Die Stelle ist absichtlich gewählt – citynah, gut einsehbar und an der am stärksten befahrenen Radroute aus dem Leipziger Westen, direkt am Grimmaischen Steinweg. Monatelang war die Säule mit einer Plane umwickelt. Man sah nicht, dass sie zählte. Am Donnerstag, dem 16. März, wurde sie von Baubürgermeister Thomas Dienberg und Dr. Christoph Waack, Radverkehrsbeauftragter Stadt Leipzig, offiziell in Dienst gestellt: die Säule mit dem Display, das direkt anzeigt, wie viele Radfahrer/-innen hier vorbeikommen.
Weil jede zurückgelegte Strecke mit dem Rad zählt, erfasst Leipzig automatisiert an immer mehr Standorten im Stadtgebiet vorbeifahrende Radfahrerinnen und Radfahrer. Die beiden Messstellen am Grimmaischen Steinweg sind ab sofort mit digitalen Displays ausgestattet, um ganz anschaulich die Dimension des Radverkehrs in der Stadt zu verdeutlichen. Die beiden Zählstellen informieren jeweils live darüber, wie viele Räder den Standort pro Fahrtrichtung bereits passiert haben, dargestellt als Jahres- und Tageswert.
Baubürgermeister Thomas Dienberg, der per Rad zum Pressetermin kam, sagt: „Immer mehr Leipzigerinnen und Leipziger nutzen für immer mehr Wege das Rad. Die Zählstellen liefern darüber wichtige Informationen, sodass die Fördermaßnahmen für den Radverkehr geprüft und verbessert werden können. Für die Radfahrenden hingegen machen sie symbolisch sichtbar, dass jede Fahrt mit dem Rad zählt! Ziel ist es daher, das Netz der Zählstellen sukzessive zu erweitern.“
Die Zahlen aus allen mittlerweile existierenden elf Zählstellen werden direkt ins Dashboard Dauerzählstellen der Stadt eingespeist, wo man einen Überblick bekommt, wie sich der Radverkehr in Leipzig entwickelt. Man müsste gar nicht zählen, um wahrzunehmen, wie er seit Jahren zunimmt.
Das Anzeigedisplay der Firma Eco Counter im Grimmaischen Steinweg ist jeweils an die vorgelagerte Dauerzählstelle gekoppelt. Diese Messstellen funktionieren über in den Boden eingelassene Induktionsschleifen, sie erfassen alle Fahrräder mit Bauteilen aus Metall. Radfahrerinnen und Radfahrer im Grimmaischen Steinweg können so erkennen, wie sich die angezeigte Zahl im Display beim Vorbeifahren erhöht. Weil die Straßenseiten im Grimmaischen Steinweg zu weit entfernt für einen gemeinsamen Messpunkt liegen, wurden hier in beide Fahrtrichtungen Zählstellen und jeweils ein Anzeigedisplay eingerichtet.
Das Netz der Zählstellen wächst
In den vergangenen Monaten wurde das Leipziger Netz für Fahrradmesstellen zudem deutlich ausgebaut: Zu den sechs bisher vorhandenen Standorten kamen fünf neue Dauerzählstellen hinzu. Neben den beiden Stelen im Grimmaischen Steinweg auch in der Georg-Schumann-Straße, der Lützner Straße, der Wurzner Straße sowie auf der Sachsenbrücke. Diese Standorte liegen jeweils auf wichtigen Routen des Alltagsradverkehrs.
Dr. Christoph Waack, der Radverkehrsbeauftragte der Stadt, sagt: „Dauerzählstellen liefern uns wertvolle Daten – etwa um Langzeittrends identifizieren und Verkehrsmodellierungen vornehmen zu können. Und sie dienen zugleich der Evaluation von Fördermaßnahmen für den Radverkehr.“
Selbst schlechtes Wetter halte die Leipziger nicht vom Radfahren ab, sagt Waak. Selbst bei regnerischem Wetter sänken die Zahlen an den Messstellen nur auf 70 Prozent, bei Schnee und Eis auf 50 Prozent. 2.500 Radfahrende kämen allein an dieser Stelle täglich vorbei. Doch diese Zahl dürfte zu niedrig angesetzt sein.
Die Zählstelle auf der Südseite des Grimmaischen Steinwegs zeigt seit Jahresbeginn schon 201.000 Radfahrende an – also über 3.000 pro Tag. Die Frequenz auf Nord- und Südseite ist ziemlich dieselbe. Kurz nach 9 Uhr zeigten beide Säulen schon über 670 Radfahrer/-innen an. Im Lauf des Jahres dürften hier also deutlich über 1 Million Vorbeiradelnde gezählt werden.
Womit die Zahlen eben auch Argumente liefern, das Radwegenetz weiter auszubauen – und zwar entsprechend der Nutzung.
Die zentralen Daten der sechs bereits länger bestehenden Radzählstellen sind im Dashboard der Stadt Leipzig online einsehbar. Nach einem mehrwöchigen Testbetrieb der fünf neuen Zählstellen, werden deren Daten ebenfalls in die Online-Darstellung integriert, kündigt das Verkehrsdezernat an. Dies ist für das Ende des zweiten Quartals 2023 vorgesehen.
Die Gesamtkosten für die fünf neuen Zählstandorte belaufen sich auf rund 98.500 Euro, sie wurden aus dem Aktionsprogramm für den Radverkehr 2021/22 finanziert.
Empfohlen auf LZ
So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:
Keine Kommentare bisher