In den sozialen Medien überschlagen sich seit Tagen die Meldungen, dass das 49-Euro-Ticket bei vielen Anbietern nur mit Bonitätsprüfung erhältlich ist. Grund dafür ist, das 49-Euro-Ticket ist nur im Abonnement erhältlich sein wird und in den AGB der Anbieter steht, dass für dieses Abo eine Bonitätsprüfung erforderlich wird. Es wird spekuliert, dass bedürftige Menschen, die oft eine schlechte Bonität haben, vom Erwerb des 49-Euro-Tickets ausgeschlossen werden.
Wie sieht das bei den LVB aus? Wir haben bei der Leipziger Gruppe nachgefragt:
In den AGB der LVB vom 1.8.2022 wird unter „Voraussetzung für ein Abonnement“ ausgeführt: „Die LVB behalten sich eine Bonitätsprüfung vor. Bei einem negativen Prüfergebnis kommt kein ABO-Vertrag zustande.“ Folglich wollten wir wissen:
1. Gilt das auch für das 49-Euro-Ticket?
2. Ist für das 49-Euro-Ticket eine Sonderregelung vorgesehen?
3. Wie können bedürftige Menschen, mit Schufa-Eintrag, das 49-Euro-Ticket erwerben?
Die Antwort kam schnell, Marc Backhaus von der Konzernkommunikation antwortete, zuerst per Telefon und bestätigte das dann auch per Mail. Die Antwort lautet: „Die LVB führen beim Deutschland-Ticket, wie auch bei den anderen Abo-Produkten, mit Ausnahme von Leipzig Move und Abo Flex, keine automatische Bonitätsprüfung durch. Eine solche erfolgt nur begründet, z. B. bei Zahlungsausfall.“
Es ist gut zu wissen, dass die LVB nicht generell eine Bonitätsprüfung durchführen und das auch für das 49-Euro-Ticket gilt.
Also alles gut?
Für diesen Umstand ja, es wäre aber besser, wenn es das 49-Euro-Ticket auch als Sozialticket gäbe. Zugegebenermaßen ist es, wie auch Marc Backhaus ansprach, ein Vorteil, dass es in Leipzig das Sozialticket für Inhaber des Leipzig Passes gibt. Es wäre von Vorteil, wenn dies auch für das deutschlandweit gültige Ticket der Fall wäre. Einige Bundesländer und auch einzelne Kommunen prüfen solche Modelle, Sachsen ist nicht dabei und aus Leipzig ist nichts zu hören.
49-Euro-Sozialticket – ein Rechenbeispiel
Die Stadt Leipzig bezuschusst das Sozialticket für ein LVB-Abo-Basis für die Zone 110, Monatspreis 60,90 Euro, mit 50 % der Preisdifferenz zum Preis des entsprechenden Sozialtickets. Dieser beträgt 31,20 Euro, das sind 16,75 Euro pro Sozialticket für die Stadt. Ursprünglich betrug der Preis für das Sozialticket 35,00 Euro, er wurde mit einem Stadtratsbeschluss auf 31,20 (bei monatlicher Zahlweise) reduziert. Die aus diesem Beschluss hervorgehende Differenz von 3,80 Euro trägt die Stadt.
Die restlichen 12,95 Euro übernimmt das Nahverkehrsunternehmen, also die LVB. Es bleibt letztendlich bei einer Differenz von 29,70 Euro.
Wenn also nur der städtische Anteil von 16,75 Euro für das Sozialticket vom 49-Euro-Ticket abgezogen würde, betrüge der Preis für das entsprechende Sozialticket 49,00 Euro – 16,75 Euro= 32,75 Euro.
Das wäre nahe dran am jetzigen Sozialticket, welches für eine Zone gilt. Es ist selbstverständlich zu bedenken, dass die Mitnahmeregeln beim 49-Euro-Ticket andere sind.
Darüber nachzudenken könnte sich aber lohnen.
Der Beitrag entstand im Rahmen der Workshopreihe „Bürgerjournalismus als Sächsische Beteiligungsoption“ – gefördert durch die FRL Bürgerbeteiligung des Freistaates Sachsen.
Es gibt 2 Kommentare
Der Gedanke der sehr einfachen Beschaffung und Nutzung des 9 Euro Tickets war doch, vom seltsamen Sonderpreis abgesehen, sehr, sehr gut. Es ist richtig nervig, dass es beim 49-Euro-Ticket anscheinend nur Stolpersteine und Problemchen gibt, die gefunden werden. Und dass es auch nicht einheitlich wird, weil viele Verkehrsverbünde wieder eigene Anschlusstickets und andere Ideen erfinden, die eine wirklich freizügige Nutzung aus Fahrgastsicht erschweren.
Ich würde es sehr begrüßen, auch wenn ich davon nicht persönlich profitieren würde. Ich kann mir aber leider auch vorstellen, dass es bestimmt irgendeine verschrobene Regelung gibt, welche die einfache Umsetzung verhindert.
Und eine entsprechende Regelung für das Bildungsticket wäre auch gut.