Es gibt kaum ein Thema, bei dem derzeit so deutlich wird, wie groß die Schieflage in der Subventionierung von Mobilität in Deutschland ist. Denn nicht grundlos dreht sich die Diskussion um die Aufhebung des Dienstwagenprivilegs auf der einen Seite und die Schaffung eines preiswerten ÖPNV-Tickets auf der anderen, das sich alle leisten können. Und nicht grundlos ist die Autofahrerpartei FDP gegen beides.

Es geht dabei nicht nur um Geld. Obwohl allein schon der Geldfaktor Erstaunliches zu erzählen hat. Denn allein das sogenannte Dienstwagenprivileg kostet den Steuerzahlen jedes Jahr Milliarden. „Drei bis fünf Milliarden Euro im Jahr kostet nach Schätzungen das sogenannte Dienstwagenprivileg den Fiskus“, berichtete etwa der SWR.

Stille Subvention des Automarktes

Drei bis fünf Milliarden Euro, die ganz allein Menschen zugutekommen, deren Unternehmen ihnen Dienstwagen zur Verfügung stellen. Im Grunde eine verdeckte Subvention des Automarktes in Deutschland.

Und dagegen kann man jetzt eine Zahl stellen, die Oliver Wolff, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), dem Branchenverband für über 600 Unternehmen des öffentlichen Personen- und Schienengüterverkehrs, im Juli benannt hat.

Da haben die Verkehrsunternehmen nämlich mal nachgerechnet, was eigentlich ein Anschlussticket für das 9-Euro-Ticket kosten würde, das tatsächlich 38 Millionen Bundesbürger in den vergangenen drei Monaten erworben haben.

2 Milliarden Euro für ein 69-Euro-Ticket

„Ausgehend von der Prämisse, dass die ÖPNV-Tarife der Verkehrsverbünde für das Gros der Fahrgäste weiterhin attraktiv sein werden, schlagen wir insbesondere für diejenigen, die sich in der Marktforschung als relevante Zielgruppe erwiesen haben – zahlungswillige Autofahrerinnen und -fahrer – ein bundesweit gültiges ÖPNV-Klimaticket für 69 Euro pro Monat als einfache Fahrtberechtigung der 2. Klasse vor“, sagte Wolff schon im Juli, als sich abzeichnete, was für ein Erfolg ein bezahlbares Ticket für den kompletten Nahverkehr in Deutschland sein würde.

„Gleichzeitig würde so sichergestellt, dass neu hervorgerufene Mehrfahrten, wie beim 9-Euro-Ticket, auf einem vertretbaren Maß gehalten werden. Die Branche ist in der Lage, ab dem 1. September ein solches Klimaticket anzubieten. Dafür brauchten wir allerdings sehr schnell den entsprechenden Auftrag seitens der Politik. In einem zweiten Schritt für den 1. Januar 2023 könnten dann zum Beispiel sozialpolitisch wünschenswerte Varianten vorbereitet werden.“

Und er nannte auch die Kosten für dieses Ticket: „Das Klimaticket für 69 Euro wird Mehraufwendungen von etwa zwei Milliarden Euro pro Jahr nach sich ziehen, die getragen werden müssen. Über das Verfahren des ÖPNV-Rettungsschirmes lässt sich dieses bis Ende des Jahres einfach umsetzen, für das neue Jahr braucht es dann eine neue Regelung.“

Allein die Abschaffung des Dienstwagenprivilegs würde es ermöglichen, ein im ganzen Bundesgebiet gültiges Nahverkehrsticket für 69 Euro im Monat zu finanzieren. Aber zur Rechnung gehört noch ein anderer Faktor, denn es geht ja nicht nur um die finanzielle Entlastung der Bundesbürger, sondern um eine echte Mobilitätswende, die man mit einem Tankrabatt garantiert nicht zustande bekommt.

Aber dafür mit einem attraktiven ÖPNV-Ticket.

Wenn ein Verkehrsminister keine Verkehrswende will

Und da geht es dann auf einmal um das von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) vorgelegte „Klima-‚Sofortprogramm‘“, das Christian Stöcker auf „Spiegel online“ einen Affront nannte. Denn in Wissings Progrämmchen stecken nur lauter Wünsch-dir-Was, aber kein einziges Modul, das wirklich echte CO₂-Einsparungen im Verkehr mit sich brächte.

