Was sind schon acht Jahre für die Umsetzung eines Stadtratsbeschlusses? Papier ist geduldig. Verhandlungen dauern. Und nur diese verflixten Radfahrer sind ungeduldig, weil sie am Leipziger Hauptbahnhof kaum sichere Abstellmöglichkeiten für ihre Fahrräder finden. Einfach Rad anschließen und in die S-Bahn springen – ein Traum. Nach acht Jahren bekommt das Anliegen der Grünen wieder freundliche Zustimmung aus der Verwaltung.
In ihrem Antrag für ein „Fahrradparkhaus am Hauptbahnhof“ haben die Grünen an ihren ursprünglichen Antrag von 2014 erinnert, der bis heute nur zur Hälfte umgesetzt wurde, denn das beantragte Busterminal wurde gebaut, das Fahrradparkhaus nicht.
„Seit Anfang 2014 ist unser bündnisgrüner Antrag ‚Umfeld des Leipziger Hauptbahnhofes als verkehrliche Drehscheibe neu ordnen und ausbauen‘ Beschlusslage mit der Zielstellung, einen neuen Fernbusbahnhof im Umfeld des Hauptbahnhofes zu verorten sowie ein ausreichendes und auch sicheres Angebot von Fahrradabstellplätzen zu schaffen“, betonen die Grünen.
„Anfang 2018 wurde zu unserer Freude das neue Fernbus-Terminal Hbf an der Ostseite des Hauptbahnhofes eröffnet. Die Schaffung ausreichender und insbesondere sicherer Fahrradabstellplätze im Hauptbahnhof bzw. in seinem unmittelbaren Umfeld steht allerdings noch aus, ungeachtet dessen, dass nun vor dem neuen Fernbus-Terminal weitere Fahrradbügel aufgestellt wurden. Der 2014 geschlossene Grundsatzbeschluss muss nun endlich komplett abgeschlossen werden. Auch im aktuellen Energie- und Klimaschutzprogramm ist das Fahrradparkhaus als Maßnahme zu finden. Es braucht aber die Umsetzung vor Ort!“
Sie verweisen dabei auf einen Vorschlag des Ökolöwe Umweltbund Leipzig e. V., der auf das Vorbild Potsdam hinwies: „Dort wurde am Hauptbahnhof ein ebenerdiges Parkdeck vergleichsweise kostengünstig in eine Radstation mit 550 überwachten Stellplätzen umgebaut.“
Doch für Leipzig gilt: „Trotz des Stadtratsbeschlusses von 2014 ist die Stadt bei diesem ebenfalls wichtigen Thema noch nicht wirklich entscheidend vorangekommen. Ein zentrales Fahrradparkhaus ist bis heute nicht in Sicht, obwohl am Leipziger Hauptbahnhof wie dargestellt ein hoher Bedarf für das sichere Abstellen von Fahrrädern aus allen Richtungen besteht.“
Workshop noch im November
Vielleicht hilft es ja, wenn es die Ratsversammlung noch einmal beschließt. Denn dass die Sache umgesetzt werden sollte, gibt auch das Verkehrs- und Tiefbauamt zu und schlägt zum Beschluss vor:
„Der Oberbürgermeister wird beauftragt, sich für die Schaffung sicherer dezentraler Fahrradabstellmöglichkeiten im Hauptbahnhof sowie dessen nahem Umfeld einzusetzen. Hierzu sind sowohl städtische Flächen als auch sonstige anzumietenden oder anzukaufende Flächen entsprechend herzurichten. Die dafür notwendigen Haushaltsmittel für Planung und Umsetzung werden vom Fachamt bedarfsgerecht angemeldet. Dem Stadtrat wird bis Ende 2023 ein Umsetzungsbericht vorgelegt.“
Denn ganz vergessen hat man die Sache nicht. Vielleicht liegt es auch daran, dass Thomas Dienberg als Verkehrsbürgermeister ein bisschen hartnäckiger ist als seine Vorgängerin im Amt.
„Hierzu laufen bereits entsprechende Prozesse zur Realisierung. Im Ergebnis soll der Leipziger Hauptbahnhof über gesicherte und ungesicherte sowie dezentral verteilte Fahrradabstellanlagen verfügen, die für alle Arten von Fahrrädern (einfache und hochwertige Standardräder, Pedelecs, Lastenräder) und Nutzergruppen (Tages- und Wochenpendler, Reisende und Einkaufsbesucher) geeignete Abstellmöglichkeiten bieten“, liest man in der Stellungnahme des Verkehrs- und Tiefbauamtes (VTA).
„Diese können sich in kostenpflichtige und kostenfreie Bereiche unterteilen. Im Aktionsprogramm Radverkehr 2021/22 ist als erster Schritt ein Workshop mit allen betroffenen Stakeholdern vorgesehen, der im November 2022 stattfindet. Hierbei wird die Verwaltung bereits durch die Informationsstelle Fahrradparken am Bahnhof der DB Station & Service AG unterstützt. Ziel ist die Ermittlung des Bedarfs und des Umfangs möglicher zusätzlicher Services im Zusammenhang mit der Entwicklung eines Betreibermodells zu diskutieren. Damit im Zusammenhang steht auch die Identifizierung möglicher Flächen für diesen Zweck.“
Welche Haushaltsmittel dann zur Umsetzung benötigt werden, könne das VTA jetzt noch nicht sagen.
„Dafür ist in einem vorhergehenden Schritt eine Machbarkeitsstudie zu erstellen, für die (vorbehaltlich der Beschlussfassung der Ratsversammlung) bereits Mittel über das Aktionsprogramm Radverkehr 2023/24 vorgesehen sind“, betont es. „Für die Erstellung der Machbarkeitsstudie ist wiederum eine Bedarfsanalyse notwendig, die bereits gestartet ist, und in deren Zusammenhang der Workshop im November 2022 zu sehen ist.“
Sodass sich erst 2023 abzeichnen wird, wie ein Fahrradabstellkonzept am Hauptbahnhof Leipzig aussehen könnte: „Die Vorlage einer Umsetzungskonzeption ist entsprechend der o.g. Aussagen zu notwendigen Vorarbeiten frühestens Ende 2023 zu erwarten.“
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