Der neue Radverkehrsentwicklungsplan ist überfällig. Der alte lief eigentlich 2020 schon aus – mit einem dramatisch schlechten Umsetzungsstand. Nur ein Viertel der 2012 vom Stadtrat beschlossenen Maßnahmen wurde tatsächlich umgesetzt, rechnete der ADFC Leipzig 2020 vor. Denn kaum beschlossen, wurde der Plan nach 2012 auch gleich wieder mit aller Macht ausgebremst. Dass das unhaltbare Zustände an vielen Stellen des Netzes ergibt, umschreibt das Verkehrs- und Tiefbauamt lieber vorsichtig.

„Radfahren durch Grünanlagen funktioniert aus Sicht der Leipzigerinnen und Leipziger sehr gut. Bei der Trennung zwischen Rad- und Kfz-Verkehr sei hingegen noch Luft nach oben. Dies geht aus den Ergebnissen der im Juni 2022 durchgeführten Online-Befragung zum Radverkehr in Leipzig hervor“, meldete jetzt das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA).

„Die Befragung dient dazu, ein Gesamtbild zum Radverkehr zu entwickeln. Die Antworten und die eingegangenen Hinweise gehen in die aktuelle Bearbeitung des Radverkehrsentwicklungsplans 2030+ ein.“

Das kleine Plus soll wohl andeuten, dass es bis zum Beschluss im Stadtrat noch dauert und der neue Radverkehrsentwicklungsplan deshalb ĂĽber das Jahr 2030 hinaus gelten soll. Denn die lange Erarbeitungszeit zeigt nun einmal auch, wie viel Arbeit da seit 2012 liegengeblieben ist.

Die Stimmungsumfrage bei den Leipziger Radfahrern hätte man gar nicht gebraucht, denn die meisten Lücken im System sind seit 2010 bekannt.

Die Fragestellungen lauteten zum Beispiel: „Wie zufrieden sind Sie mit verschiedenen Radverkehrsangeboten?“, oder „Welche Themen sind Ihnen am wichtigsten bei der Umsetzung von Maßnahmen?“.

Ab dem 10. Juni 2022 hatten die Leipzigerinnen und Leipziger 20 Tage Zeit, online Fragen zum Radverkehr zu beantworten und Wünsche für dessen künftige Entwicklung zu äußern. 3.961 Personen beteiligten sich nach Auskunft des VTA an der Umfrage. Darüber hinaus konnten sie zusätzliche Hinweise zum Thema Radverkehr abgeben. Etwa ein Viertel der Befragten nahm diese Möglichkeit wahr.

Leipzigs Uralt-Problem: Radwege im StraĂźennetz

Radfahren im Park werde in Leipzig überwiegend als positiv bewertet, schätzt das VTA ein. Im Bereich der Straßeninfrastruktur sei dagegen Handlungsbedarf, um die Verkehrssicherheit zu verbessern: Lücken an Radwegen sollen geschlossen und Radverkehr vom Kfz-Verkehr getrennt und an Knotenpunkten besser geführt werden.

Hinsichtlich der Mobilitätsangebote wird das Lastenrad und die Verknüpfung des Fahrrads mit dem öffentlichen Verkehr als am wichtigsten angesehen. An Serviceangeboten wünschen sich die Leipzigerinnen und Leipziger vor allem mehr Abstellanlagen und einen optimierten Winterdienst.

Gerade junge Radfahrer/-innen melden sich zu Wort

Ein Blick auf die Nutzung von Verkehrsmitteln zeigt, dass die Befragten im Alltag häufig mehrere kombinieren, zum Beispiel Bus und Fahrrad. Folglich wünschen sie sich, dass umweltfreundliche Verkehrsmittel gut aufeinander abgestimmt sind. Vor allem das Fahrrad wird von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern häufig genutzt.

Über 60 Prozent gaben an, täglich Fahrrad zu fahren. Weitere 30,9 Prozent nutzen das Fahrrad ein- bis viermal in der Woche; 3,5 Prozent nur ein- bis zweimal im Monat. Lediglich 5 Prozent fahren nie oder fast nie Fahrrad. Um auch deren Interessen in der Befragung zu berücksichtigen, wurden entsprechende Fragen gestellt.

Die Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Online-Befragung mit 65,8 Prozent waren im Alter zwischen 25 und 45 Jahren. Mit 4,7 Prozent am geringsten vertreten waren Leipzigerinnen und Leipziger ĂĽber 65 Jahre.

15- bis 24-Jährige machten einen Anteil von 9,4 Prozent und 45- bis 65-Jährige einen Anteil von 22,5 Prozent aus. Mit 81,4 Prozent stand eine deutliche Mehrheit in einem Beschäftigungsverhältnis (Voll- und Teilzeit).

Weitere Informationen zum Projekt und alle Informationen zu den kommenden Beteiligungsformaten sind auf der Website der Stadt Leipzig unter dem Link www.leipzig.de/fahrrad zu finden.

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