Und Stöcker nennt dann auch die CO₂-Kontingente, die sofort eingespart werden können, wenn z.B. das von der FDP heftig bekämpfte Tempolimit auf Autobahnen eingeführt würde (hier zu den Zahlen des Umweltbundesamtes) und ein Fortsetzungsticket für das 9-Euro-Ticket geschaffen wird

Und dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen zufolge könnte das 9-Euro-Ticket, wenn es weiterliefe, etwa 7,2 Megatonnen CO₂ pro Jahr einsparen helfen, bis 2030 also gut 57 Megatonnen.

Das sind zwar noch nicht die 275 Millionen Tonnen CO₂, die Deutschland bis 2030 einsparen müsste, aber es wären erste und vor allem bezahlbare Schritte hin zu einem anderen Mobilitätsverhalten. Und mittlerweile werben auch das Umweltbundesamt, die Verkehrsminister der Länder und der Deutsche Städte- und Gemeindetag für ein 69-Euro-Ticket als Nachfolger des 9-Euro-Tickets. Letzterer eigentlich noch weitergehender, denn ein bundesweit gültiges 365-Euro-Ticket wäre ein deutliches Zeichen, dass Deutschland die Verkehrswende tatsächlich ernst nimmt.

Minister mit Wunschdenken

Und der lähmende Tarifdschungel, der viele vom ÖPNV abschreckt, könnte damit endlich beseitigt werden, stellt der Städte- und Gemeindetag fest: „Dazu gehört eine Beendigung des Tarifdschungels im ÖPNV und ein möglichst bundeseinheitliches Ticket. Eine Fortsetzung des 9-Euro-Tickets ist kaum zu finanzieren. Ziel sollte ein dauerhaft günstiges, einheitliches Ticket, wie etwa ein 365 €-Jahres-Ticket sein.“

Der Mann, der diese logischen Schritte hin zu einem umweltfreundlichen Verkehr freilich derzeit bremst, heißt Volker Wissing. (Hier zum „Sofortprogramm“ des Bundesverkehrsministeriums). Ganze 13,66 Tonnen CO₂ würde sein „Sofortprogramm“ bis 2030 einsparen. Obwohl alle wissen, dass es die jetzige Bundesregierung ist, die alle Hebel umstellen muss, damit Deutschland seine Klimaziele bis 2030 überhaupt erreicht.

„Wir können uns keine Minister leisten, deren politisches Programm sich auf Blockade, Realitätsverweigerung und magisches Denken beschränkt“, schreibt Christian Stöcker. Dem kann man sich nur anschließen.

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Es gibt 17 Kommentare

Privileg bedeutet hier m.E., dass das Dienstfahrzeug dem Privatauto steuerlich nicht gleichgestellt, sondern privilegiert wird. Es werden weniger Steuern bezahlt. Dies ist natürlich eine verdeckte Subvention auf Autos sowie Betriebskapital und würde bei Wegfall erhöhte Steuereinnahmen bringen, weil entweder der normale Steuersatz aufs Auto fällig oder ein höheres Bruttogehalt auch höher versteuert würde.

Diese Berufe-Wertungs-Diskussion war auch eigentlich unnütz. Mich hatte der im Raum stehende Satz vom privilegierten Banker, der unnütz wäre, und dennoch mehr Geld als die Pflegekraft verdiente, so sehr aufgeregt, dass ich mich etwas hineingesteigert habe, statt den Vergleich einfach so stehen zu lassen als das, was er aus meiner Sicht ist: Sozialistische Sozialromantik.

Kommt nun nach dem ganzen Diskutieren tatsächlich nur heraus, dass der Kerngedanke des “Privilegs” im Wort “Dienstwagenprivileg” einfach nur daraus besteht, dass manche Leute mehr Gehalt bekommen als andere, bzw. sich ihre Gehaltsbestandteile unterscheiden?
Ich kann es mir nicht vorstellen, dass lediglich die Gehaltsunterschiede sich tatsächlich hinter der Forderung “Abschaffung des Dienstwagenprivilegs” stehen. Zwischendurch kam ja hier noch der Gedanke, dass 1 % Versteuerung des Wagenneuwertes zu wenig sei, und in dieser “Vergünstigung” ein Privileg bestehe, weil die Möglichkeit der privaten Nutzung eigentlich mehr wert sei. Dann allerdings ist die Abschaffung der privaten Nutzung irgendwie auch kein Gewinn für den Staat, weil dann weniger Steuern bezahlt werden, da das Fahrzeug nur noch dienstlich genutzt wird…oder ich übersehe da fiskalisch irgendwas.
Wie gewinnt der Staat an Geld, was er zum Beispiel für den ÖPNV einsetzen könnte, wenn die Angestellten mit Dienstwagen diese nicht mehr privat nutzen können? Das, was Herr Julke in seinem Kommentar um 11:42 geschrieben hat, gilt ja allgemein für dienstlich beschaffte Fahrzeuge, egal wie sie genutzt werden.

