Mit einer Fachkonferenz geht am Montag, 28. November, das Forschungs- und Entwicklungsprojekt ABSOLUT zu Ende. In dem Vorhaben wurde ausgetestet, wie ein vollautomatisierter Bus-Shuttle zwischen dem Messegelände und dem BMW-Werk Leipzig funktionieren kann. Oder mit den Worten der Projektträger: „die erforderlichen Technologien für das Gesamtsystem eines hochautomatisierten ÖPNV-Bedarfsverkehrs“.
Getestet wurde unter anderem ein für das hochautomatisierte Fahren im öffentlichen Straßenverkehr bis 50 km/h zugelassener Elektro-Kleinbus als Entwicklungs- und Validierungsplattform, welcher auch mit den auf der Strecke befindlichen aufgerüsteten Lichtsignalanlagen vernetzt und von einem Sicherheitsfahrer überwacht wird.
„Das Projekt ist ein Meilenstein in der ÖPNV-Geschichte im Bereich des autonomen Fahrens. Es wurden viele Themen angepackt, viele Dinge entwickelt und insbesondere auch viel Input in die Branche gegeben, die wir als VDV weiterverarbeiten und weiter nutzen können“, sagt Martin Schmitz, Geschäftsführer Technik des Verbandes deutscher Verkehrsunternehmen e. V.
Fast 100 Testfahrten
Die Anbindung der automatisierten Fahrzeuge an die bestehenden Linienverkehre wurde durch eine im Projekt geschaffene Leitstelle realisiert, welche im Zusammenspiel mit einem Einsatzplanungsmodul sowie einer Mobiltelefon-App einen kundenfreundlichen Buchungskanal bildete.
In der finalen Erprobungsphase konnten nach fast hundert Testfahrten erstmals die gesamte Wirkkette von Kundenbuchung anhand Fahrzeugverfügbarkeit über Einsatzplanung/Fahrzeugdisposition und Übermittlung des Fahrauftrags an den automatisierten Bus sowie die automatisierte Erbringung der Fahrgastbeförderung als gesamtheitliche On-Demand-Verkehrsdienstleistung demonstriert werden.
„Mit dem Projekt ABSOLUT wurde ein wichtiger Beitrag zum zukunftsweisenden automatisierten On-Demand ÖPNV und damit zur Stärkung der nachhaltigen Mobilität in Leipzig geleistet. Gleichzeitig konnten im Verkehrsmanagement der Stadt praxiserprobte Erkenntnisse gewonnen sowie technische Grundlagen für den Betrieb der Verkehrstechnik für das automatisierte Fahren geschaffen werden. Damit ist Leipzig für zukünftige Entwicklungen in der Digitalisierung der Mobilität gut aufgestellt“, sagt Thomas Dienberg, Bürgermeister und Beigeordneter für Stadtentwicklung und Bau der Stadt Leipzig.
Das Projekt zeige, dass automatisierte, öffentliche Bedarfsverkehre für den sub-urbanen Raum technisch machbar seien und somit in verkehrsstrategischer Sicht das Potenzial haben, einen wertvollen Beitrag zur Reichweitenvergrößerung des ÖPNV in Stadtrandgebieten leisten zu können.
Die Einschränkung: Erwartungsgemäß konnte im Rahmen dieser ersten Technologieentwicklung noch kein Regelbetrieb möglich werden. Perspektivisch müsse daher im nächsten Schritt nun eine Referenzlösung für einen echten fahrerlosen Betrieb erarbeitet werden: Durch den Fernzugriff einer sogenannten „Technischen Aufsicht“ aus einer Leitstelle auf mehrere Fahrzeuge würde dann auch die avisierte wirtschaftliche Skalierbarkeit dieser Systeme darstellbar werden.
Künftig fahrerlos im Netz?
„Mit dem Projekt konnten wir das Können und Wissen mitteldeutscher Unternehmen sowie Partner bündeln und zeigen, dass automatisierte, öffentliche Verkehre technisch umsetzbar sind und somit einen wesentlichen Beitrag für eine Verkehrswende leisten können“, betont Ronald Juhrs, Geschäftsführer Technik und Betrieb der Leipziger Verkehrsbetriebe.
Gefördert wurde das Projekt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.
„Beim Technologieprogramm ‘Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien für Elektromobilität (IKT)´ ist das Projekt ABSOLUT ein Vorreiter, der uns darin bestärkt hat, im neuen Förderprogramm noch stärker den Fokus auf den Themenblock ‘autonomes Fahren’ zu setzen“, meint Dr. Frank Otten, DLR-Projektträger (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.).
„ABSOLUT ist bei der Entwicklung alltagstauglicher, autonomer Mobilität ganz vorne mit dabei. Nirgendwo sonst fahren in Deutschland hochautomatisierte Shuttle im öffentlichen Verkehr mit ortsüblichen Geschwindigkeiten von 50 und in Kürze sogar bis 70 km/h. Damit ist ein Fahren auf der Landstraße möglich.
Auch im Bereich Steuerung der Fahrzeuge aus der Leitstelle heraus (Teleoperiertes Fahren) ist ABSOLUT ein Vorreiter. Damit hat sich mein Herzensprojekt ABSOLUT als Leuchtturm für unsere Fördermaßnahme IKT für Elektromobilität qualifiziert.“
Im ABSOLUT-Konsortium aus Industrie, Kommune und Forschung arbeiteten die Leipziger Partner EASY ApiOmat GmbH, BitCtrl Systems GmbH, glts cotech GmbH, Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH, Sedenius Engineering GmbH, Verkehrs- und Tiefbauamt der Stadt Leipzig und die Virtence GmbH eng mit weiteren Partnern aus Sachsen, wie Technische Universität Dresden, IAV GmbH, FSD Fahrzeugsystemdaten GmbH sowie INAVET GmbH zusammen. Die assoziierten Partner Leipziger Messe GmbH und BMW Group Werk Leipzig unterstützten das Vorhaben aus der Nutzerperspektive.
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