„Deutschlands Städte haben sich in einer multiplen Verkehrskrise festgefahren“, lauten die ersten Sätze im Dossier, das das Konzeptwerk Neue Ökonomie am Donnerstag, 15. Dezember, veröffentlicht hat. „Innenstädte sind mit parkenden, im Stau stehenden und fahrenden Autos verstopft, Abgase und Feinstaub führen zu gravierenden gesundheitlichen Schäden und tausenden vorzeitigen Todesfällen jedes Jahr.“ Und dabei könnten autofreie Städte ein relevanter Beitrag zu einer gerechten Mobilitätswende sein.
Neben dem CO₂-Reduktionspotential bieten sie Gestaltungsspielraum für eine höhere Lebensqualität durch saubere Luft, Platz für Begegnung und mehr Sicherheit. Zu der konkreten Umsetzbarkeit und politischen Rahmenbedingungen für autofreie Städte hat das Konzeptwerk Neue Ökonomie sein Dossier veröffentlicht, das explizit auch darauf aufmerksam macht, dass es zuallererst darum geht, die Unabhängigkeit vom Auto zu ermöglichen.
„Unsere Städte wurden für Autos gebaut – mit gravierenden Folgen für das Leben der Stadtbewohner/-innen. Um Menschen und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt der Stadtgestaltung zu rücken, muss die Zahl der Autos drastisch reduziert werden. Mit unserem Dossier zeigen wir auf, wie das möglich werden kann und welche Instrumente breites in anderen Ländern erprobt sind“, sagt Carolina Achilles, Autorin des Dossiers.
Gesetze verhindern Mobilitätswende
Der Verkehrssektor trägt in erheblichem Maße zur Klimakrise bei. Mit jährlich knapp 150 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten ist dieser für ein Fünftel aller Treibhausgasemissionen Deutschlands verantwortlich.
Darüber hinaus sind Innenstädte mit parkenden, im Stau stehenden und fahrenden Autos verstopft, Abgase und Feinstaub führen zu gravierenden gesundheitlichen Schäden und an 72 % der Verkehrsunfälle sind Autos beteiligt. Gleichzeitig fehlt es an Grünflächen, Begegnungsräumen, bezahlbarem Wohnraum und Spielplätzen.
„Um die Mobilitätswende voranzutreiben, muss endlich gesetzlich verankert werden, dass Gesundheit und Klimaschutz Vorrang vor Verkehrsfluss haben. Denn bisher sind den Kommunen häufig die Hände gebunden. Um das zu ändern, braucht es eine grundlegende Reform des Verkehrsrechts“, so Achilles weiter.
Antriebswechsel reicht nicht
Deutschlands Automobilsektor steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Das Dossier hebt hervor, warum statt eines reinen Antriebswechsels auf eine umfassende Mobilitätswende gesetzt werden sollte. Anstatt die sehr rohstoffintensive und mit Menschenrechtsverletzungen verbundene Elektrifizierung des individualisierten Autoverkehrs voranzutreiben, sollte der Moment des Wandels mit seinem vollen Transformationspotenzial genutzt werden.
„In Städten muss es darum gehen, die Bewohner/-innen, ihre Gesundheit, die Aufenthaltsqualität und gerechte Verteilung des öffentlichen Raums sowie den Klima- und Artenschutz in den Mittelpunkt zu rücken“, sagt die Autorin.
Die Veröffentlichung ist Teil des Projektes „Bausteine für Klimagerechtigkeit“, in dessen Rahmen vom in Leipzig heimischen Konzeptwerk Neue Ökonomie fortlaufend Politikvorschläge für eine sozial-ökologische Transformation veröffentlicht werden.
Herunterladen kann man das Dossier hier.
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