umweltziele, die Stรคrkung des รถffentlichen Personennahverkehrs (รPNV) und der Umstieg vom Auto auf Busse und Bahnen wurden hingegen nicht erreicht.
โVor diesem Hintergrund bleibt fraglich, ob das zum 1. Mai 2023 startende Deutschland-Ticket wirklich zu einem nennenswerten Umstieg hin zum รPNV fรผhren wirdโ, sagt Gaus. Zumal die im Zusammenhang mit dem 9-Euro-Ticket befragten Menschen angaben, dass sie im Schnitt lediglich 29 Euro fรผr ein deutschlandweit nutzbares Ticket in Bussen und Bahnen ausgeben wรผrden.
โDas 49-Euro-Ticket verringert die Einnahmen der Verkehrsunternehmen, die dann weniger finanzielle Mittel fรผr den Ausbau des รถffentlichen Nahverkehrs habenโ, sagt Gaus und rรคt zu untersuchen, wie das fรผr das Deutschland-Ticket ausgegebene Geld im Rahmen anderer Maรnahmen effektiver zu verkehrspolitischen Zielen beitragen kann.
Empfohlen auf LZ
So kรถnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstรผtzen:
Keine Kommentare bisher