Ich persönlich empfinde meinen Dienstwagen als Privileg.
Ob der mich jetzt teurer oder billiger kommt, als ein Privatfahrzeug, habe ich nicht berechnet, ist mir auch egal.
Wenn es der Sache dienlich ist, dann gerne das “Dienstwagenprivileg” abschaffen. Obwohl das nicht reichen würde, denn 69 Euro monatlich für den ÖPNV sind ein schlechter Witz, 30 Euro sollten es maximal sein.
Eine Kompensation (höheres Bruttoentgelt) wird wohl jeder Dienstwageninhaber dann von seinem Arbeitgeber erhalten, somit wäre das an dieser Stelle kein Verlust.

P.S.: Die abseitige Diskussion über den “Wert” verschiedener Berufe finde ich befremdlich. Ich kann mir auch nicht vorstellen, was eine solche Taxierung bringen soll.

Das mit der Pflegekräfte ist interessant, ich kenne einige die ihren Dienstwagen auch privat nutzen dürfen. Das sind dann wohl Privilegierte? Bei den Hochmotorisierten Fahrzeugen z. Bsp. für ARD Intendanten usw. bin ich Ihrer Meinung. Man kann aber nicht alle über einen Kamm scheren.

Ich hatte überlegt, ob ich es gleich dazuschreibe, aber der Text war eh schon so derb lang. Dann eben hier, da Sie nun doch darauf kommen:
Ohne meinen Job funktioniert im Krankenhaus nichts, was mit elektrischen Strom zu tun hat. Die von Ihnen erwähnte Krankenschwester (Sie scheinen wirklich nur in Ihren Artikeln zu gendern) kann dann Spritzen verabreichen oder Verbände wechseln, aber alles mit einem Stecker dran geht dann nicht.
Gehälter sind unterschiedlich, egal ob Sie mir kapitalistische Verwertungslogik unterstellen oder das eben sein lassen. Ich brauche, wenn ich krank bin, die Krankenschwester, und mein Beruf wird auch gebraucht. Mit Ihrem, bei allem Respekt vor Ihnen, sehr moralinsauerem Argument müssten Pflegekräfte dementsprechend…was genau verdienen? 100.000 € / Jahr? 500.000€? Würden Sie sich festlegen? “Das Leben” kann man als solches nicht mit Geld aufwiegen. Und ansonsten hätte ICH überhaupt nichts dagegen, wenn jede Pflegekraft von mir aus mit nem Dienstwagen zum Krankenhaus fährt. Der Argumentation mancher Leute hier und da nach ist es ja mega günstig den Beschäftigten diesen besagten Wagen zu geben – es saniert die Firma quasi von allein.

Bei mir ging es 2013 beim alten Arbeitgeber mal darum: 400 Euro Brutto mehr Gehalt, oder einen Dienstwagen zur privaten Nutzung. Die “nutzlosen” (nicht meine Formulierung) Zahlendreher kamen dann auf 800-900 € an Zusatzkosten für den Betrieb. So billig war der angedachte Golf damals. Die Entscheidung fiel dann logischerweise dagegen.

@Sebastian: Wenn Sie eine Pflegeleistung eines Menschen in der “Wertschöpfung” übertreffen wollen, müssen Sie mit diesem Argument alle Wertschöpfungen derer übertreffen, die ohne diese Pflege (siehe Krankenhaus), nicht wieder vollständig genesen oder versterben würden.

Sie sehen sicher selbst ein, dass Sie da selbst unter Ihrer strikt kapitalistischen Verwertungslogik keine Chance gegen eine Krankenschwester haben, oder? Und da haben wir noch gar nicht darüber gesprochen, was so alles an sinnlosen (Konsum)Werten auf der Welt geschöpft wird.

Christian:
Ja, der Wertverlust bei neueren Autos ist natürlich nicht ohne. Stimmt schon, was Sie zur Bewertung der 2.000 Euro pro Jahr sagen.

