Natürlich ist ein 365-Euro-Ticket bezahlbar. Auch in Leipzig. Das bestätigt sogar eine Stellungnahme der Stadtverwaltung zu einem gemeinsamen Antrag der Fraktionen von SPD, Grünen und Linken im Leipziger Stadtrat. Auch wenn die Aussage des Verkehrs- und Tiefbauamts (VTA) natürlich zuerst sehr abwehrend klingt: Das wird ja noch mehr Geld kosten! Aber es ist bezahlbar, kontert der Ökolöwe.
Die Aussage des VTA las sich so: „Eine vorläufige Abschätzung der Kosten eines 365 €-Tickets für Leipzigerinnen und Leipziger bis zur Vollendung des 27. Lebensjahres kann nur als Beispielrechnung auf der Grundlage der ab 01.08.2022 gültigen Preise erfolgen. Dementsprechend ist mit zusätzlichen Kosten in Höhe von ca. 1 Mio. € in 2023 (bei Einführung des Tickets ab 01.08.2023) und ab 2024 mit ca. 3 Mio. € / Jahr, inklusive der Risiken für Ausgleichszahlungen sowie einer zusätzlichen Reserve für die Tarifanpassungen 2023 und 2024, zu rechnen.“
Zusätzliche Kosten. Das sollte wohl die drei antragstellenden Fraktionen abschrecken, die sich mit einem 365-Euro-Ticket für alle Leipziger/-innen unter 28 Jahren den nächsten Schritt zur Einführung dieses Tickets durchaus vorstellen können. Eine Gruppe hat übrigens schon ein Anrecht auf dieses Ticket: die Inhaber eines Leipzig-Passes.
Nur 3 Millionen Euro?
Tino Supplies, Verkehrspolitischer Sprecher des Ökolöwen, zeigt sich von der Stellungnahme der Stadtverwaltung sogar überrascht: „Nur drei Millionen Euro für die erste Stufe des 365-Euro-Tickets? Das klingt nach einem guten Angebot – auch mit Blick auf die vielen Neukunden, die durch den preislichen Anreiz gewonnen werden. Dauerhafte Abo-Zahler/-innen sind eine verlässliche Einnahmequelle für Bus und Bahn. Daher: Los geht´s! Alles spricht für das Ticket.“
Dass die Einführung des 365-Euro-Jahresticktes im Stadtrat durch SPD, Grüne und Linke beantragt wurde, geht auf eine Forderung des Ökolöwen zurück. In einem entsprechenden Appell verlangte der Umweltbund vom Oberbürgermeister bereits seit Anfang 2019, einen attraktiven Nahverkehr zu erschwinglichen Preisen umzusetzen.
Bereits über 25.000 Leipziger/-innen teilen diese Ansicht. Der Ökolöwe fordert, die erste Stufe des 365-Euro-Tickets noch vor dem Sommerloch zu beschließen, damit ein nahtloser Übergang vom 9-Euro-Monatsticket garantiert werden kann.
Das wird so nicht klappen, denn bislang hat die Stellungnahme erst einmal nur die Dienstberatung des Oberbürgermeisters durchlaufen. Die Behandlung im zeitweilig beratenden Ausschuss Verkehr und Mobilität und in den Ausschüssen Finanzen und Stadtentwicklung und Bau steht noch aus. Sodass mit einer Behandlung in der Ratsversammlung erst nach den Sommerferien gerechnet werden kann.
Und es ist bislang auch nur „eine vorläufige Abschätzung der Kosten“, keine wirklich belastbare Kalkulation. Es würde gar nicht überraschen, wenn sich die tatsächlichen Kosten als deutlich niedriger erweisen, denn viele der jüngeren Leipziger sind sowieso schon mit kostengünstigeren Tickets unterwegs – etwa mit dem Azubi-Ticket, der Schüler Card oder dem Semester-Ticket.
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