Nein, sicherer gemacht haben sie Leipzig nicht. Und zur Verbesserung der Umweltbilanz tragen die E-Scooter, die seit Herbst im Stadtbild zu sehen sind, auch nicht bei. Sie waren eine jener kรผhnen Ideen von Ex-Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, der in seinem Amt vor allem durch das Drรผcken von Quietscheenten berรผhmt wurde, aber nicht wirklich durch belastbare Initiativen zur Verkehrswende. Trotzdem kann einer Petition zu E-Scootern in Leipzig vorerst nicht abgeholfen werden.
Diese Petition hatte Peggy Spitzner eingereicht, die damit vielen Leipziger aus dem Herzen gesprochen haben dรผrfte: โE-Scooter sind nicht notwendig in einer Fahrradstadt wie Leipzig. Ich war so stolz, dass sie scheinbar nicht zugelassen waren bisher, da alle meine Freunde aus Stรคdten, wo es E-Scooter bereits gibt, permanent darรผber schimpfen, wie Betrunkene nachts damit umherfahren und sich und andere gefรคhrden, die Dinger รผberall in der Landschaft herumstehen und Gehwege und Zufahrten blockieren oder gleich in den stรคdtischen Gewรคssern landen. Es passieren statistisch sehr hรคufig schwere Unfรคlle.โ
Und dass diese Gefรคhrte, die meist auch ohne Schutzhelm, aber mit hoher Geschwindigkeit gefahren werden, fรผr die Umweltbilanz in deutschen Stรคdten derzeit รผberhaupt keine positive Rolle spielen, dafรผr aber eher eine Belastung darstellen, darรผber berichtete jรผngst ja erst die โZeitโ.
Kommune darf gewerblichen Verleih nicht untersagen
Weshalb Leipzig, da es die Zulassung von Miet-E-Scootern nicht untersagen kann, auch gleich versucht hat, ein mรถglichst geordnetes Regime einzufรผhren. An dieser Stelle hat dann auch der Petitionsausschuss des Stadtrates die Stellungnahme der Stadt weitgehend รผbernommen.
โDas Begehr ist insofern berรผcksichtigt, als dass der Verleih von E-Scootern in Leipzig รถrtlich an die bestehenden Mobilitรคtsstationen gebunden ist und somit nicht รผberall stattfinden kann. Im รbrigen wird die Petition abgelehntโ, formuliert er und รผbernimmt auch die entsprechenden Erlรคuterungen der Stadt zum E-Scooter-Pilotprojekt.
โDie Petition, die E-Scooter in einer Fahrradstadt wie Leipzig fรผr nicht notwendig ansieht, verfolgt ggf. das (nicht konkret formulierte) Begehr, den Verleih von E-Scootern in Leipzig nicht zuzulassen. โ E-Scooter sind bundesweit zugelassene Verkehrsmittel, ein gewerblicher Verleih der Scooter kann durch die Kommune nicht untersagt werden. In Kenntnis der Entwicklungen in anderen Stรคdten hat sich Leipzig aber, mit dem Ziel, das Angebot mรถglichst nachhaltig zu gestalten, fรผr einen eigenen Weg entschieden.โ
E-Scooter als Erweiterung des Angebots
Zumindest dรผrfen die ausgeliehenen E-Roller nicht irgendwo beliebig im Stadtgebiet geparkt, sondern mรผssen an den offiziell ausgewiesenen Plรคtzen auch wieder abgestellt werden. Das soll auch verhindern, dass wutentbrannte Mitbรผrgern sie dann in der Weiรen Elster oder anderswo โentsorgenโ kรถnnten.
โDer Verleih der Elektroroller ist an die bereits bestehenden Mobilitรคtsstationen gebunden und wird รผber eine von den Leipziger Verkehrsbetrieben bereits durchgefรผhrte Ausschreibung organisiert, wonach zwei Verleihfirmen ihre E-Scooter in Leipzig dort aufstellen wollen. Dies ermรถglicht das ordnungsgemรครe Abstellen der Roller und schafft den bruchlosen รbergang zu einem anderen Verkehrsmittel. Darรผber hinaus wird der E-Scooter-Verleih in die Mobilitรคtsapp der Leipziger Verkehrsbetriebe (Leipzig Move) integriert und ist somit ein Mobilitรคtsangebot unter weiteren Angeboten. Insofern erweitert der Verleih von E-Scootern in Leipzig das Spektrum der multimodalen Mobilitรคt.โ
Die Integration von E-Scootern begann im Herbst 2021 im Rahmen eines Pilotprojektes an den bereits errichteten Mobilitรคtsstationen. Freilich kรผndigt die Stadt auch an: โEin sukzessiver Ausbau des Stationsnetzes wird vorbereitet.โ
Vorschlag des Petitionsausschusses bestรคtigt
Das heiรt: Es werden immer mehr dieser ausleihbaren Gefรคhrte, die dann neben den zum Verleih bereitstehenden Fahrrรคdern und Lastenfahrrรคdern das Verkehrsgeschehen bereichern. Und das in der Regel auf ohnehin schon viel zu schmalen und lรผckenhaften Radwegen. Das sieht eher aus wie der sechste Schritt vor dem ersten. Ob es gut geht, wird die Verkehrsunfallstatistik zeigen.
Der Stadtrat jedenfalls fand am 19. Januar erst einmal keinen Anlass zu einer grรถรeren Diskussion und votierte geschlossen fรผr den Vorschlag des Petitionsausschusses.
Die Debatte vom 19.01.2022
Video: Livestream der Stadt Leipzig
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Es gibt schon genug rรผcksichtslose Radfahrer, die einem auf Fuรwegen bald in den Rรผcken fahren, jetzt kommen noch die dazu! Es wird in Leipzig immer schlimmer! Da bin ich ja gespannt, wie viele Unfรคlle es da gibt!