> Das sind zumeist auch Transporter und größere Gefährte, welche den Straßenraum verstopfen.
Mal ehrlich: müsste eine Firma nicht auch den Parkplatz für die zahlreichen Dienstwagen zur Verfügung stellen?
Ich fände es nicht sinnvoll, wenn Monteure, Boten, Fließenleger oder ähnliches erst mal mehr Verkehr generieren und Lebenszeit verschwenden, weil sie von ihrer Wohnung aus in eine außerhalb der Stadt liegende Zentrale fahren müssen, wo die ganzen Transporter dann stehen. Kann man so festlegen wie Sie meinen, aber warum ist das besser? Wegen dem eskalativen Wort “verstopfen”?

Ich finde es kein Privileg, dass z.B. ich mehr Geld verdiene als eine Reinigungs- oder Pflegekraft. Ich freue mich natürlich und schätze diesen Sachverhalt, ich gebe auch nicht sinnlos damit an, aber Privileg?? Ernsthaft? Also wenn DAS jetzt das hingehaltene Stöckchen sein soll, über das ich springen soll, bitteschön: Meine berufliche Wertschöpfung liegt durch eine Mischung von Ausbildung, Wille und Glück auf einem höheren Level als der von Ihnen genannte Beruf. Und das, ohne das ich Banker bin. 🙂
Wenn ich einen Fehler mache, dann kostet es das Unternehmen wesentlich mehr Geld, als wenn die Reinigungskraft einen Fehler macht. Auch der Banker (interessant, dass Sie diesen Beruf nicht geschlechterneutral formulieren) hat oft Verantwortung in nicht unerheblicher Höhe. Nun schreiben Sie von der Pflegekraft. In diesem Beruf ist es natürlich noch schwerer und irgendwo auch gefährlicher in der Öffentlichkeit von “verdientem Geld” zu reden und zu argumentieren, weshalb A weniger als B verdienen sollte. Ich finde Ihren Gedanken vom “nutzlosen” Banker (ich unterstelle mal, dass Sie es für die Diskussion absichtlich überspitzten) einfach abstrus. Wäre sein Beruf so sinnlos, müsste man die Leute nicht mit solch hohen Löhnen in die Bankbetriebe locken. Auch ich mag die Buchhalter und Zahlendreher von ihrer beruflichen Funktion her nicht so, aber am Ende gehen doch die Betriebe unter, die ihre Zahlen (oder eben die verwalteten Gelder) nicht im Griff haben. Klassischer Insolvenzgrund.
Ich bin für den Mindestlohn und für eine bewusstere Wahrnehmung der so genannten “weichen” care-Berufe. Ob Bezahlung da das Entscheidende ist glaube ich nicht (Bekannte erzählen eher von Stress und Überlastung), aber sicher gibt es auch an dieser Stelle nachzubessern.

Ich würde Ihnen Recht geben, dass es Auswüchse bei Gehältern gibt, die man allgemein schwer nachvollziehen kann. Aber es scheint mir grundsätzlich kein “Privileg” zu sein mehr als Mindestlohn zu verdienen. Und wenn zwischen AN und AG ausgehandelt wird, dass zum Lohn des AN noch ein sachlicher Wert kommt, ist das eben vertraglich so ausgehandelt, und Bestandteil dessen, den AN im Betrieb zu halten. Kein “Privileg”. Daher meine Kritik an dem Begriff.

> Abschaffung des Dienstwagens,
Sicher, dass es dann nicht private PKW-Anschaffungen geben wird? Die dann neben dem – nach Ihrer Lenkungsidee – rein dienstlich zu benutzenden Firmenfahrzeug stehen und somit mehr Platz als vorher nehmen?

> und freie Fahrt für freie Klimaschützer.
Juchhee. Mehr CO2 durch mehr Fahrtanreize. Eine Idee, die der gute Mann aus dem Artikel mit seinem 69-Euro-Ticket gerade vermeiden wollte. Grüner wirds nicht…

Markus, ich weiß nicht wie lange Sie die L-IZ schon lesen. Aber was ich hier und an anderer engagierter Stelle so mitverfolge, sind die Antworten ungefähr so zu prognostizieren:

– Personal für die zusätzlichen Angebote
–> die müssen eben mehr Geld bezahlen! (und irgendwie attraktiver werden. So wie es im Grunde jedem Mangelberuf zugerufen wird, der sich aus dem dünner werdenden Fachkräftepool bedienen soll)
– entsprechenden Fahrzeuge für die zusätzlichen Angebote
–> da muss eben mehr Geld locker gemacht werden!1!!1
– entsprechendes Wartungspersonal und -werkstätten
–> Alles mit Geld zu klären! Ganz einfach!
– entsprechende Abstellmöglichkeiten der zusätzlichen Fahrzeuge
–> Garagenhöfe weg. Ist alles überkommenes Zeug. Kann weg, wie die Golfplätze.
– entsprechende Neubaustrecken in der Fläche
–> Siehe “Freie Fahrt für freie Umweltschützer”: Parkplätze, Autostraßen weg. Außerdem universell: Muss halt mehr Geld her!
– entsprechendes Personal, welche Neubaustrecken, Werkstätten und Fahrzeuge baut u.s.w.
–> Geld!
und natürlich die entsprechenden Energiequellen
–> Jemand sollte mehr Solar bauen

Es ist also alles ganz einfach.

@Sebastian
Anmerkung zu Ihrer Rechnung.
Die knapp 2000 Euro im Jahr beinhalten aber, dass sie ein – meist – bis zu 6 Jahre junges Auto erhalten, mit diversen Extras, inkl. Anschaffungskosten (die der AG zahlt).
Die Anschaffungskosten sollten Sie mit einbeziehen, wenn Sie die 165 Euro monatlich bewerten.
Da ist zudem alles drin: Versicherungen, Steuer etc.

Weitere Fehlanreize der Dienstwagen sind z.B.:

* Meist wird der Kraftstoffverbrauch vom AG mit bezahlt. Das heißt, und das registriere ich ganz oft: Dienstwagen heizen meist ohne Rücksicht auf Kraftstoffverbrauch durch die Gegend.

* Viele AG machen es sich einfach, in dem die Arbeitnehmer die Dienstwagen mit nach Hause nehmen und dort im öffentlichen Verkehr hinstellen. Das sind zumeist auch Transporter und größere Gefährte, welche den Straßenraum verstopfen.
Mal ehrlich: müsste eine Firma nicht auch den Parkplatz für die zahlreichen Dienstwagen zur Verfügung stellen?
Ist auch eine Art Subvention der Firmen.

Als regelmäßger Nutzer des ÖPNV (Abo) habe ich doch ganz andere Fragen, die finanziellen klammere ich mal bewußt aus: Mir fehlt hier von den Verkehsrexperten der LIZ folgender Input zu diesen Themen:
– Personal für die zusätzlichen Angebote
– entsprechenden Fahrzeuge für die zusätzlichen Angebote
– entsprechendes Wartungspersonal und -werkstätten
– entsprechende Abstellmöglichkeiten der zusätzlichen Fahrzeuge
– entsprechende Neubaustrecken in der Fläche
– entsprechendes Personal, welche Neubaustrecken, Werkstätten und Fahrzeuge baut u.s.w.
und natürlich die entsprechenden Energiequellen
Für gute Nahverkehrsangebote reicht ein Blick zu unseren zahlreichen Nachbarn.

@Sebastian: und deshalb ist es also ok, dass auf das Privileg eines, sagen wir mal völlig unnützen Bankers, für Geldverwaltung mehr Geld zu verdienen, als eine Pflegekraft – auch noch das Privileg obenauf kommt, den Firmenwagen zu erhalten, weil diesen der Arbeitgeber steuerlich absetzen kann?

Hinzu kommt: Steuern (und Subventionen) sollen politische Lenkungswirkungen entfalten – sonst hießen sie nicht Steuern, sondern “ist-doch-egal-wie-die-Wirkung-ist”-Regeln. Im besten Falle passiert also durch einen Wandel wie im Artikel beschrieben folgendes: Abschaffung des Dienstwagens, ein (steuerlich hier dann hoch subventioniertes) Jobticket für den Arbeitnehmer auf Kosten des Arbeitgebers und freie Fahrt für freie Klimaschützer.

Ich finde es von vornherein schon mal gut das Vorschläge zur Kompensierung des 9 Euroticket gemacht werden. Was mich aber etwas wundert, das angenommen wird, das beim Wegfallen dieses Privileg das bis jetzt nur virtuell zur Verfügung stehende Geld im vollen Umfang auch anfällt. Das würde ich erst mal bezweifeln. Kleine Information, das ist auch in der Politik üblich (Berlin).

Das sind nachvollziehbare Argumente, die Sie zitieren. Den Punkt des “Privilegs” kann ich allerdings nach wie vor nicht nachvollziehen. Dass nicht jeder Arbeitnehmer gut verdient (egal wie sich der Lohn zusammensetzt) hat doch mit Bevorzugung (“Privilegierung”) erst mal nichts zu tun.

Hierbei – falls Sie die zweite Quelle überhaupt gelesen haben: “Für den Arbeitgeber stellt die Bereitstellung eines Dienstwagens eine günstige Art der Gehaltsumwandlung dar. Steuerlich ist ein Dienstwagen, auch wenn er Beschäftigten zur Privatnutzung überlassen wird, ein Betriebsmittel. Dadurch sind alle anfallenden Kosten (Anschaffungs- und Betriebskosten) steuerlich absetzbar. Der Kaufpreis kann in der Regel über einen Zeitraum von bis zu sechs Jahren abgeschrieben werden. Um die Steuererleichterung zu maximieren, lohnt es sich für ein Unternehmen daher spätestens alle sechs Jahre einen Neuwagen anzuschaffen. Zudem ist der steuerliche Vorteil größer, je teurer das erworbene Fahrzeug ist. Aus der betrieblichen Anschaffung eines besonders schnellen, bequemen oder luxuriösen Fahrzeugs ziehen die Nutzer_innen zudem private Status- oder Komfortgewinne, so dass eine steuerliche Subventionierung von Luxusgütern erfolgt.”

Danke für die Links!
Also wie vermutet, es geht um die 1-Prozent-Regel. Einmal mehr entpuppt sich ein Wort als Kampfbegriff in der Diskussion – denn das “Privileg” des Dienstwagens (ich habe keinen) besteht einfach darin, dass manche Arbeitgeber ihre Angestellten nicht nur mit Geld entlohnen, sondern ein Fahrzeug mit der privaten Flatrate-Nutzung zur Verfügung stellen. Was dann folgerichtig als Lohnbestandteil gesehen wird.
Und die Kritik im Artikel besteht unter anderem darin, dass dem Staat Geld entgeht (das wird auch als “Subvention” gesehen), weil die Vorteile dieses Gehaltsbestandteils größer seien als der versteuerte 1 % Neuwagenwert. Für einen mäßig ausgestatteten Golf habe ich es mal durchgerechnet. Mit der 1-%-Regel bekomme ich dann 165 € weniger Netto jeden Monat, also knapp 2.000 Euro jedes Jahr. Und die Behauptung ist, mein Vorteil durch das Auto sei noch höher? Also ich gebe zur Zeit jedenfalls nicht 2.000 Euro für mein Auto aus pro Jahr.

Der zweite Link hat dann noch andere Aspekte: Soziale und ökologische Fehlanreize. Das Thema “soziale Fehlanreize” würde ich persönlich ablehnen. Die Lohnhöhen sind unterschiedlich und wie eine Firma entlohnt, das sollte ihr nicht vorgeschrieben werden aus meiner Sicht. Absurde Minderbezahlung und absurde Managergehälter würde ich davon mal ausnehmen.
Zum Thema “ökologische Fehlanreize” mag es Möglichkeiten geben, über eine Progression (günstige, auch privat genutzte Dienstwagen werden gering besteuert, teure werden mit mehr Abgaben belegt) oder auch eine Leistungsbegrenzung zu steuern. Auch mit “elendig lahmen” 150 PS kann man Dienstgeschäfte erledigen, das muss nicht der Tesla oder großvolumige Audi sein.

Dass man mit all den Maßnahmen der heimischen Industrie ins Fleisch schneidet, ist natürlich klar. Und: hätte ich doch nur vor der Wahl gewusst, wie erfolgreich sich die FDP gegen das Tempolimit wehrt! 😀

Hier: de.wikipedia.org/wiki/Firmenwagen#Kritik_an_der_steuerlichen_Behandlung_von_Firmenwagen

Und hier: foes.de/de-de/publikationen/publikation?tx_foespublications_listpublications%5Baction%5D=show&tx_foespublications_listpublications%5Bcontroller%5D=Publication&tx_foespublications_listpublications%5Bpublication%5D=147&cHash=c00c5df1c789e6c77b55b8b96e9dc150

Ist mit “das Dienstwagenprivileg” die pauschale 1 % – Versteuerung von nicht nur dienstlich, sondern auch privat genutzten Dienstwagen gemeint?
Falls ja, wodurch entsteht dem Staat dabei Verlust?

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